Maerchen und Sagen | Page 3

Ernst Moritz Arndt
Straf bawen der Erd, as sin Vader
in der Höll, datt he mit heschem un häßlichen Schreien rundflaggern un
hungern un frieren mütt, wenn alle annern Vägel un ook dat Volk der
Falken un Wihen sick vörlustiren. Denn wenn datt kold ward un de
kahle un magre Winter kümmt, denn macken de meisten Vägel sick up
un flegen äwer See un Land wiet weg hen, wo't warm is, un kamen erst
im Fröhjåhr wedder wenn Snee un Riep weg sünt. He äwerst mütt hier
beduren un utholden den langen kolden Winter un äwer den witten
Streken flegen un luren un luren un luren, ob he woll een mageres
Musken edder eenen helligen Vagel erwischen kunn. Denn luren mütt
de böse Schelm, erflegen kann he nicks Fettes un Wäliges: Gott hett em
to Straf to swåre Flüchten gewen. Un wenn wi den slimmen Junker
flegen sehn, ropen wi: Blagfoot! Blagfoot! wo bekümmt di de
Kattenspise? wo smecken di de Müse? So mütt he nu lewen bet in
Ewigkeit un all sine Kinder un Kindskinder mit em nu in der wieden
kolden Welt herümflegen as een Minschenfiend un ook as een
Vagelfiend; denn all sine Dag süht man en in keener Gesellschaft. Wo
äwerst Hüser sünt un Minschen un Veh im Winter warm wahnen, då
dört he nich henkamen; dat hett Gott em vörbaden un em dåvör eenen
Gruwel int Hart jagt. Un nu, Herr, wet he, wat dat mit dem Blagfoot för
'ne Bewandniß hett un kann't den Junkers mal utleggen: denn Unsereen
versteit dat nich so fin.

De Brügg bi Slemmin

Ick mütt bi disser Gelegenheit ook noch vörtellen van der Brügg in dem
Slemminer Holt, wo de Weg nah Zornow utlöpt. Da geit dat gar
wunnerlich to; wo menniger stolter Rüter hett sick dar den Sand vam
Pels schüddeln müßt! Denn jede Kreatur weet darüm un wahrschuwt,
datt et da nich richtig is. As ick een Jung van viertein, föftein Jahren
was, hödd ick de Koi bi dem Holländer to Slemmin un drew oft int
Holt, un wenn ick ook dem wilden Jäger sine Hund hett hedd, keen
Kalf hedd ick achter de Sünn äwer de Brügg kregen. Darüm steit da
herüm ook jümmer dat schönste un längste Gras, denn dat Veh müßt
den Verstand verlaren hebben, dat da mit egnem Willen gräsen gahn
wull, un ick glöw, keen dummer Dreihhals van Schaap edder Goos
würd da een Halmken anrühren. Un wer des Nachts äwer de Brügg
föhren edder riden mütt, o Herre Jemerus! wat kost't dat oft vör Künst
un Sprüng! Un wo snuwen de Perd un zittern un daddern un bäwern vör
Angst, datt se äwer de behexte Brügg schälen, un scheten up der Brügg
in de Knee un laten den schumigen Sweet vam Liwe drüppeln, as
hedden se een paar Mil im Galopp lopen, edder as wenn se in de
Lüchting van Kanonen springen schullen. De Minsch alleen wett nicks
davon, wenn se em't nich vörtellt hebben edder wenn he nich in der
Nacht kümmt un de Ulen und Kraihen in so dickem Swark üm de
Düwelsbrügg flegen. Un ditt is de Geschicht van der Brügg:
In Zornow was eene smucke Dern, eenes Schepers Dochter, de hedd
sick dreimal vörjumfert un jedesmal ehr Kind ümbröcht, un de drei
Kinder in dem Graben bi der Brügg in de Erd steken. Äwerst achter
dem drüdden Kinde is de Satansundhad utkamen, un se hebben de Dern
nahmen un se in eenen Sack dhan un bi der Brügg in dem Graben
vörsöpt, un hebben de Lik van der armen Sünnersche bi ehren
Kindekens ingraben. Äwerst wat künn tüschen dissen Vördrag wesen?
Un't is darnah eene dulle un wilde Wirtschaft worden, datt den Lüden
de Haar to Barg stahn sünt, so hebben sich de flegenden un klagenden
Geisterken van den Kindekens föhlen un vernehmen laten. Un wer in
dem Holte wat to dhon hett, dem will ick nich raden, datt he sick lang
nah Sünnenunnergang edder vör Sünnenupgang da betrappeln lett. Dat
piept un flüstert un wispert un tutet un hült da denn de ganze Nacht
dörch, as wenn Katten Hochtid hollen edder lütte Kinder quarren, un
Ulengequiek un Kraihengeschrei klingt jümmer datüschen. Denn in

eener hollen Eek äwer der Brügg sitt Dag und Nacht eene olde Ul, un
dat is de arme Schepersdochter, de in disser Welt keene Rauh findt. Un
des Nachts mütt se jümmer hen un her flegen van Boom to Boom un
van Twig to Twig un schreien un quiken, datt eenem de Haar up dem
Kopp susen, un drei junge Ulen uhuen un flegen jümmer achter ehr her,
un dat sünt de drei Kinder, de se vermordt hett. Äwerst tüschen twelw
un een da geit et erst recht lustig, un Gott gnade dem, de denn äwer de
Brügg mütt. Denn hett sick dat ganze Ulenrik tosam vörgadert,
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