als den
künft'gen Gatten. Mit schwarzem Aug' aus schwarzen Brauen blickend,
Stand er in scheuer Ferne sinnend da-- Und maß, der Jüngling, mich,
die Alternde. Allein des Landes Not bei mir gedenkend, Trat ich zu ihm
und sprach ihn freundlich an; Und so ward ich sein Weib. Ich hab ihn
nie geliebt; Ich dachte nie, ob ich ihn lieben könnte: Doch sorgt' ich
still für ihn, und wie ich sorgte, Fand ein Gefühl sich mir im Innern ein,
Das allen Schmerz der Liebe kennt, wenn auch Nichts von der Liebe
Glück. So war's mit uns. Nun urteilt, ob Entfernung mich erschreckt. Ja,
ich will gehn, doch bleibt die Ehe fest, Nichts ward verletzt, was ihren
Bruch begehrte.
Rudolf. Von einem spricht man noch: daß Ihr zu Trier, Nach Eures
Gatten, König Heinrichs Tod, Nicht mehr Euch zu vermählen feierlich
gelobt. Doch ist's Erdichtung wohl!
Margarethe. Nein, das ist wahr! Es war kein feierlich Gelübd', kein
solches, Das andre Bande kirchlich brechen könnte; Doch hab ich es
gelobt--und hätt' es halten sollen!
Zu Trier lag ich im Gebet vor Gott, Und ew'ge Treu und ew'gen
Witwenstand Gelobt' ich meinem Gatten, König Heinrich. Nicht
Manneshände sollten je berühren Den kleinsten Finger mir, des Kleides
Saum, Und selbst ein Weib nicht meine Lippen küssen, Die einst an
Heinrichs teurem Mund geruht. Ja, ich gelobt's, und alles Unheil rief
ich, Wenn ich's je bräche, nieder auf mein Haupt. Das Unheil, merk ich,
tut, was seines Amtes. Nochmal, es war kein feierlich Gelübd'! Ich tat's
nur mir und meines Heinrich Schatten! Doch war's Gelübd', ich hätt' es
halten sollen!
Rudolf. Was, gnäd'ge Frau, soll ich dem König melden?
Margarethe. Wie rasch wir sind, an andern das zu tadeln, Was selber
wir, wenn minder gleich, verübt! Sagt König Ottokar, Herr Graf von
Habsburg: Das Ganze legt' ich ihm auf sein Gewissen, Was er
entscheide, das sei mir genehm.
Rudolf. Ihr willigt ein?
Margarethe. Ich widerspreche nicht.
Rudolf. Doch man verlangt zugleich, daß ab Ihr tretet, Das Land von
Österreich und das von Steier, Der Babenberger Gut.
Margarethe. Ich hab's getan.
Rudolf. Doch war es Schenkung um der Ehe wegen, Der Ehe Trennung
hebt die Schenkung auf.
Margarethe. Ich will sie wiederholen.
Rudolf. Auch bedenkt, Daß jene Lande Reicheslehen sind, Dem Reich
erledigt und nicht Euch gehörig.
Margarethe. So weit mein Recht geht, geb ich es dahin. Sagt das dem
König, und zugleich: Er soll vor Unrecht sorglich sich bewahren; Denn
auch das kleine rächt sich. So lebt wohl!
(Trompeten und Lärm auf der Straße.)
Der alte Merenberg (tritt ein). Der König kommt.
Margarethe. Gerechter Gott!--Ich will Zu stärken mich versuchen durch
Gebet. (Sie entläßt die beiden durch eine Handbewegung und geht in
ihr Gemach. Die andern auf der entgegengesetzten Seite ab.)
-------------------------------------------------------------------------
Thronsaal mit gotischen Bogen und Säulen. Der Thron an der zweiten
Kulisse rechts. Im Vorgrunde zu beiden Seiten ein reichbedeckter Tisch
mit einem Armstuhl.
Kriegerische Musik, Trompetensignale und Volkszuruf von außen.
Böhmische Große und Krieger treten, vom Hintergrunde her, auf und
stellen sich teils neben den Thron, teils gegenüber in Reihen. Links im
Vorgrunde eine Deputation der Stadt Prag mit dem Bürgermeister an
der Spitze. Die Mitte des Hintergrundes nimmt eine tartarische
Gesandtschaft ein, Der Kanzler (tritt auf). Der König kommt!
Alle. Hoch lebe Ottokar!
Ottokar (tritt ganz gerüstet, jedoch ohne Helm, vom Hintergrunde her
rasch auf). Habt Dank, ihr Herrn! (Er bleibt vor den tartarischen
Gesandten stehen, die auf die Kniee niedergefallen sind.) Wer sind die
Leute da?
Kanzler. Gesandte, Herr, des Khanes der Tartaren; Sie bringen Gruß
und bieten Freundschaftsbund.
Ottokar. Heißt sie nur aufstehn!--Hört ihr? Auf vom Boden! Ein
sonderbares Volk und sonderbar bewaffnet! Weist her den Säbel! (Er
wiegt ihn in der Hand.) Viel zu krumm gebogen! (Er tut einen Hieb in
die Luft.) Das nimmt dem Hieb die Kraft. Das müßt ihr ändern! Ein
krummes Schwert mag angehn; doch der Kraftpunkt Soll mehr nach
oben. Einer meiner Reiter Jagt euer zehn mit seinem breiten Schwert!
(Er gibt den Säbel zurück.) Und sonst die Rüstung! Wozu soll der
Haarschopf Da oben auf dem Scheitel? Für den Feind wohl? Der faßt
sich seinen Mann, zieht ihn vom Pferde Und würgt ihn wie er mag.
Wär' ich ihr König, In einer Nacht ließ ich sie alle scheren! Sie sollen
gehn und morgen wiederkommen!
(Die Tartaren ab.)
Ottokar (im Vortreten). Nun, haben wir's euch recht gemacht, ihr Herrn?
Vor Ungarn mögt ihr künftig ruhig schlafen; Wir haben sie
gejagt.--Was gibt es sonst?
(Die Deputation der Stadt Prag ist vorgetreten.)
Ottokar. Wer seid ihr!
Bürgermeister. Rat und Bürgermeister, Herr, Von Eurer vielgetreuen
Pragerstadt.
Ottokar. Was wollt ihr?--Ah!--Nur immer zu, ihr Herrn! Ich bin
ermüdet, nehmt mir meine Waffen!
(Er wirft sich in einen Lehnstuhl links im Vorgrunde. Zwei Diener sind
beschäftigt, ihn zu entwaffnen.)
Bürgermeister. Großmächtigster! Unüberwindlichster! Es drang zu uns
die Fama deines Siegs, Und--
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.