Schiff, in meinen Hafen.
(Wieder lauter.) Vom Belt bis fern zum Adriat'schen Golf, Vom Inn bis
zu der Weichsel kaltem Strand Ist niemand, der nicht Ottokarn gehorcht;
Es hat die Welt seit Karol Magnus' Zeiten Kein Reich noch wie das
meinige gesehn. Ja, Karol Magnus' Krone selbst, Sie dünkt mich nicht
für dieses Haupt zu hoch. Nur eines fehlte noch; nur eins und--alles:
Der Erbe, der's empfängt aus meiner Hand. Den Giebel setz ich auf an
meinem Bau; Margrethe, weiß ich, wird mir's nicht mißgönnen.
Margarethe. Ich gönn Euch alles, gönn Euch mehr als mir! Auch ist's
mein Vorteil nicht, es ist der Eure, Was mich noch einmal warnend
sprechen heißt. Geliebt es Euch, so folgt mir nebenan--
Ottokar. Sprecht immer hier; nur unter Königen Ist Ottokar der König,
nicht allein. Die hier gehorchen--
Margarethe (schnell). Doch wie lange, Herr? Das ist's, woran ich
warnend mahnen wollte! (Näher zu ihm tretend.) Die Länder all, das
Erbe meines Hauses, Sie wurden Euch durch Margarethens Hand. Weiß
Gott, ich scheide gern! Doch wie ich scheide, Schwingt wieder Aufruhr
zischend seine Fackel, Und gegen Euch--
Ottokar. Seid Ihr 'ne Bäckersfrau, Die ihren Altknecht freit auf ihr
Gewerb', Und fürchtet Ihr, sie kommen, von der Stadt, Und nehmen
mir's, sobald die Herrin fort? (Halb gegen die Stände gewendet.) Ich
halte sie, seht Ihr? mit dieser Hand-- Sie sollen sich nur regen, wenn
sie's wagen!
Margarethe. Umringt seid Ihr mit Argen und Verrätern!
Ottokar. Lehrt Ihr den Ottokar die Seinen kennen? Ich gehe meinen
Gang, was hindert, fällt.
Margarethe. Ihr steht am Abgrund, glaubt mir, Ottokar!
(Wiederholte Trompetenstöße.)
Diener (kommt). Die Landesherrn von Steiermark sind unten Und
bitten, daß du gnädiglich sie hörst.
Ottokar. Laßt sie herein!--Ihr seht wohl, Margarethe, Die
Unglücksprophezeiung trifft nicht ein!
(Die Stände von Steiermark treten ein, den Herzogshut vor sich her auf
einem Kissen.)
Der Wortführer (indem er vor Margarethen das Knie beugt). Erlauchte
Frau!
Margarethe (ablehnend). Nicht mir!
Ottokar. Zu mir, mit Gunst! Der König ist, der Königinnen macht!
Schweigt immerhin, ich weiß schon, was ihr wollt. Ich hab eu'r Land
den Ungarn abgestritten Und werd es wahren gegen jedermann; Auch
gegen euch, wenn's irgend etwa not. Stellt euch nur hin und wartet
ruhig ab. Im übrigen betrachtet mich genau, Damit ein andermal ihr
gleich beim Eingang wißt, Vor wem ihr habt zu knien.
(Die Steirer stellen sich in eine Linie mit den Östreichern, dem Throne
gegenüber, die Träger der Kronen voran.)
Ottokar. Nun noch zum letzten! Habt Ihr die Handfest hier, Herr
Kanzellar, Die Schenkungsurkund' von der Fürstin Landen?
Kanzler. Ich nicht; die gnäd'ge Frau.
Ottokar. Habt Ihr sie, Margarethe?
Margarethe. Im Schrein verschlossen meiner Hauskapelle Liegt sie
verwahrt.
Ottokar. Nun gut, ich sende drum!
Margarethe. Noch hat kein menschlich Aug' des Schreines Inhalt, Den
Schatz gesehn, den mir sein Schloß bewahrt. Bei meines Heinrich
teurem Abbild liegt sie, Bei meiner beiden Kinder Totenhemd, Beim
Schreckenspfeil, den an der Leitha Strand Man blutig zog aus meines
Bruders Herzen. Erlaubt Ihr, geh ich selbst!
Ottokar. Wie's Euch gefällt.
(Trompeten und Jubelgeschrei von außen.)'
Diener (kommt). Ach, gnäd'ger Herr!
Ottokar. Was ist?
(Die Landesherrn von Kärnten, Ritter und Bauern bunt gemengt, treten
auf, den Herzogshut vor sich auf dem Kissen.)
Ottokar. Wer sind die?
Margarethe. Soll ich?
Ottokar. Ich bitt Euch drum!--Ihr seht, ich bin beschäftigt! Noch mehr
der Kronen?
(Margarethe geht ab.)
Diener. Gnäd'ger Herr, der König Von Ungarn reitet ein--
Ottokar (auf den Kronenträger zugebend). Wer seid ihr, Leute?
Wortführer der Kärntner. Der Herzog Kärntens, Euer Gnaden Oheim--
Ottokar. Ist er gestorben?
Kärntner. Ja, erlaubter Herr, Und kraft des Erbvertrags mit Euer
Gnaden Fällt Euch das Land, die Herzogskrone zu.
Ottokar. Betrauern mag ihn, wer sein Land nicht erbt! Seid mir
willkommen, meine wackern Kärntner! Fügt eure Krone dort zu jenen
beiden Und laßt mich freun des königlichen Anblicks.
(Die Kärntner stellen sich in die Reihe der andern Stände).
Ottokar. Man lärmt ja noch! Was ist?
Diener. Ich sagt' es ja! Der König Ungarns, Herr, ist eingeritten. Mit
ihm Gesandte von dem Reichsvereine, Den Doppeladler tragend vor
sich her, Und alles ruft--
Von außen. Heil Ottokar, dem deutschen Kaiser!
Die im Saale. Heil Ottokar, dem deutschen Kaiser, Heil!
Ottokar (im Vorgrunde). Nun Erde, steh mir fest! Du hast noch keinen
Größeren getragen! (Er eilt in den Hintergrund, dem Ungarkönig
entgegen.)
(Indes tritt der alte Merenberg zum Schenk von Emerberg, der ganz im
Vorgrunde links, der äußerste unter den östreichischen Ständen, steht.)
Merenberg (leise). In dieses Tuch gewickelt ist ein Brief, Gib ihn an
meinen Sohn, er weiß darum. Ich geh nach Merenberg. Und heiß ihn
eilen! (Er läßt das Tuch mit dem Briefe fallen und entfernt sich.
Emerberg hebt es auf.)
(Der König von Ungarn tritt auf mit Gefolge.)
Ottokar (ihm entgegen). Erlauchter Herr, und Vater, will es Gott!
Bela (zurücktretend). Bevor ich rede, laßt erst diese sprechen!
(Die Gesandtschaft des
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.