Leben und Tod Konigs Richard des zweyten | Page 3

William Shakespeare
Sr. Hoheit Kriegs-Völker; das übrige behielt ich
mit Einwilligung, für eine Schuld zurük, die ich an meinen König zu
fordern hatte, den Rest der beträchtlichen Auslagen die ich machte, da
ich lezthin nach Frankreich reißte, die Königin abzuholen. Nun,
schluke diese Lüge hinab--Was Glocesters Tod betrift, so war ich's
nicht, der ihn erschlug. Wofern jemand berechtigt seyn sollte, mit einer
solchen Beschuldigung wieder mich aufzutreten, so wär' es der
ehrenvolle Vater meines Feindes, ihr mein edler Lord von Lancaster;
euch stellt' ich einst hinterlistig nach dem Leben, ein Verbrechen, das
noch immer meine reuvolle Seele foltert; aber ich beichtete es, eh ich
leztmals das Sacrament empfieng, und ich bat euch so aufrichtig um
Verzeihung, daß ich sie erhalten zu haben hoffe. Diß ist mein Vergehen;
alles übrige, dessen er mich anklagt, ist der Geifer eines grollsüchtigen,
lügenhaften und höchst ausgearteten Verräthers; und zum Zeichen daß
ich Muth habe, dieses mit meinem Leben zu beweisen, werf ich

gleichfalls mein Pfand vor dieses übermüthigen Verräthers Füsse hin;
in dem besten Blut, das in seinem Herzen wallt, will ich beweisen, daß
ich ein rechtschaffner Edelmann bin; und damit ich nicht lange
verziehen müsse, bitte ich Eu. Hoheit herzlichst, den Tag zu unserm
Zweykampf anzusezen.
König Richard. Ergrimmte Edle, laßt euch von euerm Fürsten zähmen;
laßt uns diese Galle ohne blutvergiessen ausführen; Eure Wuth würde
zu tiefe Einschnitte machen, und unsre Ärzte sagen, es sey izt nicht Zeit
zum Bluten. Vergeßt, vergebt, vergleicht euch, und werdet zufrieden;
mein lieber Oheim, helft mir diesen Zwist in seiner Geburt erstiken; wir
wollen den Norfolk besänftigen, ihr euern Sohn.
Gaunt. Es kan meinen Jahren nicht übel anstehen, wenn ich ein
Friedensstifter bin. Sohn, wirf des Herzogs von Norfolk Pfand wieder
hin.
König Richard. Und ihr, Norfolk, werfet seines hin.
Gaunt. Wie, Harry, du zögerst? Muß ich zweymal Gehorsam
verlangen?
Mowbray. Mich selbst, mein Gnädigster Souverain, werf' ich zu deinen
Füssen; mein Leben kanst du fordern, aber nicht meine Ehre. Jenes ist
meine Lehens-Pflicht dir schuldig; aber an meinen unbeflekten Namen
hast du (troz dem Tode, der auf meinem Grabe lebt **) kein Recht, und
nimmermehr werd' ich zugeben, daß er zur Schande mißbraucht werde.
Ich bin hier angegriffen und beschimpft worden, bis in die Seele mit
der Verläumdung vergiftetem Speer durchstochen, und diese tödtliche
Wunde kan kein andrer Balsam heilen, als das Blut aus dem Herzen,
welches diesen Gift ausgeathmet hat.
{ed.-** Die Reime, womit dieses Stük hie und da verbrämt ist, sind
nach Pope's Anmerkung, meist ausserordentlich schlecht, so schlecht,
daß dieser scharfsinnige Criticus vermuthet, sie seyen von einer
fremden Hand. Dieser jämmerliche Einfall, der in ( ) eingeschlossen ist,
und alle andre von dieser Art durch dieses ganze Stük, sind dergleichen
Reime, an die der Übersezer sich dann auch nicht gebunden halten
wird.}
König Richard. Wuth muß Widerstand finden; gieb mir sein Pfand:
Löwen machen Leoparden zahm.
Mowbray. Ja, aber sie löschen ihre Fleken nicht aus; nehmt nur meine
Beschimpfung von mir, so will ich mein Pfand abtreten. Mein theurer,

theurer Gebieter, der ächteste Schaz eines Mannes ist unbeflekte Ehre;
ist diese verlohren, so sind Menschen nur übergüldeter Leim oder
gemahlter Koth. Meine Ehre ist mein Leben, sie sind in eins
verwachsen; nehmt mir meine Ehre, so habt ihr mein Leben genommen.
So laßt mich dann meine Ehre bewähren, mein theurer Oberherr; in ihr
leb' ich, und für sie will ich sterben.
König Richard. Vetter, werft euer Pfand hin, macht ihr den Anfang.
Bolingbroke. Der Himmel bewahre meine Seele vor einer so
schändlichen Niederträchtigkeit. Wie, ich sollte mich vor meines
Vaters Augen überwunden geben, oder mit einem blassen
Bettler-Gesicht mich selbst vor diesem ausgeschämten Bastard
anklagen? Eh meine Zunge einen solchen Laut von sich geben soll, eh
sollen meine Zähne das sclavische Werkzeug der wiederruffenden
Feigheit durchschneiden und sie blutend in Mowbrays schändliches
Antliz speyen.
(Gaunt geht ab.)
König Richard. Wir sind nicht gebohren zu bitten, sondern zu befehlen;
und da wir dieses nicht können, um euch auszusöhnen, so haltet euch,
so gewiß als euer Leben dafür antworten soll, bereit, auf Sct. Lamberts
Tag zu Coventry zu erscheinen. Dort sollen eure Lanzen und
Schwerdter den schwellenden Zwist eures tiefgewurzelten Hasses
entscheiden: Lord Marschall, ertheilt euern Herolden und Officieren
Befehl, alles zu dieser feyerlichen Handlung zuzurüsten.
(Sie gehen alle ab.)

Dritte Scene. (Der Schauplaz verwandelt sich in des Herzog von
Lancaster Palast.) (Gaunt und Herzogin von Glocester treten auf.)
Gaunt. Ach, Schwester! Denkt ihr, daß eure Ausruffungen mich stärker
als der Bruder-Name treiben können, gegen die Mörder von Gloster's
Leben zu entbrennen? Aber da die Bestraffung dieser Übelthat in den
nemlichen Händen ligt, welche die Übelthat begangen haben, so laßt
uns unsre Sache dem Himmel anheim stellen, der, wenn er die Stunde
dazu auf Erden gereift sieht, heisse Rache auf der Verbrecher Haupt
regnen wird.
Herzogin. Ist das alles, wozu der Name deines ermordeten Bruders dich
treiben
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 33
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.