Wasseroberfl?che f��r Fische), stellten nicht nur diese Ereignisse dar, sondern dr��ckten gleichzeitig die mit anderen gemeinsame Erfahrung in der Lebenswelt aus. Erfahrungsaustausch ��ber das Hier und Jetzt hinaus, also der ��bergang von direkter und unmittelbarer zu indirekter und vermittelter Interaktion, bezeichnet den n?chsten kognitiven Entwicklungsschritt. Er konnte vollzogen werden, als gemeinsam verwendete Zeichen auf eine allen gemeinsame Erfahrung bezogen wurden und sich daraus Regeln ergaben, nach denen neue Zeichen f��r neue Erfahrungen erzeugt werden konnten. Jedes Zeichen ist ein biologisches Zeugnis ��ber seinen eigenen Entstehungsproze? und ��ber die Skala der menschlichen Erfahrung. Das Fl��stern erreicht einen, vielleicht zwei Zuh?rer, die nahe beieinander stehen. Ein Schrei entspricht einer anderen Skala. Insofern birgt jedes Zeichen seine eigene Geschichte in Kurzform und vollzieht den Br��ckenschlag vom Natur- zum Kulturzustand des Menschen.
Abfolgen, etwa die Aufeinanderfolge von Lauten oder sprachlichen ?u?erungen, oder Zeichenverkn��pfungen wie in Bildern lassen eine h?here Stufe der kognitiven Entwicklung erkennen. Die Beziehungen zwischen solchen Abfolgen oder Verkn��pfungen und der sie hervorbringenden praktischen Erfahrung sind nicht mehr intuitiver Art. Aus dem Verst?ndnis solcher Zeichenbeziehungen praktische Regeln abzuleiten, geh?rte zu den wesentlichen Interaktionserfahrungen der Benutzer solcher Zeichensysteme. An einem sp?teren Entwicklungspunkt ist die unmittelbare Erfahrungskomponente nur noch indirekt in der Sprache gegenw?rtig. Sprache ist nachgerade das Ergebnis dieser Verlagerung der Aufmerksamkeit vom Zeichen zu den Beziehungen zwischen Zeichen. In ihrer primitivsten Form war Grammatik nicht ein System von Regeln ��ber die Zusammensetzung von Zeichen (Syntax) oder dar��ber, wie Zeichen etwas bezeichnen (Semantik), sondern dar��ber, wie bestimmte Umst?nde neue Zeichen entstehen lie?en, die ihre Erfahrungsqualit?t beibehielten--also Pragmatik.
Sprache entwickelte sich folglich als eine Vermittlungsinstanz zwischen stabilisierter Erfahrung (Wiederholungsmuster in Arbeits- und Interaktionsabl?ufen) und Zukunft (durchbrochene Muster). Die Zeichen bewahrten zun?chst die Konkretheit des Anlasses, der sie hervorbrachte. Mit zunehmender Sprachbenutzung jedoch wurde die unmittelbare individuelle Projektion aufgegeben. Der Verallgemeinerungsgrad der Sprache insgesamt wurde viel gr??er als derjenige ihrer einzelnen Komponenten (der einzelnen Zeichen) oder irgendwelcher anderer Zeichen. Doch selbst auf dieser allgemeinen Ebene der Sprache behielt das Zeichensystem seine charakteristische pragmatische Funktion bei: n?mlich die Herausbildung praktischer Erfahrungen, nicht die Bereitstellung von Mitteln f��r die gemeinsame Kategorisierung von Erfahrungen. In jedem Zeichen und mehr noch in jeder Sprache treffen biologische und artifizielle Aspekte aufeinander. Dominiert das biologische Element, vollziehen sich Zeichenerfahrungen als Reaktionen. Dominiert das kulturelle Element, wird die Zeichen- oder Spracherfahrung zu einer Form der Interpretation, also zu einer Fortsetzung der semiotischen Erfahrung. Jegliche Interpretation entspricht dem unabschlie?baren Proze? der ausdifferenzierenden Abtrennung vom Biologischen und ist gleichbedeutend mit der Herausbildung von Kultur. Unter dem Begriff der Kultur verstehen wir die Natur des Menschen und ihre Objektivierung in Erzeugnissen, Organisationsformen, Gedanken, Haltungen, Werten und Kunstwerken.
