der Offizier, welcher durch uns verdrängt
worden--
Wirt Ja nur ein abgedankter Offizier ist, gnädiges Fräulein.--
Fräulein Wenn schon!--
Wirt Mit dem es zu Ende geht.--
Fräulein Desto schlimmer! Es soll ein sehr verdienter Mann sein.
Wirt Ich sage Ihnen ja, daß er abgedankt ist.
Fräulein Der König kann nicht alle verdiente Männer kennen.
Wirt O gewiß, er kennt sie, er kennt sie alle.--
Fräulein So kann er sie nicht alle belohnen.
Wirt Sie wären alle belohnt, wenn sie darnach gelebt hätten. Aber so
lebten die Herren während des Krieges, als ob ewig Krieg bleiben
würde; als ob das Dein und Mein ewig aufgehoben sein würde. Jetzt
liegen alle Wirtshäuser und Gasthöfe von ihnen voll, und ein Wirt hat
sich wohl mit ihnen in acht zu nehmen. Ich bin mit diesem noch so
ziemlich weggekommen. Hatte er gleich kein Geld mehr, so hatte er
doch noch Geldeswert, und zwei, drei Monate hätte ich ihn freilich
noch ruhig können sitzen lassen. Doch besser ist besser.--Apropos,
gnädiges Fräulein; Sie verstehen sich doch auf Juwelen?--
Fräulein Nicht sonderlich.
Wirt Was sollten Ihro Gnaden nicht?--Ich muß Ihnen einen Ring zeigen,
einen kostbaren Ring. Zwar gnädiges Fräulein haben da auch einen sehr
schönen am Finger, und je mehr ich ihn betrachte, je mehr muß ich
mich wundern, daß er dem meinigen so ähnlich ist.--Oh! sehen Sie
doch, sehen Sie doch! (Indem er ihn aus dem Futteral herausnimmt und
dem Fräulein zureicht.) Welch ein Feuer! der mittelste Brillant allein
wiegt über fünf Karat.
Fräulein (ihn betrachtend). Wo bin ich? Was seh ich? Dieser Ring--
Wirt Ist seine fünfzehnhundert Taler unter Brüdern wert.
Fräulein Franziska!--Sieh doch!--
Wirt Ich habe mich auch nicht einen Augenblick bedacht, achtzig
Pistolen darauf zu leihen.
Fräulein Erkennst du ihn nicht, Franziska?
Franziska Der nämliche!--Herr Wirt, wo haben Sie diesen Ring her?--
Wirt Nun, mein Kind? Sie hat doch wohl kein Recht daran?
Franziska Wir kein Recht an diesem Ringe?--Inwärts auf dem Kasten
muß des Fräuleins verzogener Name stehn.--Weisen Sie doch, Fräulein.
Fräulein Er ist's er ist's!--Wie kommen Sie zu diesem Ringe, Herr Wirt?
Wirt Ich? auf die ehrlichste Weise von der Welt.--Gnädiges Fräulein,
gnädiges Fräulein, Sie werden mich nicht in Schaden und Unglück
bringen wollen? Was weiß ich, wo sich der Ring eigentlich herschreibt?
Während des Krieges hat manches seinen Herrn sehr oft, mit und ohne
Vorbewußt des Herrn, verändert. Und Krieg war Krieg. Es werden
mehr Ringe aus Sachsen über die Grenze gegangen sein.--Geben Sie
mir ihn wieder, gnädiges Fräulein, geben Sie mir ihn wieder!
Franziska Erst geantwortet: von wem haben Sie ihn?
Wirt Von einem Manne, dem ich so was nicht zutrauen kann, von
einem sonst guten Manne--
Fräulein Von dem besten Manne unter der Sonne, wenn Sie ihn von
seinem Eigentümer haben.--Geschwind, bringen Sie mir den Mann! Er
ist es selbst, oder wenigstens muß er ihn kennen.
Wirt Wer denn? wen denn, gnädiges Fräulein?
Franziska Hören Sie denn nicht? unsern Major.
Wirt Major? Recht, er ist Major, der dieses Zimmer vor Ihnen bewohnt
hat, und von dem ich ihn habe.
Fräulein Major von Tellheim.
Wirt Von Tellheim, ja! Kennen Sie ihn?
Fräulein Ob ich ihn kenne? Er ist hier? Tellheim ist hier? Er? er hat in
diesem Zimmer gewohnt? Er, er hat Ihnen diesen Ring versetzt? Wie
kommt der Mann in diese Verlegenheit? Wo ist er? Er ist Ihnen
schuldig?--Franziska, die Schatulle her! Schließ auf! (Indem sie
Franziska auf den Tisch setzet und öffnet.) Was ist er Ihnen schuldig?
Wem ist er mehr schuldig? Bringen Sie mir alle seine Schuldner. Hier
ist Geld. Hier sind Wechsel. Alles ist sein!
Wirt Was höre ich?
Fräulein Wo ist er? wo ist er?
Wirt Noch vor einer Stunde war er hier.
Fräulein Häßlicher Mann, wie konnten Sie gegen ihn so unfreundlich,
so hart, so grausam sein?
Wirt Ihro Gnaden verzeihen--
Fräulein Geschwind, schaffen Sie mir ihn zur Stelle.
Wirt Sein Bedienter ist vielleicht noch hier. Wollen Ihro Gnaden, daß
er ihn aufsuchen soll?
Fräulein Ob ich will? Eilen Sie, laufen Sie; für diesen Dienst allein will
ich es vergessen, wie schlecht Sie mit ihm umgegangen sind.--
Franziska Fix, Herr Wirt, hurtig, fort, fort! (Stößt ihn heraus.)
3. Szene
(Das Fräulein. Franziska)
Fräulein Nun habe ich ihn wieder, Franziska! Siehst du, nun habe ich
ihn wieder! Ich weiß nicht, wo ich vor Freuden bin! Freue dich doch
mit, liebe Franziska. Aber freilich, warum du? Doch du sollst dich, du
mußt dich mit mir freuen. Komm, Liebe, ich will dich beschenken,
damit du dich mit mir freuen kannst. Sprich, Franziska, was soll ich dir
geben? Was steht dir von meinen Sachen an? Was hättest du gern?
Nimm, was du willst, aber freue dich nur. Ich sehe wohl, du wirst dir
nichts nehmen. Warte! (sie faßt in die Schatulle) da, liebe Franziska
(und gibt ihr Geld), kaufe dir, was du gern hättest. Fordere mehr, wenn
es nicht zulangt.

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