befahlt.
Ottokar (wieder zu den Bürgern gewendet). Auch das noch, das noch,
seht, um euretwillen! Was einem jeden Mann das Teuerste, Die Ruh'
im eignen Haus, hab ich gestört, Um eure Ruh', um eurer Kinder Ruhe.
Damit nach meinem Tod mein Reich nicht erblos, Mein Werk das Spiel
nicht werde innern Zwists, Hab ich von Margarethen mich getrennt,
Die keines Erbens Hoffnung mehr gewährt, Und neuer Bande Wechsel
mich gefügt. (Zur ganzen Versammlung sich gewendet.) Ja, ja, ihr
Herrn, damit ihr's alle wißt: Zur Festigung des nur geschloßnen
Friedens Hat König Bela mir die Hand geboten Von Kunigunden,
seinem Enkelkind, Des Herzogs von Massovien einz'gen Tochter. Da
nun seit lang die Bischöfe des Reichs Mich warnten meiner Eh' mit
Margarethen; Wie denn auch manches sonst dagegen spricht: Denn
erstens ist sie alt und unfruchtbar, Kein Erbe läßt sich mehr von ihr
erwarten; Dann ist sie mir verwandt in--was weiß ich, In welchem und
wievieltem Grad, und endlich-- Allein wozu noch lange eins und zwei;
Denn erstens, zweitens, drittens: bleibt's dabei! Die Königin wird
kommen, Handfest unterzeichnen, Die Schenkung wiederholen ihrer
Lande, Und des zu Zeugen seid ihr hier versammelt. (Er besteigt den
Thron.)
Der Kanzler (der seine Papiere auf demselben Tische ausgebreitet hat,
an dem vorher der König saß, tritt nun, mit einer Urkunde in der Hand,
in die Mitte des Saales). Nun Ruh' in Ehrfurcht ist des Königs Wille!
(Margarethe, in einen nachschleppenden Mantel gekleidet, die Krone
auf dem Haupte, tritt, von Habsburg und Merenberg begleitet, von
Frauen gefolgt, ganz im Vorgrunde links auf.)
Kanzler. Erlauchte Frau und Königin Margrethe, Von Östreich
Herzogin und Steiermark, Des weiland röm'schen Königs Heinrich
Witwe, Derzeit vermählt mit Böhmens hohem Herrn. Wer führt das
Wort in Eurer Gnaden Sache?
Margarethe. Ich selbst! (Ablehnend zu Merenberg, der vorgetreten ist.)
Laßt nur, Herr Merenberg!--Ich selbst! Allein will ich des Zornes
Makel tragen Und reden, so wie leiden, ich allein!
Kanzler. Ist Euch bekannt--?
Margarethe. Ich weiß!
Kanzler. Nun denn, mit Gott! Es hat ein heil'ger Send, zu Wien
versammelt, Im Vorsitz Guido, Kardinal-Legats, Des Titels von Sankt
Laurenz in Lucina, Zu Recht gesprochen ob dem Eheband, Das Euch
verbunden unserm gnäd'gen Herrn; Und in Betracht, daß Ihr im vierten
Grad, Durch Bela, Ungarns König, und durch Geysa, Als leiblich naher
Brüder Kindeskinder, Gedachten unserm gnäd'gen Herrn verwandt; In
weiterm Anbetracht, wie vorgekommen, Daß Ihr nach Eures ersten
Herren Tod, Des hochbelobten röm'schen Königs Heinrich, Euch nicht
mehr zu vermählen ein Gelübd' Zu Trier getan, im Katharinenstift--
Margarethe. Es war kein feierlich Gelübd'!
Ottokar. Hier steht's! Fahrt fort!
Kanzler. Als hat--
(Trompeten von außen.)
Ottokar. Was ist?
Ein Diener. Die Stände, Herr, Von Österreich sind in die Burg gezogen,
Den Fürstenhut des Landes bringen sie.
Ottokar. Hierher! Sie kommen als gelegne Zeugen!
(Die Stände von Östreich, den Herzogshut auf einem Kissen vor sich
hertragend, treten ein.)
Heinrich von Lichtenstein (als Wortführer). Es hat dein tapfres Schwert,
erhabner Fürst, Entschieden in dem Streit mit Ungarns König, Wer
Herr soll sein in unserm schönen Land. Geendet ist der blutig schwere
Zwist, Und leichten Herzens wiederholen wir Die Huld'gung, die erst
jetzt in voller Kraft. (Zu Margarethen gewendet.) Vor allem aber dir,
erlauchte Frau, Dem edlen Sproß des alten Heldenstammes, Der
ruhmvoll lang ob Österreich gebot--
Ottokar. Laßt das nur sein und stellt euch ruhig hin! Statt neuer
Huld'gung denkt auf alte Treu' Und haltet's einmal, statt es zweimal zu
versprechen! (Zum Kanzler.) Fahrt fort!
Kanzler. Als haben sie zu Recht erkannt, Daß solches Bündnis länger
nicht bestehe, Erklären es für null und aufgehoben. Die Schenkung, die
Ihr früher habt gemacht An Euern Herrn mit Eures Stammes Erbe, Sie
bleibt in Kraft, und Ihr seid aufgefodert, Sie noch einmal, der Form
nach, zu bestät'gen. Euch angewiesen wird, als Leibgeding, Die Stadt
von Krems, das Polan rings um Horn Und Grevenberg von unsers
Herren Gnade.
Margarethe. Habt Ihr geendet?
Kanzler. Ja, erlauchte Frau!
Margarethe. Ich könnte manches noch entgegensetzen!
Ottokar. Wozu? Es bleibt der Spruch in Kraft.
Margarethe. Doch unterwerf ich mich!
Ottokar (vom Throne steigend). Nun gut, was mehr?
Margarethe. Und geh von hinnen, wie man es begehrt--
Ottokar (auf sie zugehend). Mich freut, daß ich Euch klug und billig
finde; So hab ich Margarethen stets gekannt Und stets geachtet Euch
als eine solche. Es ist ja nicht der Jugend wilder Kitzel, Der gärend
feur'ge Drang nach Neuerung, Was mich Euch meiden heißt; es ist
mein Land, Das in mir Ehen schließt und Ehen scheidet. So hoch ein
Mensch mag seine Größe setzen, So hoch hat Ottokar gesetzt die seine.
In Böhmen herrsch ich, bin in Mähren mächtig; Zu Östreich hab ich
Steier mir erkämpft, Mein Oheim siecht, der Kärnten nach mir läßt.
(Vertraulich und leiser.) Im nahen Ungarn hab ich meine Hand, Die
Großen sehn auf mich, die Mißvergnügten; Es will mir Schlesien wohl,
und Polen schwankt, Wie sturmgepeitscht ein
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