Katharina von Bora - Geschichtliches Lebensbild | Page 7

D. Albrecht Thoma
von Bora und die beiden jungen Sch??nfeld, welche in ?��hnlichem Alter standen. Lange Zeit wurden gar keine neuen Jungfrauen in das Stift aufgenommen: von 1510 bis 1517 blieben Katharina und Ave die letzten, vielleicht weil die Zahl 50 (mit den Konversen) ??berschritten war und die Eink??nfte des Klosters nicht mehr Personen ertrugen. Da?? die Klosterfrauen auch an Wesen, Charakter und Temperament verschieden waren, ist nat??rlich; aber alle geistige Individualit?��t (alle a�?Eigenschafta�?) wurde durch die Klosterregel und Klosterzucht ebenso ausgel??scht, wie die leibliche Verschiedenheit durch die gleiche Tracht: Nonnen tragen auch eine geistige Uniform. Dazu sind Freundschaften verboten. Von irgend einer Eigenheit einer Schwester erf?��hrt man nichts. Nur die Aebtissin Margarete von Haubitz ist sp?��ter charakterisiert als: a�?ehrliches (vornehmes), frommes, verst?��ndiges Weibsbilda�?[40].
Ob die neue Klosterjungfrau Katharina von Bora an ihr oder den anderen Verwandten aus dem m??tterlichen Geschlechte eine Annehmerin gefunden habe, ist nicht zu sagen. Doch war nicht von vornherein die Verwandtschaft mit der Aebtissin ein Grund zu einer freundlichen Behandlung. Denn eine gleichzeitig mit Katharina in ein andres Kloster eingetretene junge Nonne beklagt sich, da?? ihre Muhme, die Aebtissin, ganz besonders gewaltth?��tig und grausam mit ihr verfahren sei. Vielleicht hat Katharina eine Art m??tterliche Freundin an ihrer anderen Verwandten aus dem v?��terlichen Geschlecht gefunden, der ehemaligen Siechenmeisterin Magdalena von Bora, weil diese nachher sich als a�?Muhme Lenea�? so innig an Katharina und ihre neue Familie anschlo??[41].
Zun?��chst wurde das junge M?��dchen eingef??hrt in die Ordensregel und den Gottesdienst, wurde gew??hnt an kl??sterliches Benehmen und an geistliches Denken und Wesen, auch unterrichtet in einigen Kenntnissen und Fertigkeiten. In Nimbschen wird keine besondere Novizenmeisterin genannt; es war nur vom Abt bei der Einf??hrung der neuen Aebtissin 1509 im allgemeinen aufs neue als Ordensregel eingesch?��rft: a�?Weil es ein Werk der Fr??mmigkeit und Barmherzigkeit ist, die Ungelehrten gelehrter zu machen, wollen wir, da?? diejenigen, welche mehr verstehn unter den Jungfrauen, die andern zu belehren und unterrichten sich bestreben, in dem Bewu??tsein, da?? sie einen gro??en Lohn f??r diese M??he empfangen, und da?? sie durch diese Besch?��ftigung viel Leichtfertigkeit vermeiden, wozu die ausgeladene Jugend geneigt ist.a�? Nat??rlich sollten aber alle Aelteren den Jungen mit gutem Beispiel vorangehen.
Als a�?der Schl??ssel der Religiona�? mu??te zun?��chst ??berall, wo es die Ordensregel vorschrieb, unbedingtes Stillschweigen beobachtet werden a��� au??er dem unbedingten Gehorsam, an den sich die Novizin zu gew??hnen hatte, der wichtigste und h??chste Punkt des kl??sterlichen Lebens. Denn es m????te Rechenschaft gegeben werden von jedem unn??tzen Wort nicht nur vor Gottes Richterstuhl, sondern auch vor dem Beichtstuhl des Priesters. Vielmehr sollten die Klosterjungfrauen au??erhalb der vorgeschriebenen Gebetszeiten und der Lektionen in besonderen Gebeten mit dem Br?��utigam Christus reden oder in Beschaulichkeit schweigend h??ren, was Gott in ihnen redet. Darum wurde streng darauf gesehen, da?? die Kinder und heranwachsenden Jungfrauen nicht herumliefen und schwatzten, sondern sich sittsam und schweigsam verhielten.
Es galt sodann in Kleidung und Haltung, in Geb?��rde und Rede sich das rechte nonnenhafte Wesen anzueignen. a�?Am Ort der Bu??ea�?, mu??te man a�?die gr????te Einfachheit der Kleidung zeigen, sich weder mit weltlichen Gew?��ndern schm??cken, noch auch mit den Fransen der Pharis?��era�?, sondern die Kutten bis an die Schultern herausziehen. Das Angesicht mu??ten die Novizen lernen stets zu neigen. a�?Denn die Scham ist die H??terin der Jungfrauschaft, der k??stlichen Perle, welche die geistlichen T??chter bewahren sollen. So sollen sie mit Seufzen und Beklagen der verlorenen Zeit die Ankunft des himmlischen Br?��utigams erwarten welcher seine Verlobten, a��� die im Glauben und hl. Profe?? stets des Herrn harren, a��� mit Frohlocken in sein Brautgemach f??hrt.a�?
a�?Damit sie sich aber nicht mit dem Laster des Eigentums beflecken, welches in der Religion das schlimmste und verdammlichste und ein Netz des Teufels ist, sollen sie bei Strafe der Exkommunikation alle Geschenke von Freunden und andern drau??en nicht als ihr Recht beanspruchen, sondern der Aebtissin reichen, und dem??tig von ihr das N??tige begehren.a�?
Die Vorgesetzten a??en zwar am besonderen Tisch und hatten bessere Speisen und Getr?��nke: so bekamen sie echtes Bier, dagegen die Konventualinnen nur a�?Kofenta�? (Konvent- d.h. D??nn-Bier)[646], aber gleichm?��??ige Behandlung aller Klosterjungfrauen in Speisen und Getr?��nken waren der Aebtissin zur Pflicht gemacht, und die Mahlzeiten lie??en nach herk??mmlicher Klostersitte nichts zu w??nschen ??brig[42]. a�?Festmahlzeiten und Erg??tzlichkeitena�? waren den Schwestern unter sich von der Aebtissin erlaubt.
Diese Ordnungen, zu welchen in Nimbschen bei Einf??hrung der neuen Aebtissin der Abt-Visitator eine Art Hirtenbrief als Erl?��uterung und Erg?��nzung der Ordensregel gegeben hatte, wurden alle Vierteljahre kapitelweise im Konvent gelesen und durch die Aebtissin oder Priorin Punkt f??r Punkt erkl?��rt, damit jede Klosterjungfrau a��� namentlich aber die Neulinge a��� aus sich selbst die kl??sterliche Lebensweise und Lebenseinrichtung ann?��hmen.
In solche strenge Klosterzucht wurde nun das junge M?��dchen eingef??hrt. Wenn auch die Praxis a��� wie sich bei jeder Visitation zeigte, namentlich in der Verordnung von unn??tzen Reden a��� von der Theorie abwich, so war doch zu dieser Zeit ein stramme ernstliche Einhaltung der Ordensregel in Nimbschen durchgef??hrt. Man hatte n?��mlich gerade um 1500
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