Mister Galgenstrick | Page 5

Karl Ettlinger
an den Mund, trank -- und warf die Flasche entsetzt fort, denn es sa? ein brennender D?mon darin.
Von dem Klirren der Flasche erwachte Jim Boughsleigh, ?chzte und sprach die heiligen Worte: ?Mich is schlecht! Very hundsmiserabel is mich!?
Sp?terhin, als wir uns etwas angefreundet hatten, wollte Jim Boughsleigh auch #mir# von seinem heiligen Wasser zu trinken geben. Aber ich lehnte ab, weil in den Vorschriften unserer Religion kein Gebot enthalten ist, D?mone zu trinken. Und weil ich der Ansicht bin, da? der Genu? des Wassers vom heiligen Strom in Benares, obwohl Pestkranke darin baden und Tierleichen darin schwimmen, lange nicht so viel Schaden auf der Welt anrichtet als der Genu? des heiligen Whiskeywassers.
Jim Boughsleigh war ein Narr wie alle Europ?er. Befand er sich in unheiligem, n��chternem Zustand, so fand er nicht genug Worte des Lobes f��r seinen Stand und seinen Herrscher. Er bl?hte sich auf wie ein Kalkuttahahn und kr?hte:
?Ich bin ein Soldat Seiner Majest?t des K?nigs von England, des Kaisers von Indien! God save the King!?
?Ist dein K?nig sehr m?chtig?? frug ich ihn.
?Der m?chtigste K?nig der Welt! Von Rechts wegen sollte ihm die ganze Erde geh?ren!?
?Wieviel Frauen hat er denn?? erkundigte ich mich weiter.
?Schafskopf! Eine einzige!?
Da dachte ich mir meinen Teil. -- Ein K?nig, der sich nur eine einzige Frau leisten kann, kann nicht gar so reich sein! Jeder indische F��rst hat ein paar hundert.
Aber ich wollte nicht vorschnell urteilen, denn ich bin ein Hindu und kein Europ?er, und deshalb fuhr ich fort zu fragen:
?Wieviel Elefanten hat dein K?nig in seinem Stall??
?Gar keine! Esel!?
?Welcher Kaste geh?rt dein K?nig an??
?Bei uns gibt es nur eine Kaste, die der Gentlemen!?
Ich dachte mir: ?O weh! Wer verbergen mu?, welcher Kaste er angeh?rt, der kann nicht weit her sein! Am Ende geh?rt er zur Kaste der Wassertr?ger?? Und ich r��mpfte in Gedanken meine Nase.
Aber weil ich ein gr��ndlicher Mensch bin, stellte ich eine letzte Frage:
?In welchem Tempel wird dein K?nig verehrt??
Da lachte Jim Boughsleigh herzlich und sagte:
?In einem gro?en Tempel, dem gr??ten Heiligtum der Engl?nder: es hei?t #die B?rse#!?
Das imponierte mir gewaltig, und ich habe seitdem tiefe Ehrfurcht vor dem K?nig von England. Und ich denke mir: wenn er auch keine heiligen #Elefanten# besitzt, so wird er doch genug heilige #Affen# in seiner Umgebung haben.
In solchen T?nen pflegte Jim Boughsleigh seinen Herrscher und seinen Soldatenberuf zu lobpreisen, wenn er seine unheiligen Stunden hatte. Befand er sich hingegen in heiligem Zustand, so schimpfte er auf seinen King und auf seine s?mtlichen Vorgesetzten mit einer ��berzeugungskraft, da? einem Angst und Bange werden konnte, und er verglich sie mit Tieren, von denen ich noch nie etwas geh?rt hatte.
Dies also war Jim Boughsleigh, der an jenem Tage mit geladenem Gewehr als W?chter der Wei?en des Wegs daherkam.
Als er mich erblickte, grinste er ��ber das ganze Gesicht, so da? ich seine Z?hne sehen konnte, soweit sie ihm seine Kameraden noch nicht eingeschlagen hatten, und winkte mir mit den Blicken, n?her zu treten.
Ich dachte mir: ?M?gen s?mtliche D?monen in deine Eingeweide fahren!?, machte eine tiefe Verbeugung und n?herte mich in dem��tiger Haltung, indem ich um Auskunft bat: ?Wer sind diese wei?en Sahibs??
?Das sind Deutsche!? grinste Jim Boughsleigh und f��gte einen greulichen Fluch hinzu, den ich aber nicht wiederholen mag, denn ich bin ein Hindu und kein kultivierter Europ?er.
?Bringst du sie an den Dampfer?? frug ich.
?Nein, ins Gef?ngnis!?
?Was haben sie denn verbrochen??
?Sie sind Deutsche!?
Da machte ich ein sehr beileidsvolles Gesicht, innerlich aber lachte ich mir einen Ast: Haha, fangen die Wei?en an, sich gegenseitig einzusperren? Das ist recht! Schade, da? sie nicht fr��her damit angefangen haben!
?Ist es denn ein Verbrechen, ein Deutscher zu sein?? frug ich weiter.
Da hob einer der Gefangenen, der unser englisch gef��hrtes Gespr?ch verstanden hatte, den Kopf, betrachtete Jim uns?glich verachtungsvoll und sagte: ?Es ist ein #Gl��ck#, ein Deutscher zu sein!?
Das gefiel mir von ihm, denn jeder Mensch soll stolz auf seine Abstammung sein, wenn er auch nur ein Wei?er ist. Dem Jim Boughsleigh aber gefiel es gar nicht, er nahm sein Gewehr und stie? dem Gefangenen den Kolben in den R��cken, da? sich vor Wut und Schmerz sein Gesicht verzerrte.
Ich verstand die ganze Geschichte nicht und erkundigte mich deshalb: ?Edler Jim, seit wann sperrt man denn die Deutschen ein??
?Seit der Krieg ausgebrochen ist! Wei?t du, was das ist: "Krieg"??
Innerlich mu?te ich wieder furchtbar l?cheln ��ber diese eingebildete Frage. Ist es nicht zum Kugeln: ein englischer Soldat fragt mich, einen Hindu der Kriegerkaste, ob ich w��?te, was ?Krieg? ist?
Aber weil mein Gesicht nicht dazu da ist, meine Gedanken widerzuspiegeln, blieb ich ?u?erlich ernst und sprach: ?Ein Krieg ist, wenn zwei M?nner sich in ehrlichem Kampfe gegen��bertreten, um ihre Kr?fte zu messen, so da? man sehen kann, welcher von beiden der St?rkere und Tapferere ist!?
Da wieherte Jim Boughsleigh wie eine Eselin, der etwas Spa?haftes eingefallen ist, und prustete: ?Mensch, nein, bist du komisch! In einem modernen Krieg sieht man
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