Kritik der reinen Vernunft (2nd edition) | Page 8

Immanuel Kant
in der Zeit, bestimmt erkennen m��?te, (welches, weil ich meinem Begriffe keine Anschauung unterlegen kann, unm?glich ist), so kann ich mir doch die Freiheit denken, d.i. die Vorstellung davon enth?lt wenigstens keinen Widerspruch in sich, wenn unsere kritische Unterscheidung beider (der sinnlichen und intellektuellen) Vorstellungsarten und die davon herr��hrende Einschr?nkung der reinen Verstandesbegriffe, mithin auch der aus ihnen flie?enden Grunds?tze, statt hat. Gesetzt nun, die Moral setze notwendig Freiheit (im strengsten Sinne) als Eigenschaft unseres Willens voraus, indem sie praktische in unserer Vernunft liegende urspr��ngliche Grunds?tze als Data derselben a priori anf��hrt, die ohne Voraussetzung der Freiheit schlechterdings unm?glich w?ren, die spekulative Vernunft aber h?tte bewiesen, da? diese sich gar nicht denken lasse, so mu? notwendig jene Voraussetzung, n?mlich die moralische, derjenigen weichen, deren Gegenteil einen offenbaren Widerspruch enth?lt, folglich Freiheit und mit ihr Sittlichkeit (denn deren Gegenteil enth?lt keinen Widerspruch, wenn nicht schon Freiheit vorausgesetzt wird,) dem Naturmechanismus den Platz einr?umen. So aber, da ich zur Moral nichts weiter brauche, als da? Freiheit sich nur nicht selbst widerspreche, und sich also doch wenigstem denken lasse, ohne n?tig zu haben, sie weiter einzusehen, da? sie also dem Naturmechanismus eben derselben Handlung (in anderer Beziehung genommen) gar kein Hindernis in den Weg lege: so behauptet die Lehre der Sittlichkeit ihren Platz, und die Naturlehre auch den ihrigen, welches aber nicht stattgefunden h?tte, wenn nicht Kritik uns zuvor von unserer unvermeidlichen Unwissenheit in Ansehung der Dinge an sich selbst belehrt, und alles, was wir theoretisch erkennen k?nnen, auf blo?e Erscheinungen eingeschr?nkt h?tte. Eben diese Er?rterung des positiven Nutzens kritischer Grunds?tze der reinen Vernunft l??t sich in Ansehung des Begriffs von Gott und der einfachen Natur unserer Seele zeigen, die ich aber der K��rze halber vorbeigehe. Ich kann also Gott, Freiheit und Unsterblichkeit zum Behuf des notwendigen praktischen Gebrauchs meiner Vernunft nicht einmal annehmen, wenn ich nicht der spekulativen Vernunft zugleich ihre Anma?ung ��berschwenglicher Einsichten benehme, weil sie sich, um zu diesen zu gelangen, solcher Grunds?tze bedienen mu?, die, indem sie in der Tag blo? auf Gegenst?nde m?glicher Erfahrung reichen, wenn sie gleichwohl auf das angewandt werden, was nicht ein Gegenstand der Erfahrung sein kann, wirklich dieses jederzeit in Erscheinung verwandeln, und so alle praktische Erweiterung der reinen Vernunft f��r unm?glich erkl?ren. Ich mu?te also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen, und der Dogmatismus der Metaphysik, d.i. das Vorurteil, in ihr ohne Kritik der reinen Vernunft fortzukommen, ist die wahre Quelle alles der Moralit?t widerstreitenden Unglaubens, der jederzeit gar sehr dogmatisch ist. - Wem es also mit einer nach Ma?gabe der Kritik der reinen Vernunft abgefa?ten systematischen Metaphysik eben nicht schwer sein kann, der Nachkommenschaft ein Verm?chtnis zu hinterlassen, so ist dies kein f��r gering zu achtendes Geschenk; man mag nun blo? auf die Kultur der Vernunft durch den sicheren Gang einer Wissenschaft ��berhaupt, in Vergleichung mit dem grundlosen Tappen und leichtsinnigen Herumstreifen derselben ohne Kritik sehen, oder auch auf bessere Zeitanwendung einer wi?begierigen Jugend, die beim gew?hnlichen Dogmatismus so fr��he und so viele Aufmunterung bekommt, ��ber Dinge, davon sie nichts versteht, und darin sie, so wie niemand in der Welt, auch nie etwas einsehen wird, bequem zu vern��nfteln, oder gar auf Erfindung neuer Gedanken und Meinungen auszugehen, und so die Erlernung gr��ndlicher Wissenschaften zu verabs?umen; am meisten aber, wenn man den unsch?tzbaren Vorteil in Anschlag bringt, allen Einw��rfen wider Sittlichkeit und Religion auf sokratische Art, n?mlich durch den klarsten Beweis der Unwissenheit der Gegner, auf alle k��nftige Zeit ein Ende zu machen. Denn irgend eine Metaphysik ist immer in der Welt gewesen, und wird auch wohl ferner, mit ihr aber auch eine Dialektik der reinen Vernunft, weil sie ihr nat��rlich ist, darin anzutreffen sein. Es ist also die erste und wichtigste Angelegenheit der Philosophie, einmal f��r allemal ihr dadurch, da? man die Quelle der Irrt��mer verstopft, allen nachteiligen Einflu? zu benehmen.
* Einen Gegenstand erkennen, dazu wird erfordert, da? ich seine M?glichkeit (es sei nach dem Zeugnis der Erfahrung aus seiner Wirklichkeit, oder a priori durch Vernunft) beweisen k?nne. Aber denken kann ich, was ich will, wenn ich mir nur nicht selbst widerspreche, d.i. wenn mein Begriff nur ein m?glicher Gedanke ist, ob ich zwar daf��r nicht stehen kann, ob im Inbegriffe aller M?glichkeiten diesem auch ein Objekt korrespondiere oder nicht. Um einem solchen Begriffe aber objektive G��ltigkeit (reale M?glichkeit, denn die erstere war blo? die logische) beizulegen, dazu wird etwas mehr erfordert. Dieses Mehrere aber braucht eben nicht in theoretischen Erkenntnisquellen gesucht zu werden, es kann auch in praktischen liegen.
Bei dieser wichtigen Ver?nderung im Felde der Wissenschaften, und dem Verluste, den spekulative Vernunft an ihrem bisher eingebildeten Besitze erleiden mu?, bleibt dennoch alles mit der allgemeinen menschlichen Angelegenheit, und dem Nutzen, den die Welt bisher aus den Lehren der reinen Vernunft zog, in demselben vorteilhaften Zustande, als es jemalen war, und der Verlust trifft nur das Monopol der Schulen,
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