Zahnschlosser tut so, als ob es für uns eine Ehre w?re, ihm ein Frühstück zu bezahlen! Wahrscheinlich seit Monaten sein erstes anst?ndiges Essen! (Er gibt dem Stuhl einen Sto?, als ob der Dr. Valentine w?re.)
(Dolly.) Das ist doch zu stark! Ich kann das nicht l?nger ertragen, Phil! Hier in England fragt einen jeder Mensch sofort, ob man einen Vater hat oder nicht.
(Philip.) Ich will es auch nicht l?nger ertragen. Mama mu? uns sagen, wer er war!
(Dolly.) Oder wer er ist! Vielleicht lebt er noch.
(Philip.) Das will ich nicht hoffen. Kein lebender Mensch soll sich mir als Vater aufspielen!
(Dolly.) Vielleicht hat er aber eine Menge Geld?!
(Philip.) Das bezweifle ich. Meine Menschenkenntnis sagt mir, da? er seine liebe volle Familie nicht so leicht los geworden w?re, wenn er eine Menge Geld besessen h?tte... Immerhin, trachten wir, die Dinge im günstigsten Licht zu sehn. Verla? dich darauf, er ist tot! (Er geht an den Kamin, bleibt mit dem Rücken gegen das Feuer stehen und streckt sich. Das Stubenm?dchen erscheint. Die Zwillinge strahlen gleich wieder in ihrem früheren Glanz, als sie sich beobachtet wissen.)
(Das Stübenmadchen.) Zwei Damen fragen nach Ihnen, gn?diges Fr?ulein. Ich glaube, die Frau Mutter und das Fr?ulein Schwester.
(Frau Clandon und Gloria treten ein. Frau Clandon ist eine Dame zwischen vierzig und fünfzig, mit einer leichten Neigung zu sanftem, se?haftem Fett und einem ansehnlichen Rest von Sch?nheit--letzterem nicht um so weniger darum, als sie offenbar der alten Frauensitte gefolgt ist, d.h. nach der ehelichen Verbindung keine Ansprüche in dieser Beziehung mehr erhoben hat. Man k?nnte sie fast verd?chtigen, zu Hause eine Haube zu tragen. Sie tr?gt sich mit Kunst und gut, wie es Frauen als ein Teil guter Manieren von Tanz- und Anstandslehrern gelehrt wurde, bevor diese durch den modernen künstlerischen Kultus von Sch?nheit und Gesundheit verdr?ngt wurden. Ihr flachsblondes, von Silberf?den durchzogenes Haar ist gewellt, in der Mitte gescheitelt, geflochten und hinten zu einem Knoten gewunden. Gute Beobachter eines gewissen Alters k?nnen daraus schlie?en, da? Frau Clandon in ihrer M?dchenzeit genügend Individualit?t und guten Geschmack besessen hat, um sich der seither vergessenen Mode des Chignons energisch zu widersetzen. In Kürze: sie ist in Kleidern und Manieren für ihr Alter auffallend unmodern, aber sie geh?rt in das Vordertreffen ihrer eigenen Zeit (etwa 1860-80), in einer eifersüchtig betonenden Haltung des Charakters und Verstandes und darin, da? sie eher eine Frau mit kultivierten Interessen als mit leidenschaftlich entwickelten pers?nlichen Neigungen ist. Ihre Stimme und die Art, sich zu geben, sind durchaus freundlich und menschlich. Sie gibt sich gewissenhaft den gelegentlichen Liebkosungen hin, durch die ihre Kinder ihr ihre Achtung bezeugen, jedoch machen Kundgebungen pers?nlichen Gefühls sie heimlich verlegen. In ihr lebt mehr menschenfreundliches als menschliches Gefühl; sie begt starke Gefühle, was soziale Fragen und Grunds?tze, nicht aber was Menschen betrifft; nur kann man beobachten, da? diese ihre Verst?ndigkeit und au?erordentliche Zurückhaltung im Pers?nlichen, die ihre Beziehungen zu Gloria und Phil nicht anders erscheinen lassen, als es die zwischen ihr und den Kindern irgendeiner anderen Frau sein k?nnten, in Dollys Fall nicht standh?lt;--obgleich fast jedes Wort, das sie an diese richtet, notwendig ein Protest gegen irgendeinen Bruch des Dekorums ist, so ist doch die Z?rtlichkeit in ihrer Stimme hier unverkennbar, und es ist nicht überraschend, da? eine jahrelang so geartete Kundgebung Dolly rettungslos verzogen hat.)
(Gloria hat die Zwanzig kaum überschritten, ist aber eine viel furchterregendere Dame als ihre Mutter. Sie ist die Verk?rperung geistigen Hochmuts. Ihrem heftigen, unduldsamen, berrschsüchtigen Charakter h?lt blo? die Unerfahrenheit ihrer Jugend die Wage, und gegen ihren Willen wird er in Zucht gehalten durch die fortgesetzte Gefahr, von ihren jüngeren leichtlebigeren Geschwistern l?cherlich gemacht zu werden. Im Gegensatz zu ihrer Mutter ist sie ganz Leidenschaft, und der Kampf zwischen ihrer Leidenschaft, ihrem hartn?ckigen Stolz und ihrer übertriebenen Feinheit hat eine eisige K?lte des Betragens zur Folge. Bei einer h??lichen Frau würde das alles absto?end wirken; aber Gloria ist eine anziehende Frau. Ihr tief kastanienbraunes Haar, ihre olivenfarbene Haut, ihre langen Wimpern, die grauen beschatteten Augen, die oft wie Sterne gl?nzen, zart geschweifte, volle Lippen und eine volle, geschmeidige, jedoch muskelkr?ftige Gestalt sprechen in hochmütiger Freimütigkeit zu Einbildungskraft und Sinnen. Man k?nnte sie für ein sehr gef?hrliches M?dchen halten, wenn Glorias sittlicher Eifer nicht auch in einer sehr edlen Stirn zum Ausdruck k?me. Ihr tailor-made Kleid aus safranbraunem Tuch erscheint von rückw?rts gesehen konventionell, aber eine Bluse von meergrüner Seide hebt das Konventionelle der Kleidung mit einem Schlage auf und unterscheidet sie sofort--so wie die Zwillinge--von den gew?hnlichen modernen Strandmenschen.)
(Frau Clandon macht ein paar Schritte vorw?rts und blickt umher, um zu sehen, wer da ist. Gloria, die es absichtlich vermeidet, den Zwillingen irgendein Interesse für sie zu zeigen, geht an das Fenster und blickt, in Gedanken versunken, ins Weite.--Das Stubenm?dchen, anstatt sich zurückzuziehen, schlie?t die Tür und wartet davor.)
(Frau Clandon.) Na, Kinder!... Hast du noch Zahnschmerzen, Dolly?
(Dolly.) Geheilt! Gott sei Dank. Ich
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.