Libussa | Page 8

Franz Grillparzer
wohl am meisten.
Lapak. Das möcht' ich mir zu sagen nicht erdreisten. Wir sind doch
Herrn.
Domaslav. Und satt so gut als die. (Auf die Menge weisend.) Zwar satt
sein ist nicht viel.
Lapak. Zu viel macht doch nur Müh. Libussa--
Domaslav. Ah, sie ist der Frauen Zierde!
Lapak. Gerecht.
Domaslav. Und weise.
Lapak. Mild.
Domaslav. Und doch voll Würde. Nur--
Lapak. Meinst du?
Domaslav. Ich?--Sie ist wie du gesagt.
Lapak. Und wer im ganzen Land zu widersprechen wagt? Zwar wenn--
Domaslav. Erkläre dich!
Lapak. Was ist da zu erklären? Das Land ist segensvoll, und mög' es
ewig währen!

Domaslav. Die Dauer freilich--
Lapak. Wohl. Das Schöne währt nur kurz. Und wer die Höhe wählt--
Domaslav. Der wagt zugleich den Sturz.
Lapak. Die Dauer, ja; und, wag ich's anzudeuten--? Siehst du dort
Wlasta durch die Männer schreiten? Da Tadeln nun ein Menschenfehler
doch-- Die Weiber, dächt' ich, stellt sie allzuhoch. Zwar wird sie wissen
wohl--
Domaslav.--In ihrer Weisheit Fülle--
Lapak. Warum sie also tut.
Domaslav. Gewiß! Und dann--Doch stille!
Lapak. Was ist?
Domaslav. Mir schien als käme wer.--Dann noch zumeist, Die Niedern
find ich werden allzudreist.
Lapak. Man sieht die Achtung doch nicht gerne sich versagen.
Domaslav. Und braucht man nun sein Recht--
Lapak. So eilt das gleich zu klagen.
Domaslav. Ja dies, und daß die Weiber sie so hoch gestellt, Sonst ist ihr
Reich--
Beide. Das beste in der Welt.
Domaslav. Und, Biwoy, du schweigst still?
Biwoy. Was bleibt mir über? Hör ich die Klugen sprechen als im
Fieber. Verkehrt ist all dies Wesen, eitler Tand, Und los aus seinen
Fugen unser Land. Weiber führen Waffen und raten und richten, Der
Bauer ein Herr, der Herr mitnichten. Und all dies Tändeln mit sanft und
mild Gibt höchstens 'ne Sangweis', ein feines Bild; Doch wie's entstand
unter einer Stirn, Hat's nirgends Raum als im Menschenhirn. Und fiel'
ein Feind in unsre Gauen, Wir würden des allen die Früchte schauen.
Lapak. Wie kurz und rasch.
Domaslav. Fürwahr, er übertreibt. Zwar etwas ist daran--
Lapak. Das etwa übrigbleibt.
Domaslav. Daß ich's denn grad heraus nach meiner Einsicht deute,
Dem Ganzen fehlt ein Mann, ein Mann an ihrer Seite.
Lapak. Vielleicht. Zu all den Gaben, die der Fürstin Zier, Ein ruhig
sichres Aug'--
Domaslav. Gleich, weiser Lapak, dir.
Lapak. Weis' ist Libussa selbst. Sag: Domaslav der reiche.
Domaslav. Der reiche Domaslav? Sind wir nicht längst denn gleiche?

Der starke Biwoy wär' dem Land ein starker Schild.
Biwoy. Mag sein. Doch frägt darnach das zarte Frauenbild?
Domaslav. Wozu noch mehr? Laßt uns zum Werk vereinen! Wir
werben ohne Neid. Sie wähle von uns einen. Und wer das Los erhält,
gedenke dankbarlich Des Brüderpaars, und stell' als Nächste sie nach
sich.
Lapak. Wenn nur--
Wlasta (rufend). Die Fürstin naht.
(Der Tanz hört auf.)
Laßt euch nicht stören! Sie wird in eurer Lust den schönsten Willkomm
hören.
(Libussa kommt von der rechten Seite von mehreren begleitet. Sie
bleibt betrachtend stehen. Die Tanzenden machen noch einige Schritte,
dann hören sie zugleich mit der Musik auf, wobei einige Weiber
Blumensträuße zu Libussens Füßen legen.)
Libussa. Habt Dank ihr Leute! Für die Blumen auch, Mich freut es
wenn ihr sie, die Frommen, liebt, Und ihnen gleich auch bleibt an
stillem Blühn. Was euch die Gärtnerin mit nächster Sorge, Verteilend
hilfreich Naß und Wärm' und Schatten, Kann nützlich sein, das ist euch
ja gewiß. Die Freude, hoff ich, stört nicht das Geschäft?
Wlasta. Die Pflüger, kaum gewechselt, sind im Feld.
Libussa. Mir schmerzt die Stirn; das zielt auf feuchte Zeit. Sie sollen
eilen, daß sie heut vollenden. Doch wird der Sommer heiß. Das Jahr ist
gut. Wer sind die Leute dort?
Wlasta. Die Knappenschaft Des Bergwerks aus der Eule. Reiche Beute
Dir bietend sind sie da. Willst du sie sprechen?
Libussa. Nicht jetzt. Mich ekelt an der anspruchsvolle Tand. (Einen der
Blumensträuße in der Hand haltend.) Die Butterblumen hier sind helles
Gold Und reines Silber nickt in diesen Glöckchen. Hat jemand Lust an
ihrem toten Hort Zu Schmuck und zu Gerät, sei's ihm gegönnt.
Ah, Brom! Wie lebst du und wie lebt dein Weib? Seid ihr versöhnt und
streitet ihr nicht mehr? Demnächst komm ich zu dir mich des zu
überzeugen. Nicht immer von Gehorsam sprich zu ihr, Sie wird dir um
so williger gehorchen. Das heißt: wenn du im Recht; denn hast du
unrecht, So seh ich nicht warum sie weichen sollte. Ich blicke rings um
mich und finde nirgends Den Stempel der Mißbill'gung, den Natur Der
offnen Stirn des Weibes aufgedrückt. Sieh, deine Fürstin ist ein Weib,

und braucht sie Rat, Geht sie zu ihren Schwestern, und hier Wlasta, Sie
wacht in Waffen und gebeut statt mir. Fühlt sich dein Knecht als
Mensch dem Herren ähnlich, Warum soll sich dein Weib denn minder
fühlen? Kein Sklave sei im Haus und keine Sklavin: Am wenigsten die
Mutter deines Sohns.
(Zu dem Weibe
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