Libussa
The Project Gutenberg EBook of Libussa, by Franz Grillparzer
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Title: Libussa Trauerspiel in fuenf Aufzuegen
Author: Franz Grillparzer
Release Date: October, 2005 [EBook #9049] [Yes, we are more than
one year ahead of schedule] [This file was first posted on September 1,
2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ISO Latin-1
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK LIBUSSA
***
Produced by Mike Pullen and Delphine Lettau.
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LIBUSSA
von FRANZ GRILLPARZER
Trauerspiel in fünf Aufzügen
Personen:
Kascha, Tetka und Libussa, Schwestern Primislaus Domeslav, Lapak
und Biwoy, Wladiken Wlasta, Dobromila, Swartka, Slawa und Dobra,
Dienerinnen der Schwestern Ein Weib mit einem Kinde Landleute
Gewaffnete Diener
Erster Aufzug
Offner Platz im Walde. Rechts im Vorgrunde eine Hütte. Daneben
brennt ein Feuer.
Primislaus (an der Tür der Hütte horchend). Bist du schon fertig?
Libussa (von innen). Nein.
Primislaus (nach vorn kommend). Ihr Götter! Ist es denn wahr? und ist
es wirklich so? Daß ich im Walde ging, längshin am Gießbach, Und
nun ein Schrei in meine Ohren fällt, Und eines Weibes leuchtende
Gewande, Vom Strudel fortgerafft, die Nacht durchblinken. Ich eile hin
und fasse sie, und trage Die süße Beute, laue Tropfen regnend, Hierher;
und sie erholt sich, und ich löse Die goldnen Schuhe selbst ihr von den
Füßen, Und breit ins Gras den schwergesognen Schleier, Und meine
Hütt' empfängt den teuern Gast. Glückselige, ihr meiner Schwester
Kleider, Die sie getragen und mir sterbend ließ, Ihr werdet dieser
Hohen Leib umhüllen, Und näher sie mir zaubern, die so fern.
Libussa (in ländlicher Tracht aus der Hütte tretend). Hier bin ich, und
verwandelt wie du siehst. Des Bauern Kleider hüllen minder warm
nicht Als eines Fürsten Rock; insoweit, merk ich, Sind sie sich gleich.
Primislaus. Du Hohe, Herrliche! Wie zierst du diese ländlich niedre
Tracht! Das Bild der Schwester, die mir kaum entschwand, Es tritt in
dir neu atmend mir entgegen, Dasselbe Bild, doch lieblicher, gewiß.
Libussa. Auch für die Kleider Dank! du mein Erretter! Wenn Rettung
ja wo die Gefahr nicht groß. Ich half mir selbst, glaub nur! erschienst
du nicht. Doch nun erfülle ganz dein schönes Wort Und bring mich zu
den Meinen wie du wolltest.
Primislaus. Dein edler Leib, bedarf er nicht der Ruh?
Libussa. Ich hab geruht, nun ruft mich ein Geschäft.
Primislaus. Bei dem ein Helfer dich nicht fördert?
Libussa. Nein.
Primislaus. Du hast den Ort bezeichnet, der dein Ziel. Geleiten sollt' ich
zu drei Eichen dich, Die auf dem Hügel stehn am Weg nach Budesch.
Ist dort dein Haus?
Libussa. Dort nicht.
Primislaus. Vielleicht von da aus Erkennst du selbst den Weg?
Libussa. So ist's.
Primislaus. Und ich Soll dort dem Ungefähr dich übergeben, Das
niemals wohl uns mehr zusammenführt?
Libussa. Der Menschen Wege kreuzen sich gar vielfach Und leicht
begegnet sich Getrennter Pfad.
Primislaus. Du bist kein Weib um das man werben könnte?
Libussa. Du hast's erraten.
Primislaus. Und, verbeut's dein Stand, Sind's andre Gründe, die's
verbieten?
Libussa. Beides. Nun noch einmal: gedenke deines Worts Und führe
mich aus dieses Waldes Schlünden Zum Ziele meines Weges, das du
kennst.
Primislaus. Wohl, du gebeutst und ich muß dir gehorchen. Dort
angebunden steht mein wackres Roß, Gefällt's dir, so besteig es, und
ich leite Am Zügel es den Trennungs-Eichen zu. Den
Trennungs-Eichen! Wohl für immer. Sei's denn! Dein Schmuck liegt
hier im Grase rings verstreut. Der Schleier da, die goldnen
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