aber ohne Freudigkeit.
"So schlag ein." Und Jörgli hielt Moni seine Hand hin, daß er hinein
verspreche, denn nur so galt ein Versprechen unwiderruflich.
Jörgli war sehr froh, daß er nun seiner Sache sicher war. Da aber Moni
so still geworden war und er einen viel weiteren Weg nach Hause hatte
als Moni, so beschloß er, mit seinen zwei Geißen aufzubrechen. Er
verabschiedete sich von Moni und pfiff den beiden Gefährten, die sich
inzwischen zu den weidenden Geißen des Moni gesellt hatten. Es
hatten einige bedenkliche Angriffe zwischen den beiden Parteien
stattgefunden, denn die Fideriser Geißen wußten nicht, daß man mit
einem Besuch artig sein muß. Und die Kübliser Geißen wußten nicht,
daß man nicht gleich die besten Kräutlein aussuchen und die anderen
davon wegdrücken darf, wenn man auf Besuch ist. Als nun der Jörgli
ein Stück den Berg hinuntergegangen war, brach auch Moni mit seiner
Schar auf, aber er war ganz still und sang keinen Ton und tat keinen
Pfiff auf dem ganzen Heimweg.
4. Kapitel
Moni kann nicht mehr singen
Moni kam am folgenden Morgen genauso still und niedergeschlagen
wie am Abend vorher den Weg zum Badehaus daher. Leise holte er die
Geißen des Wirts heraus und stieg weiter hinauf, aber er sang keinen
Ton, er schickte keinen Jodel in die Luft hinauf. Er ließ seinen Kopf
hängen und machte ein Gesicht, als fürchtete er sich vor etwas. Hier
und da blickte er auch scheu um sich, ob ihm nicht jemand nachkomme
und ihn etwas fragen wolle.
Moni konnte gar nicht mehr lustig sein. Er wußte erst selbst nicht so
recht, warum? Er wollte sich freuen, daß er das Mäggerli gerettet hatte
und einmal singen, aber er brachte nichts heraus. Der Himmel war
heute mit Wolken bedeckt, und Moni dachte, wenn die Sonne komme,
würde er schon wieder lustiger werden.
Als er oben angekommen war, fing es ganz tüchtig zu regnen an. Er
flüchtete unter den Regenfelsen, denn es goß bald in Strömen vom
Himmel herunter.
Die Geißen kamen auch heran und stellten sich da und dort unter die
Felsen. Die vornehme Schwarze hatte gleich ihren schönen glänzenden
Pelz schonen wollen und war noch vor dem Moni unter den Felsen
gekrochen. Sie saß jetzt hinter dem Moni und schaute aus dem
behaglichen Winkel vergnügt in den strömenden Regen hinaus. Das
Mäggerli stand vor seinem Beschützer unter dem vorragenden Felsen
und rieb zärtlich sein Köpfchen an seinem Knie. Und dann schaute es
erstaunt zu ihm auf, denn Moni sagte kein Wort, das war das Zicklein
nicht gewohnt. Auch seine Braune scharrte zu seinen Füßen und
meckerte, denn er hatte den ganzen Morgen noch nichts zu ihr gesagt.
Moni saß nachdenklich da. Er hatte sich auf seinen Stecken gestützt,
den er bei solchem Wetter immer zur Hand nahm, damit er an den
steilen Stellen nicht ausrutschen konnte. Denn an Regentagen zog er
Schuhe an. Jetzt, da Moni stundenlang unter dem Regenfelsen saß,
hatte er Zeit zum Nachdenken.
Jetzt überdachte Moni, was er dem Jörgli versprochen hatte. Und es
kam ihm nun nicht anders vor, als ob der Jörgli etwas genommen habe
und er selbst dasselbe tue. Schließlich hatte ihm der Jörgli doch auch
etwas für sein Schweigen gegeben. Er hatte etwas getan, was unrecht
war, und der liebe Gott war jetzt gegen ihn, das fühlte er in seinem
Herzen. Es war ihm recht, daß es dunkel war und regnete und er unter
dem Felsen verborgen war. Denn er hätte doch nicht wie sonst in den
blauen Himmel hinaufsehen dürfen, er fürchtete sich jetzt vor dem
lieben Gott. Aber auch noch andere Dinge mußte Moni denken. Wenn
nun wieder das Mäggerli über einen steilen Felsen hinunterfiele, und er
wollte es holen, und der liebe Gott würde ihn nicht mehr beschützen,
wenn er auch nicht mehr zu ihm beten und rufen dürfte, dann hätte er
keine Sicherheit mehr. Und wenn er dann ausrutschte und mit dem
Mäggerli tief über die zackigen Felsen hinunterfiele und beide ganz
zerrissen und zerschmettert unten im Abgrund lägen...
O nein, sprach er ängstlich zu sich, so durfte es doch nicht kommen. Er
mußte dafür sorgen, daß er wieder beten und vor den lieben Gott
kommen konnte mit allem, was ihm auf dem Herzen lag. Dann konnte
er auch wieder fröhlich sein, das fühlte Moni. Er wollte sich von der
Last befreien, die ihn bedrückte, er wollte gehen und alles dem Wirt
sagen--aber dann? Dann wurde Jörgli seinen Vater nicht überreden, und
der Wirt würde das Mäggerli totstechen. O nein! Das konnte er nicht
aushalten, und er sagte: "Nein, ich tue es nicht, ich sage nichts." Aber
es war ihm nicht wohl dabei und sein schlechtes Gewissen wurde
immer größer.
So verging dem Moni der ganze Tag. Er kehrte abends so lautlos heim,
wie er morgens gekommen war. Und als unten beim Badehaus Paula
stand und schnell zum Geißenstall herübersprang
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