Nach Amerika! Erster Band | Page 5

Friedrich Gerstäcker
Clara aber hatte Mitleid mit dem armen Menschen, den sie seines Unglücks wegen innig bedauerte, schenkte ihm oft eine Kleinigkeit und spottete nie über ihn, w?hrend Herr Dollinger selber, ihn als einen brauchbaren und treuen Diener, der noch au?erdem eine vortreffliche Hand schrieb, kannte und sehr zufrieden mit ihm war, ihm auch jedes nur m?gliche Vertrauen bewie?.
?Hallo, Lo?enwerder, was bringst Du mir da in's Haus?? rief ihm sein Principal jetzt halb lachend, halb erstaunt entgegen, als der kleine Mann das Zimmer betrat und schüchtern an der Thüre stehen blieb -- ?ist das für mich oder meine Tochter??
?Gewi? für mich, V?terchen,? rief Clara, rasch von ihrem Sitze aufspringend -- ?siehst Du, der Onkel hat mich doch nicht ganz vergessen mit meinem Fest, und mir Gru? und Geschenk geschickt.?
?Hehehe -- m? -- m? -- m?chten es sich wo -- wo -- wo -- wo -- wohl wü -- n -- nschen Fr?ulein? lachte aber der Stotternde, indem er Herrn Dollinger zuwinkte, da? das Paket für ihn sei -- ?ka -- ka -- ka -- kann ich mir de -- de -- de -- de -- denken -- Go -- go -- gold und Ba -- ba -- ba -- ba -- bank -- no -- noten.? Er zog dabei einen Brief aus der Tasche, den er dem Herrn übergab.
?Hm, hm, hm? sagte aber dieser kopfschüttelnd, ?und das bringst Du mir jetzt in's Haus -- gerade wo ich ausfahren will -- warum hast Du es denn nicht dem Cassirer gegeben??
?Ni -- ni -- nirgends zu fi -- fi -- fi -- finden? stotterte Lo?enwerder.
Herr Dollinger warf den Kopf, den Brief flüchtig durchfliegend, herüber und hinüber, sagte dann aber, aufstehend und das Papier vor sich hinlegend:
?Ja, da l??t sich denn weiter Nichts ?ndern; gieb mir das Paket Lo?enwerder, und sieh dann zu, da? Du Herrn Reibich findest. Ich lasse ihn bitten um sieben oder halb acht Uhr heute Abend auf einen Augenblick zu mir zu kommen -- verstanden??
?Ja -- ja -- jawohl He -- he -- he -- herr Do -- do -- do -- Do -- ?
?Schon gut? lachte Herr Dollinger, ihm zuwinkend, ?und hier, Lo?enwerder, magst Du auch einmal ein Glas auf das Wohl meiner Tochter trinken. Fr?ulein Clara's Geburtstag ist heute -- hier Clara, reich es dem jungen Herrn.? Er füllte dabei ein Wasserglas bis zum Rande voll von dem funkelnden, sch?umenden Na?, und w?hrend Clara mit freundlichem L?cheln dem armen Teufel das Glas credenzte, nahm Herr Dollinger das Paket mit Geld, ging zu dem nahen Secretair, in dem der Schlüssel stak, ?ffnete ihn, legte das Geld hinein, zog dann den Schlüssel ab und sagte, diesen der Tochter überreichend:
?So Kinder, heute mü?t Ihr einmal auf ein paar Stunden mein Cassirer sein, bis der andere aufgefunden werden kann.?
Clara nickte dem Vater freundlich zu, und Lo?enwerder, der das volle Glas in der Hand hielt und auf einmal ganz blutroth im Gesicht geworden war, hob es empor und rief stotternd:
?Fr -- re, re, re, re, re, r?u -- le -- le -- lein Cla -- ra -- ra -- ra -- ra -- aus ga -- ga -- ganzem He -- he -- he -- he -- he -- he -- her -- ze -- ze -- zen.?
Als ob er aber mit den Worten in der Kehle Luft gemacht, setzte er das Glas an, und der Wein verschwand wie durch Zauberei.
?Alle Wetter? lachte Herr Dollinger, der sich gerade nach ihm umdrehte, ?Lo?enwerder hat einen vortrefflichen Zug -- nun? -- hat's geschmeckt??
?Gu -- gut Herr Do -- do -- do -- do -- do.?
?Genug, genug? winkte ihm der Principal wieder ab -- ?also bestell mir das ordentlich.?
Lo?enwerder, der Art entlassen, und vielleicht froh aus einer Umgebung zu kommen, in der er sich nicht heimisch fühlen konnte, setzte das Glas auf einen Seitentisch ab, machte eine etwas linkische Verbeugung, und wohl wissend da? er zu einem ordentlichen Danke doch keine Zeit mehr übrig hatte, empfahl er sich ohne weiter auch nur einen Versuch zu mündlichem Abschied zu machen.
?Eine unangenehme Pers?nlichkeit? sagte Frau Dollinger zu ihrem Schwiegersohn in spe, als der Mann noch die Thür nicht einmal ordentlich hinter sich geschlossen hatte; ?ich kann mir nicht helfen, auf mich macht der Mensch immer einen fatalen Eindruck.?
?Wie -- wie befehlen Sie meine Gn?dige?? sagte der junge Henkel etwas zerstreut; Sophie bog sich in diesem Augenblick zu ihm nieder und flüsterte ihm ein paar Worte zu --
?Er kann ja doch Nichts für seine Gebrechen? nahm Clara aber die Antwort auf, ?und thut gewi? Alles in seinen Kr?ften sie eben durch gutes Betragen vergessen zu machen.?
?Papa, ich würde das Geld auch nicht so offen in dem Secretair da liegen lassen? sagte Sophie.
?Nicht so offen? -- ich habe ja zugeschlossen -- ?
?Nun, es ist immer nicht gerade gut, wenn die Dienstleute wissen wo man Geld liegen hat? stimmte die Mutter bei.
?Dienstleute??
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