Die praktische Erfahrung der Zeichenbildung--von der Verwendung von Zweigen, Felsbrocken und Pelzen bis zu den ersten primitiven Gravierungen (auf Stein, Knochen und Holz), von Lauten und Gesten bis zur Sprachartikulation--trug zu Ver?nderungen des Lebensalltags bei (Jagd, Schutzsuche, gemeinschaftliche Verrichtungen) und damit letztlich zur Ver?nderung des Menschen. In einer von inhaltsschweren Details gekennzeichneten Welt, in der die Menschen ihre Identit?t durch Kampf um Lebensressourcen und in der kreativen Suche nach besseren Alternativen fanden, ver?nderte sich zwar nicht die verf��gbare Information, aber die lebenspraktischen Implikationen der Details traten zunehmend ins Bewu?tsein. Die Aneignung von Wissen vollzog sich durch dessen Anwendung in der Arbeit; jede daraus abgeleitete Erfahrung er?ffnete neue Interaktionsmuster.
Zeichen erm?glichten die kollektive Teilhabe an der Erfahrung. Die genetische ��bermittlung von Wissen lief relativ langsam ab. Sie beherrschte die Anfangsstadien der menschlichen Entwicklung, als der Mensch den Mustern seiner nat��rlichen Umgebung seine eigenen Handlungsmuster einpr?gte. Die semiotische, insbesondere die sprachliche, Wissensvermittlung verl?uft schneller, kann indes die Vererbung nicht ersetzen. Wir k?nnen die Spuren des menschlichen Lebens etwa 2,5 Millionen Jahre zur��ckverfolgen, die der Sprachanf?nge etwa 200000 Jahre. Formen der Landwirtschaft als etablierte Erfahrung und Lebensform entwickelten sich vor etwa 19000, Schriftformen vor etwa 5000 Jahren (nach Sch?tzung einiger Gelehrter vor etwa 10000 Jahren). Den immer k��rzeren Zyklen der Menschheitsentwicklung entspricht dabei die Tatsache, da? neben den genetischen zunehmend auch andere Mittel am Entwicklungsproze? beteiligt waren. Was wir heute als unsere geistigen F?higkeiten bezeichnen, ist das Ergebnis eines relativ kurzen, komprimierten Entwicklungsprozesses. Erste Zeichenspuren Zeichen k?nnen aufgezeichnet werden--in und auf unterschiedlichsten Materialien; das gleiche gilt f��r die Sprache, die indes nicht in Form eines Schriftsystems entstand. Der Ishango Knochen aus Afrika ist einige tausend Jahre ?lter als jedes Schriftsystem; mit den Quipu-Schn��ren nahmen die Inkas eine chronologische und statistische Erfassung von Menschen, Tieren und Waren vor; auch in China, Japan und Indien kannte man Aufzeichnungsmethoden, die der Schriftlichkeit vorausgingen.
Die polygenetische Herausbildung von Schriftsprache ist in mancherlei Hinsicht bedeutsam. Zum einen bot sie eine neue, vom individuellen Sprecher losgel?ste Vermittlungsinstanz. Zum zweiten schuf sie einen im Vergleich zum m��ndlichen Ausdruck h?heren Allgemeinheitsgrad, der unabh?ngig von Zeit, Raum und anderen Aufzeichnungsmethoden war. Und drittens trug alles, was in Zeichen und dar��ber hinaus in ausformulierte Sprache hineinprojiziert wurde, zur Formation von Bedeutung bei--als Ergebnis des Verstehens von
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