drunter. Wohl versorgt Muß der sein, der
uns naht; und meiner Hand Vertrau das große Werk der Nacht zu enden,
Daß alle künftgen Tag und Nächt uns lohne Alleinge Königsmacht und
Herrscherkrone.
MACBETH Wir sprechen noch davon.
LADY MACBETH Blick hell und licht; Mißtraun erregt verändert
Angesicht. Laß alles andre mir!
(Sie gehen ab.)
SECHSTE SZENE
(Daselbst, vor dem Schloß)
(Oboen. Macbeths Dienstboten warten auf. Es treten auf Duncan,
Malcolm, Donalbain, Banquo, Lenox, Macduff, Rosse, Angus,
Gefolge.)
DUNCAN Dies Schloß hat eine angenehme Lage; Gastlich umfängt die
lichte, milde Luft Die heitern Sinne.
BANQUO Dieser Sommergast, Die Schwalbe, die an Tempeln nistet,
zeigt Durch ihren fleißgen Bau, daß Himmelsatem Hier lieblich haucht;
kein Vorsprung, Fries noch Pfeiler, Kein Winkel, wo der Vogel nicht
gebaut Sein hängend Bett und Wiege für die Brut: Wo er am liebsten
heckt und wohnt, da fand ich Am reinsten stets die Luft.
(Lady Macbeth tritt auf.)
DUNCAN Seht, unsre edle Wirtin! Die Liebe, die uns folgt, wird oft
uns lästig; Doch dankt man ihr als Liebe. Lernt daraus, Noch "Gottes
Lohn" und Dank zu sagen uns Für Eure Last und Müh!
LADY MACBETH All unsre Dienste Zwiefach in jedem Punkt, und
dann verdoppelt, Wär nur ein arm und schwaches Tun, verglichen Der
hohen Gunst, womit Eur Majestät Verherrlicht unser Haus. Für frühre
Würden, Wie für die letzte, Kron der andern, bleiben Wir im Gebet für
Euch.
DUNCAN Wo ist denn Cawdor? Wir folgten auf dem Fuß ihm, denn
wir wünschten Ihn anzumelden; doch er reitet schnell, Und seine Liebe,
schärfer als sein Sporn, Bracht ihn vor uns hierher. Höchst edle Wirtin,
Wir sind zu Nacht Eur Gast.
LADY MACBETH Für allezeit Besitzen Eure Diener nur das Ihre, Sich
selbst und was sie haben, als Verwalter, Und legen Rechnung ab, nach
Eurer Hoheit Befehl, und geben Euch zurück, was Euer.
DUNCAN Reicht mir die Hand; führt mich zu meinem Wirt. Wir
lieben herzlich ihn, und Unsre Huld Wird seiner stets gedenken. Teure
Wirtin, Erlaubt!
([Er nimmt ihre Hand und führt sie in das Schloß, die übrigen folgen.]
Alle ab.)
SIEBENTE SZENE
(Daselbst, [Schloßhof] eine Vorhalle im Schloß)
(Oboen und Fackeln. Ein Vorschneider und mehrere Diener mit
Schüsseln gehn über die Bühne; dann kommt Macbeth.)
MACBETH Wärs abgetan, so wie's getan, wärs gut, 's wär schnell
getan. Wenn nur der Meuchelmord Aussperren könnt aus seinem Netz
die Folgen Und bloß Gelingen aus der Tiefe zöge, Daß mit dem Stoß,
einmal für immer, alles Sich abgeschlossen hätte, hier, nur hier, Auf
dieser Sandbank unsrer Zeitlichkeit, So setzt ich weg mich übers
künftge Leben.-- Doch immer wird bei solcher Tat uns schon
Vergeltung hier: daß, wie wir ihn gegeben, Den blutgen Unterricht, er,
kaum gelernt, Zurückschlägt, zu bestrafen den Erfinder. Dies Recht,
mit unabweislich fester Hand, Setzt unsern selbstgemischten, giftgen
Kelch An unsre eignen Lippen. Er kommt hieher, zwiefach geschirmt:
Zuerst Weil ich sein Vetter bin und Untertan; Beides hemmt stark die
Tat; dann, ich--sein Wirt, Der gegen seinen Mörder schließen müßte
Die Tore und nicht selbst das Messer führen. Dann hat auch dieser
Duncan seine Würde So mild getragen, blieb im großen Amt So rein,
daß seine Tugenden wie Engel, Posaunenzüngig, werden Rache schrein
Dem tiefen Höllengreuel seines Mords Und Mitleid, nackt, ein
neugebornes Kind, Reitend auf Sturm, oder Himmels Cherubim Auf
unsichtbaren, luftigen Rennern blasen Die Schreckenstat in jedes Aug,
bis Tränen Den Wind ertränken. Keinen Sporn hab ich, Die Flanken
meines Plans zu stacheln, nur den Kunstreiter Ehrgeiz, der sich
überspringt Und auf den andern fällt.
(Lady Macbeth tritt auf.)
Nun, was denn gibts?
LADY MACBETH Er hat fast abgespeist. Warum hast du den Saal
verlassen?
MACBETH Hat er Nach mir gefragt?
LADY MACBETH Weißt du nicht, daß ers tat?
MACBETH Wir wolln nicht weiter gehn in dieser Sache; Er hat mich
jüngst belohnt, und goldne Achtung Hab ich von Leuten aller Art
gekauft, Die will getragen sein im neusten Glanz, Und nicht so
plötzlich weggeworfen.
LADY MACBETH War Die Hoffnung trunken, worin du dich hülltest?
Schlief sie seitdem, und ist sie nun erwacht, So bleich und krank das
anzuschaun, was sie So fröhlich tat? Von jetzt an denke ich Von deiner
Liebe so. Bist du zu feige, Derselbe Mann zu sein in Tat und Mut, Der
du in Wünschen bist? Möchtst du erlangen, Was du den Schmuck des
Lebens schätzen mußt, Und Memme sein in deiner eignen Schätzung?
Muß dir "Ich fürchte" folgen dem "Ich möchte", Der armen Katz im
Sprichwort gleich?
MACBETH Sei ruhig! Ich wage alles, was dem Menschen ziemt; Wer
mehr wagt, der ist keiner.
LADY MACBETH Welch ein Tier Hieß dich von deinem Vorsatz mit
mir reden? Als du es wagtest, da warst du ein Mann; Und mehr sein, als
du warst, das machte dich Nur um so mehr zum Mann. Nicht Zeit, nicht
Ort Traf damals zu, du wolltest beide machen;
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