LArrabbiata | Page 5

Paul Heyse
Frühjahr kam sp?t. Habt ihr mehr verdient, als wir hier auf Capri?
Es h?tte nicht ausgereicht zweimal die Woche Makkaroni zu essen, wenn ich blo? auf die Barke angewiesen w?re. Dann und wann einen Brief nach Neapel zu bringen, oder einen Signore aufs Meer gerudert, der angeln wollte. Das war alles. Aber Ihr wi?t, da? mein Onkel die gro?en Orangeng?rten hat, und ein reicher Mann ist. Tonino, sagt er, solang ich lebe, sollst du nicht Not leiden, und nachher wird auch für dich gesorgt werden. So hab ich den Winter mit Gottes Hülfe überstanden.
Hat er Kinder, Euer Onkel?
Nein. Er war nie verheiratet, und lang au?er Landes, wo er denn manchen Piaster zusammengebracht hat. Nun hat er vor, eine gro?e Fischerei anzufangen und will mich über das ganze Wesen setzen, da? ich nach dem Rechten sehe.
So seid Ihr ja ein gemachter Mann, Antonino.
Der junge Schiffer zuckte die Achseln. Es hat jeder sein Bündel zu tragen, sagte er. Damit sprang er auf und sah wieder links und rechts nach dem Wetter, obwohl er wissen mu?te, da? es nur eine Wetterseite gibt.
Ich bring Euch noch eine Flasche. Euer Onkel kann's bezahlen, sagte die Wirtin.
Nur noch ein Glas, denn Ihr habt hier eine feurige Art Wein. Der Kopf ist mir schon ganz warm.
Er geht nicht ins Blut. Ihr k?nnt trinken, soviel Ihr wollt. Da kommt eben mein Mann, mit dem mü?t Ihr noch eine Weile sitzen und schwatzen.
Wirklich kam, das Netz über die Schulter geh?ngt, die rote Mütze über den geringelten Haaren, der stattliche Padrone der Schenke von der H?he herunter. Er hatte Fische in die Stadt gebracht, die jene vornehme Dame bestellt hatte, um sie dem kleinen Pfarrer von Sorrent vorzusetzen. Wie er des jungen Schiffers ansichtig wurde, winkte er ihm herzlich mit der Hand einen Willkommen zu, setzte sich dann neben ihn auf die Bank, und fing an zu fragen und zu erz?hlen. Eben brachte sein Weib eine zweite Flasche des echten unverf?lschten Capri, als der Ufersand zur Linken knisterte und Laurella des Weges von Anacapri daherkam. Sie grü?te flüchtig mit dem Kopf und stand unschlüssig still.
Antonino sprang auf. Ich mu? fort, sagte er. 's ist ein M?dchen aus Sorrent, das heut früh mit dem Signor Curato kam und auf die Nacht wieder zu ihrer kranken Mutter will.
Nun nun, 's ist noch lang bis Nacht, sagte der Fischer. Sie wird doch Zeit haben, ein Glas Wein zu trinken. Holla, Frau, bring noch ein Glas.
Ich danke, ich trinke nicht, sagte Laurella und blieb in einiger Entfernung.
Schenk nur ein, Frau, schenk ein! Sie l??t sich n?tigen.
La?t sie, sagte der Bursch. Sie hat einen harten Kopf; was sie einmal nicht will, das redet ihr kein Heiliger ein.--Und damit nahm er eilfertig Abschied, lief nach der Barke hinunter, l?ste das Seil, und stand nun in Erwartung des M?dchens. Die grü?te noch einmal nach der Wirtin der Schenke zurück und ging dann mit zaudernden Schritten der Barke zu. Sie sah vorher nach allen Seiten um, als erwarte sie, da? sich noch andere Gesellschaft einfinden würde. Die Marine aber war menschenleer, die Fischer schliefen oder fuhren im Meer mit Angeln und Netzen, wenige Frauen und Kinder sa?en unter den Türen, schlafend oder spinnend, und die Fremden, die am Morgen?herübergefahren, warteten die kühlere Tageszeit zur Rückfahrt ab. Sie konnte auch nicht zu lange umschauen, denn ehe sie es wehren konnte, hatte Antonino sie in die Arme genommen und trug sie wie ein Kind in den Nachen. Dann sprang er nach und mit wenigen?Ruderschl?gen waren sie schon im offenen Meer.
Sie hatte sich vorn in den Kahn gesetzt und ihm halb den Rücken zugedreht, da? er sie nur von der Seite sehen konnte. Ihre Züge waren jetzt noch ernsthafter als gew?hnlich. über die kurze Stirn hing das Haar tief herein, um den feinen Nasenflügel zitterte ein eigensinniger Zug; der volle Mund war fest geschlossen.--Als sie eine Zeitlang so stillschweigend über Meer gefahren waren, empfand sie den Sonnenbrand, nahm das Brot aus dem Tuch und schlang dieses über die Flechte. Dann fing sie an von dem Brote zu essen und ihr Mittagsmahl zu halten, denn sie hatte auf Capri nichts genossen.
Antonino sah das nicht lange mit an. Er holte aus einem der K?rbe, die am Morgen mit Orangen gefüllt gewesen, zwei hervor, und sagte: da hast du was zu deinem Brot, Laurella. Glaub nicht, da? ich sie für dich zurückbehalten habe. Sie sind aus dem Korb in den Kahn gerollt und ich fand sie, als ich die leeren K?rbe wieder in die Barke setzte.
I? du sie doch. Ich hab an meinem Brote genug.
Sie sind erfrischend in der Hitze, und du bist weit gelaufen.
Sie gaben mir oben ein Glas Wasser, das hat mich schon erfrischt.
Wie du willst, sagte er, und lie? sie wieder in den Korb fallen.
Neues Stillschweigen. Das Meer war spiegelglatt und rauschte kaum um den Kiel. Auch die wei?en Seev?gel, die in
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