ein Vorgang des Empfindens oder Vorstellens etwa, dasjenige, was ein Gef��hl bedingt, oder woran ein Gef��hl "haftet", so muss das fragliche Gef��hl sich steigern--oder, was dasselbe sagt, es muss unser Gesamtgef��hl die F?rbung dieses Gef��hles annehmen--in dem Masse als der bedingende Vorgang psychisch zur Geltung kommt, Kraft gewinnt, im Zusammenhang des psychischen Geschehens dominierend hervortritt.
Nun findet dies "Hervortreten" oder Kraftgewinnen eines psychischen Vorganges statt, wenn wir auf ihn unsere Aufmerksamkeit richten. Und der Bewusstseinsthatbestand, den wir als Bewusstsein des Aufmerkens auf ein empfundenes oder vorgestelltes Objekt bezeichnen, ist nichts anderes als die Begleiterscheinung dieses Hervortretens, Kraftgewinnens, Dominierens des Empfindungs- oder Vorstellungsvorganges. Also k?nnen wir auch sagen: Erscheint in unserem Bewusstsein, oder nach Aussage desselben, ein Gef��hl der Lust oder Unlust auf einen Empfindungs- oder Vorstellungsinhalt bezogen, so ist in dem entsprechenden Empfindungs- oder Vorstellungsvorgang zugleich der Grund dieses Gef��hles zu suchen.
ALLERLEI ?STHETISCHE THEORIEN.
Diese Einsicht scheint nun eine sehr triviale. Aber dies hindert nicht, dass damit eine ganze Reihe psychologisch-?sthetischer Theorien endg��ltig abgewiesen sind. Ich erw?hne etwa die Theorie, die das Wohlgefallen an Linien auf das Wohlgefallen an bequemen oder leicht zu vollziehenden Augenbewegungen zur��ckf��hrt; oder derzufolge Liniensch?nheit nichts anderes ist als Annehmlichkeit von Augenbewegungen. Es ergiebt sich aus Obigem, was dagegen einzuwenden ist: Die Linien, nicht die Augenbewegungen meine ich, wenn ich die Linien sch?n finde. Auf jene nicht auf diese erscheint mein Gef��hl der Lust bezogen.
Dies zeigt sich besonders deutlich, wenn ich besondere F?lle annehme. Es k?nnte geschehen, dass die Augenbewegungen, verm?ge deren ich eine sch?ne Linie--wirklich oder angeblich--"verfolge", einmal sehr unbequeme w?ren. Die Linie findet sich etwa an einer Wand, so weit oben, dass ich den Kopf und die Augen stark nach oben wenden muss, um die Linie zu betrachten. Jetzt sind die Augenbewegungen vielleicht sogar schmerzhaft. Dann ist doch nicht die Linie f��r mich h?sslich, sondern eben die Augenbewegung schmerzhaft. Ich versp��re Wohlgefallen "_an_" der Linie, d. h. ich versp��re Lust, wenn und in dem Masse, als ich auf die Linie achte, und damit zugleich meine Aufmerksamkeit von der Stellung und Bewegung meiner Augen abwende. Ich versp��re andererseits Unlust "_an_" den Augenbewegungen, d. h. ich versp��re Unlust, wenn und in dem Masse, als ich auf die Augenbewegungen achte, und die Linie f��r eine Zeitlang Linie sein lasse.
Also habe ich auch den Grund jener Lust in der Linie zu suchen. Wenn nicht in der sichtbaren Form der Linie, dann in etwas, das f��r mich in der Linie oder ihrer Form unmittelbar liegt. Dies wird allerdings gleichfalls eine Bewegung sein. Aber nicht eine Bewegung meiner Augen, ��berhaupt nicht eine Bewegung in oder an mir, sondern eine Bewegung der Linie oder in der Linie selbst, eine Bewegung, die die Linie selbst zu vollf��hren, oder verm?ge welcher die Linie, dies von mir unterschiedene und mir frei gegen��bertretende Objekt, in jedem Augenblick von neuem sich selbst zu erzeugen scheint.--Nicht minder liegt der Grund meiner Unlust in den Augenbewegungen, also nicht in der Linie und dem, was sie leistet, sondern in mir und dem was ich, diese von der Linie unterschiedene und sich ihr gegen��berstellende Person, leiste oder zu leisten jetzt gen?tigt bin.
Eben dahin geh?rt die Theorie, welche die Erhabenheit von Objekten identifiziert mit dem Gef��hl meiner Erhabenheit, etwa der ��berlegenheit meines Verstandes. In dieser Theorie liegt gewiss Richtiges. Aber es fehlt noch die Hauptsache. Das Gef��hl meiner Erhabenheit ist an sich schlechterdings nichts, als das Gef��hl meiner Erhabenheit, niemals ein Gef��hl der Erhabenheit eines Objektes. Wie ��berall, so setze ich auch hier deutlich einander gegen��ber: mich und das Objekt. Dieser Gegensatz ist ja f��r uns der allerfundamentalste. Es ist der Gegensatz der Gegens?tze. Es ist damit hier wie ��berall absolut ausgeschlossen, dass ich mich mit dem Objekt, das ich anschaue, verwechsele oder dem Objekte zurechne, was mir zugeh?rt, dass ich also auch ein Gef��hl auf das Objekt bezogen glaube, das nach Aussage meines unmittelbaren Bewusstseins auf mich bezogen ist.
Erst wenn ich, durch das "erhabene" Objekt selbst gen?tigt,--nicht meine gegenw?rtige Erhabenheit, aber eine Erhabenheit, wie ich sie in mir finden kann, also eine m?gliche Erhabenheit menschlichen Wesens--und eine andere Erhabenheit giebt es f��r uns nicht--in das Objekt hinein verlege, und in ihm, als etwas ihm Zugeh?rigen, wiederfinde, oder besser gesagt, wenn ich im Objekte, als ihm zuh?rig, die pers?nlichen Regungen, inneren Verhaltungsweisen, Wollungen wiederfinde, die das Gef��hl der Erhabenheit begr��nden, wenn mir also diese Regungen in dem Objekte als etwas von mir Verschiedenes, "Objektives", gegen��bertreten, kann das Objekt f��r mich zu einem erhabenen werden, oder kann mein Gef��hl der Erhabenheit mir auf dies Objekt bezogen erscheinen. Und umgekehrt, erscheint das Gef��hl auf das Objekt bezogen, erscheint also das Objekt mir erhaben, so liegt darin der Beweis, dass das Objekt diesen Grund des Erhabenheitsgef��hles in sich selbst tr?gt, dass nicht mein Erhabensein, sondern der erhebende Sinn und Inhalt des Objektes das Gef��hl bedingt.--Dass, nebenbei bemerkt, diese Erhabenheit des Objektes keine Erhabenheit des Verstandes sein
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.