Maass für Maass | Page 7

William Shakespeare
du Galgenschwengel! o du Schurke! du gottloser Hannibal! Ich, respectirt mit ihr, eh ich sie heurathete? Wenn ich jemals mit ihr respectirt war, oder sie mit mir, so soll Euer Gnaden mich nicht für des armen Herzogs Beamten halten; beweis es, du verruchter Hannibal, oder ich will eine Injurien-Actie gegen dich anstellen. Was ist Euer Gnaden Befehl, da? ich mit diesem gottlosen Galgenbuben anfangen soll?
Escalus. Im Ernst, Herr Commi?, weil er ein und anders angestellt hat, das du gern entdeken m?chtest wenn du k?nntest, so la? ihn seinen Weg fortgehen, bis du weist was es ist.
Ellbogen. Sapperment; ich danke Euer Gnaden davor; da siehst du, du leichtfertiger Schurke, wo es mit dir hinkommt; du darfst nur so fortmachen, du Schurke, du darfst nur so fortmachen--
Escalus (zu Schaum.) Wo seyd ihr gebohren, guter Freund?
Schaum. Hier, in Wien.
Escalus. Habt ihr achtzig Pfund Renten, Herr?
Schaum. Ja, mit Euer Gnaden Erlaubni?.
Escalus. So.
(Zum Harlequin)
was ist eure Profession, Meister--
Harlequin. Ein Bierzapfer, einer armen Wittfrauen Bierzapfer.
Escalus. Wie hei?t eure Frau?
Harlequin. Frau Overdon.
Escalus. Hat sie mehr als einen Mann gehabt?
Harlequin. Neune, Gn?diger Herr, Overdon war der lezte.
Escalus. Neune? tretet n?her her, Junker Schaum; Junker Schaum, ich sehe nicht gerne da? ihr mit Bierzapfern so wohl bekannt seyd; sie zapfen euch euer Geld ab, Junker Schaum, und ihr bringt sie an den Galgen. Gehet euers Weges, und la?t mich nichts mehr von euch h?ren.
Schaum. Ich danke Euer Gnaden; ich für meinen Theil bin noch nie in keiner Bierschenke gesessen, da ich nicht hineingezogen worden w?re.
Escalus. Genug, und nichts weiter mehr von dieser Art, Junker Schaum, gehabt euch wohl. --
(Schaum geht ab.)

Vierte Scene.
Escalus. Kommt zu mir her, Meister Bierzapfer, wie ist euer Name, Meister Bierzapfer?
Harlequin. Pompey.
Escalus. Meister Pompey, ihr seyd ein Stük von einem H** Wirth, ob ihr es gleich hinter dem Bierzapfer versteken wollt. Seyd ihr's nicht? Kommt, sagt mir die Wahrheit, es wird euch nicht desto schlimmer gehen.
Harlequin. In gutem Ernst, Gn?diger Herr, ich bin ein armer Kerl, der gerne leben m?chte.
Escalus. Wie wollt ihr leben, Pompey? Von der H** Wirthschaft? Was dünkt euch zu dieser Handthierung? Ist es eine gesezm??ige Begangenschaft?
Harlequin. Wenn das Gesez sie gestattet, Gn?diger Herr.
Escalus. Aber das Gesez gestattet sie nicht, Pompey; dazu soll es in Wien nimmermehr kommen.
Harlequin. Hat Euer Gnaden vielleicht im Sinn, alle jungen Leute in der Stadt verschneiden zu lassen?
Escalus. Nein, Pompey.
Harlequin. Wahrhaftig, gn?diger Herr, so werden sie nach meiner einf?ltigen Meynung nicht davon abzuhalten seyn; wenn Euer Gnaden den H** und den lüderlichen Mannsleuten wehren wird, so habt ihr nicht n?thig die Kuppler und Kupplerinnen zu fürchten.
Escalus. Dafür sind hübsche Anstalten im Werk; es ist nur um K?pfen und H?ngen zu thun.
Harlequin. Wenn ihr nur zehn Jahre nach einander alle die sich in diesem Stüke verfehlen, k?pfen und h?ngen lassen wollt, so werdet ihr in Zeiten Commi?ion für mehr K?pfe geben müssen; wenn dieses Gesez zehen Jahre in Wien gehalten wird, so will ich das sch?nste Haus in der Stadt das Stokwerk für drey Kreuzer miethen; wenn ihr so lang lebt, das zu erleben, so sagt, Pompey hab es euch vorher gesagt.
Escalus. Grossen Dank, Pompey, und, um eure Propheceyung zu erwiedern, so sag ich euch hiemit gleichfalls, la?t mich keine Klage mehr wider euch h?ren, worüber es seyn mag, auch nicht über l?ngern Aufenthalt in dem Hause, wo ihr gewesen seyd; h?r ich das mindeste, Pompey, so will ich euch in euer Lager zurük schlagen, und ein strenger C?sar gegen euch seyn; aufrichtig zu sprechen, Pompey, ihr h?ttet verdient, da? ich euch ein wenig abpeitschen liesse; und hiemit, Pompey, gehabt euch für di?mal wohl.
Harlequin. Ich danke Euer Gnaden für den guten Rath; ich werde ihm folgen, wie das Schiksal, und Fleisch und Blut es erlauben werden--
(für sich)
Sapperment! Ein dapfrer Mann l??t sich nicht sogleich aus seinem Handwerk peitschen.
(Geht ab.)

Fünfte Scene.
Escalus. Kommt zu mir hieher, Meister Ellbogen; kommt her, Herr Commis; wie lang ist es, da? ihr dieses Amt in euerm Quartier verwaltet?
Ellbogen. Sieben und ein halb Jahr, Gn?diger Herr.
Escalus. Ich dachte, nach euerer Fertigkeit in diesem Amte zu urtheilen, ihr h?ttet es schon eine gute Zeit getrieben. Sieben ganze Jahre, sagt ihr?
Ellbogen. Und ein halbes, Gn?diger Herr.
Escalus. Es wird euch viele Mühe gemacht haben, mein guter Mann; sie meynen es nicht gut mit euch, da? sie euch so oft dazu anstrengen; hat es denn keine Leute in euerm Kirchspiel, die im Stande w?ren es zu versehen?
Ellbogen. Mein Treu, Gn?diger Herr, nicht viele die den Verstand zu solchen Gesch?ften haben; wenn sie gew?hlt werden, so ist es ihnen immer eine Gef?lligkeit, wenn ich den Dienst für sie versehe; sie bezahlen mich dafür, und so trag ich eben das Amt für alle.
Escalus. Seht ihr, bringt mir die Namen von sechs oder sieben, die die tauglichsten in euerm Kirchspiel sind.
Ellbogen. In Euer Gnaden Haus?
Escalus. In mein Haus; behüt euch Gott.
(Ellbogen geht ab.)
(Zum Richter.)
Wie viel denkt ihr da? die Gloke ist?
Richter. Eilfe, Gn?diger
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