Land und Volk in Afrika | Page 3

Gerhard Rohlfs
der Kaiser sich nicht nur den Dank aller Franzosen, sondern auch die Bewunderung der ganzen christlichen Welt erwerben, und m?ge die Geschichte unsere Nachkommen einst lehren: Die Bourbonen wussten die Algerie zu erobern, die Napoleoniden indess verstanden es, sie in christlich civilisirtes Land umzuwandeln.--

Beobachtungen ��ber die Wirkungen des Haschisch.
#Mursuk in Fessan, Ende Januar 1866.#
Unter Haschisch verstehen die Araber im weitern Sinne jedes Kraut, n?her jedoch bezeichnen sie damit den indischen Hanf, cannabis indica (nach Linn�� in die Klasse Dioccia pentandria geh?rend), weil an Vorz��glichkeit jedes andere Kraut gegen dieses in den Hintergrund tritt. Von Tripolitanien an nennen die Eingebornen diese Pflanze Tekruri, und diesen Namen f��hrt sie auch in der T��rkei, Aegypten, Syrien, Arabien und Persien vorzugsweise.
Graf d'Escayrac de Lauture sagt ��ber die Pflanze Folgendes:
"Die Haschischa ist die Cannabis indica; man findet sie in Afrika, und wahrscheinlich ist dieser Hanf aus dem Sudan nach Tunis und Tripoli eingef��hrt worden. In letzteren nennt man ihn Tekruri, also mit demselben Namen, den man in Mekka den von Sudan kommenden Pilgern giebt, um damit ihre Herkunft anzudeuten. Vielleicht bedeutet Tekruri auch, wie einige Geographen meinen, irgend eine Provinz in Sudan, vielleicht auch ist es nichts weiter, als die Ableitung von irgend einer arabischen Sprachwurzel, welche die Wirkung "verbessern, vollkommener machen" bezeichnet. Die Haschisch verdankt ihre Wirkung einem eigenth��mlichen Stoffe, den Herr Gastinel, Pharmaceut in Aegypten, ausgezogen und bestimmt, und dem er den Namen Haschischin gegeben hat. Dieser Stoff, Harz, ist von einer sch?nen gr��nen Farbe, die jedoch nicht vom Chlorophyll herr��hrt, kleberig-z?h und von einem eigenth��mlich unangenehmen Geschmack."
Ich f��ge hier hinzu, dass die Cannabis indica wohl weiter nichts ist als die verwilderte oder wilde Cannabis sativa, und eher eine Pflanze der gem?ssigten Zone als der heissen ist, denn je weiter man nach S��den vordringt, je seltener und kr��ppelhafter gedeiht dieselbe. W?hrend man z.B. ?usserst sch?ne Exemplare in den gem?ssigten Bergregionen des Kleinen Atlas der Algerie und Marokko's findet, und die eine H?he von manchmal 1-1/2 Meter erreichen, gedeiht in den heissen Oasen Tafilet, Tuat und Fessan die Pflanze nur k��mmerlich, obgleich die Bewohner alle Sorgfalt auf ihren Anbau anwenden, und von Norden wird dieselbe nach S��den exportirt.
Die Eingebornen bedienen sich derselben auf verschiedene Weise: Entweder sie zerschneiden die getrockneten Bl?tter und Bl��then sehr klein und rauchen sie rein oder mit Taback vermischt aus kleinen Pfeifen oder Cigaretten, oder sie vermischen dieselben mit Tumbak (Tabak) und rauchen so dies Kraut aus der Nargile. In Syrien bereiten sie wie Thee eine Art Infusion und trinken den Aufguss mit Zucker vers��sst, oder endlich man pulverisirt Bl?tter und Bl��then, und schluckt dies Pulver rein oder mit Zuckerstaub vermischt herunter. Auch mit Honig und Gew��rzen zu einer Art Backwerk verarbeitet, bereiten sie aus denselben kleine Kuchen, die unter dem Namen Majoun verkauft werden.
Mag man nun Haschisch nehmen unter welcher Form man wolle, immer ��bt dasselbe einen starken Rausch aus. Europ?er jedoch, welche Beobachtungen dar��ber anstellen wollen, k?nnen dies nur, entweder indem sie eine Infusion trinken, oder das Haschisch-Pulver essen, denn um eine Wirkung vom Rausche zu haben, muss man den Rauch so tief einziehen, was Araber, Perser und T��rken zwar auch beim Taback- und Opiumrauchen thun, dass der Dampf in die Lungen eingesogen, unmittelbar mit dem Blute in Ber��hrung kommt. Zwei Theel?ffel voll Haschisch gen��gen, um einen kr?ftigen Rausch bei einem Neuling hervorzubringen.

Eindruck, den aus mich die Cannabis machte.
#In Mursuk, 25. Januar 1866, Abends 6 Uhr.#
Ich trinke Thee in Gesellschaft Mohammed Besserkis, Enkel des Sultans Mohammed el Hakem von Fessan. Mein Bewusstsein ist vollkommen klar. Ich nehme zwei Theel?ffel voll Haschischkraut, welches in einer Kaffeer?ste etwas ged?rrt, dann pulverisirt und mit Zuckerstaub gemischt worden war. Mein Puls war im Moment des Nehmens 90 (wie immer).
Nach einer viertel Stunde gar kein Erfolg. Wir essen zu Abend: Kameelfleisch mit rothen R��ben, Kameelfrikadellen, weisse gebackene R��ben, Bohnensalat; Salat aus Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch und Radieschen bestehend; Brod, Butter und K?se.
Besserki sagt mir, dass die Wirkung nach dem Essen kommen werde, ich indess,--es ist jetzt 7 Uhr,--merke gar nichts. Wir trinken eine Tasse schwarzen Kaffee ohne Zucker.
7 Uhr 10 Minuten. Mein Puls hat nur 70; ich friere, obgleich eine Pfanne mit Kohlen vor mir steht. Besserki sagt, er sp��re stark die Wirkung und befiehlt meinem Diener, einige Datteln zu bringen, um, wie er sagt, die Wirkung zu beschleunigen; auch ich esse zwei Datteln.
7 Uhr 20 Minuten. Mein Puls 120 oder mehr. Bin ich in einem Schiffe? Die Stube schaukelt, mein Bewusstsein ist indess vollkommen frei, blos scheint mir Besserki sehr langsam zu sprechen und ich vergesse oft den Anfang vom Satze, den er spricht. Auch wenn ich jetzt denke, vergesse ich, womit ich angefangen.
7 Uhr 45 Minuten. Mein Herz schl?gt so, dass ich jeden Schlag h?re, Puls z?hlen unm?glich.
Besserki sagt, er will fortgehen, mein Diener geht mit; ein anderer z��ndet mir eine Nargile an. Ich rauche und fliege, obgleich ich mit den H?nden
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