Minna von Barnhelm | Page 5

Gotthold Ephraim Lessing
Schwanze. Noch hat er keinen Bissen Brot aus meiner Hand bekommen, und doch bin ich der einzige, dem er h?rt, und der ihn anr��hren darf. Er springt vor mir her und macht mir seine K��nste unbefohlen vor. Es ist ein h??licher Pudel, aber ein gar zu guter Hund. Wenn er es l?nger treibt, so h?re ich endlich auf, den Pudeln gram zu sein.
Tellheim (beiseite). So wie ich ihm! Nein, es gibt keine v?lligen Unmenschen! --Just, wir bleiben beisammen.
Just Ganz gewi?!--Sie wollten sich ohne Bedienten behelfen? Sie vergessen Ihrer Blessuren und da? Sie nur eines Armes m?chtig sind. Sie k?nnen sich ja nicht allein ankleiden. Ich bin Ihnen unentbehrlich; und bin-- ohne mich selbst zu r��hmen, Herr Major--und bin ein Bedienter, der-- wenn das Schlimmste zum Schlimmen k?mmt--f��r seinen Herrn betteln und stehlen kann.
Tellheim Just, wir bleiben nicht beisammen.
Just Schon gut!

9. Szene
(Ein Bedienter. v. Tellheim. Just.)
Bediente Bst! Kamerad!
Just Was gibt's?
Bediente Kann Er mir nicht den Offizier nachweisen, der gestern noch in diesem Zimmer (auf eines an der Seite zeigend, von welcher er herk?mmt) gewohnt hat?
Just Das d��rfte ich leicht k?nnen. Was bringt Er ihm?
Bediente Was wir immer bringen, wenn wir nichts bringen: ein Kompliment. Meine Herrschaft h?rt, da? er durch sie verdr?ngt worden. Meine Herrschaft wei? zu leben, und ich soll ihn deshalb um Verzeihung bitten.
Just Nun, so bitte Er ihn um Verzeihung; da steht er.
Bediente Was ist er? Wie nennt man ihn?
Tellheim Mein Freund, ich habe Euern Auftrag schon geh?rt. Es ist eine ��berfl��ssige H?flichkeit von Eurer Herrschaft, die ich erkenne, wie ich soll. Macht ihr meinen Empfehl.--Wie hei?t Eure Herrschaft?--
Bediente Wie sie hei?t? Sie l??t sich gn?diges Fr?ulein hei?en.
Tellheim Und ihr Familienname?
Bediente Den habe ich noch nicht geh?rt, und darnach zu fragen, ist meine Sache nicht. Ich richte mich so ein, da? ich meistenteils alle sechs Wochen eine neue Herrschaft habe. Der Henker behalte alle ihre Namen!--
Just Bravo, Kamerad!
Bediente Zu dieser bin ich erst vor wenig Tagen in Dresden gekommen. Sie sucht, glaube ich, hier ihren Br?utigam.--
Tellheim Genug, mein Freund. Den Namen Eurer Herrschaft wollte ich wissen, aber nicht ihre Geheimnisse. Geht nur!
Bediente Kamerad, das w?re kein Herr f��r mich!

10. Szene
(v. Tellheim. Just.)
Tellheim Mache, Just, mache, da? wir aus diesem Hause kommen! Die H?flichkeit der fremden Dame ist mir empfindlicher als die Grobheit des Wirts. Hier, nimm diesen Ring, die einzige Kostbarkeit, die mir ��brig ist, von der ich nie geglaubt h?tte, einen solchen Gebrauch zu machen!-- Versetze ihn! La? dir achtzig Friedrichsdor darauf geben; die Rechnung des Wirts kann keine drei?ig betragen. Bezahle ihn und r?ume meine Sachen--Ja, wohin?--Wohin du willst. Der wohlfeilste Gasthof der beste. Du sollst mich hier nebenan auf dem Kaffeehause treffen. Ich gehe, mache deine Sache gut.--
Just Sorgen Sie nicht, Herr Major!--
Tellheim (k?mmt wieder zur��ck). Vor allen Dingen, da? meine Pistolen, die hinter dem Bette gehangen, nicht vergessen werden.
Just Ich will nichts vergessen.
Tellheim (k?mmt nochmals zur��ck). Noch eins: nimm mir auch deinen Pudel mit; h?rst du, Just!--

11. Szene
(Just)
Just Der Pudel wird nicht zur��ckbleiben. Daf��r la? ich den Pudel sorgen.-- Hm! Auch den kostbaren Ring hat der Herr noch gehabt? Und trug ihn in der Tasche, anstatt am Finger?--Guter Wirt, wir sind so kahl noch nicht, als wir scheinen. Bei ihm, bei ihm selbst will ich dich versetzen, sch?nes Ringelchen! Ich wei?, er ?rgert sich, da? du in seinem Hause nicht ganz sollst verzehrt werden!--Ah--

12. Szene
(Paul Werner. Just.)
Just Sieh da, Werner! guten Tag, Werner! willkommen in der Stadt!
Werner Das verw��nschte Dorf! Ich kann's unm?glich wieder gewohne werden. Lustig, Kinder, lustig; ich bringe frisches Geld! Wo ist der Major?
Just Er mu? dir begegnet sein; er ging eben die Treppe herab.
Werner Ich komme die Hintertreppe herauf. Nun, wie geht's ihm? Ich w?re schon vorige Woche bei euch gewesen, aber--
Just Nun? was hat dich abgehalten?--
Werner --Just--hast du von dem Prinzen Heraklius geh?rt?
Just Heraklius? Ich w��?te nicht.
Werner Kennst du den gro?en Helden im Morgenlande nicht?
Just Die Weisen aus dem Morgenlande kenn ich wohl, die ums Neujahr mit dem Sterne herumlaufen.--
Werner Mensch, ich glaube, du liesest ebensowenig die Zeitungen als die Bibel?--Du kennst den Prinzen Heraklius nicht? den braven Mann nicht, der Persien weggenommen und n?chster Tage die Ottomanische Pforte einsprengen wird? Gott sei Dank, da? doch noch irgendwo in der Welt Krieg ist! Ich habe lange genug gehofft, es sollte hier wieder losgehen. Aber da sitzen sie und heilen sich die Haut. Nein, Soldat war ich, Soldat mu? ich wieder sein! Kurz--(indem er sich sch��chtern umsieht, ob ihn jemand behorcht) im Vertrauen, Just, ich wandere nach Persien, um unter Sr. K?niglichen Hoheit, dem Prinzen Heraklius, ein paar Feldz��ge wider den T��rken zu machen.
Just Du?
Werner Ich, wie du mich hier siehst! Unsere Vorfahren zogen flei?ig wider den T��rken, und das sollten wir noch tun, wenn wir ehrliche Kerls und gute Christen w?ren. Freilich begreife ich wohl, da? ein Feldzug wider den T��rken nicht halb so lustig sein kann, als einer
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