Er hatte aber auch noch manches nachzuholen, um sich zur Universit?t vorzubereiten, die er bald beziehen sollte. Ein weites Feld zu mannigfachen Betrachtungen er?ffneten ihm seine fortgesetzten philosophischen Studien, gr??tenteils nach Brucker's Compendium. Dieser Besch?ftigung ward er wieder untreu, als der eintretende Fr��hling ihn in die freie Natur lockte. Mit seinen Freunden besuchte er die in der Umgegend von Frankfurt gelegenen Vergn��gungsorte. Noch mehr aber behagte ihm, in seiner Gem��thsstimmung die Einsamkeit der W?lder. In dem dunkeln Schatten alter Eichen und Buchen weilte er am liebsten. Unwillk��hrlich regte sich in ihm wieder der schon fr��h im elterlichen Hause erwachte Trieb, nach der Natur zu zeichnen. Alles, was er sah, gestaltete sich ihm zum Bilde. F��hlbar aber ward ihm bald, da? ihm nur die Gabe verliehen war, die ihm entgegentretenden Gegenst?nde im Ganzen aufzufassen. Zum Zeichnen des Einzelnen schien ihn die Natur aber so wenig bestimmt zu haben, als zum betreibenden Dichter. Demungeachtet setzte er seine Uebungen mit einer gewissen Hartn?ckigkeit fort. Er erm��dete nicht in der schwierigen Zeichnung eines alten Baumstammes, an dessen gekr��mmte Wurzeln sich bl��hende Farrenkr?uter hingen.
Mit Goethe's Skizzen, so unvollkommen sie auch seyn mochten, war sein Vater im Allgemeinen zufrieden, wenn er auch Einzelnes daran tadelte. Gern lie? er seinen Sohn umherstreifen, weil er von solchen Ausfl��gen eine neue Zeichnung erwartete. Zu Fu?wanderungen mit einigen Freunden g?nnte er ihm v?llige Freiheit. Einen besondern Reiz hatten f��r G?the [Goethe] die Gebirgsgegenden. Er besuchte Homburg, Kroneburg, bestieg den Feldberg und K?nigsstein, verweilte einige Tage in Wiesbaden und Schwalbach, und kam bis an den Rhein. Den jugendlichen Sinn, der sich mehr in der gro?en Natur, als in abgeschlossenen R?umen gefiel, konnte Mainz nicht fesseln. Einen erfreulichen Eindruck auf Goethe machte die anmuthige Lage von Biberich. Von da kehrte er in seine Vaterstadt zur��ck, mit einer ziemlich reichen Ausbeute von landschaftlichen Skizzen und Zeichnungen der verschiedensten Art, unter denen manche seines Vaters Beifall erhielten, andere jedoch auch scharf von ihm getadelt wurden.
Dadurch verstimmt, schlo? sich Goethe enger an seine Mutter an, die ihm mehr Milde und Nachsicht bewies, und selbst noch jugendlich, mit seinen Gef��hlen und Lebensansichten mehr harmonirte, als der ernster gestimmte Vater. Ein fast noch innigeres Verh?ltni? bestand zwischen Goethe und seiner ungef?hr ein Jahr j��ngern Schwester Cornelia. Gemeinschaftliches Spiel und Lernen in den Jahren der Kindheit hatte sp?terhin, als sich beider physische und geistige Kr?fte entwickelten, ein festes Vertrauen und eine wahrhaft geschwisterliche Liebe erzeugt. Goethe ward von seiner Schwester zum Vertrauten aller ihrer Empfindungen und Herzensangelegenheiten gew?hlt. Ziemlich gut bestand er im Allgemeinen, als sein Vater seine Kenntnisse in einzelnen Materien der Jurisprudenz pr��fte. Mehrere wissenschaftliche F?cher besch?ftigten seinen strebenden Geist, vorz��glich die Geschichte der ?ltern Literatur. Durch das fortgesetzte Studium von Ge?ners Isagoge und Morhofs Polyhistor, gerieth er fast auf den Irrweg, selbst ein Vielwisser zu werden. Sein Tag und Nacht fortgesetzter Flei? drohte ihn eher zu verwirren, als wahrhaft zu bilden. Bayle's historisch-kritisches W?rterbuch f��hrte ihn vollends in ein Labyrinth, aus welchem er sich kaum wieder herauszufinden wu?te. Von der gro?en Wichtigkeit einer gr��ndlichen Sprachkenntni? hatte er sich l?ngst ��berzeugt. Das Hebr?ische war allm?lig in den Hintergrund getreten. Auch Goethe's Kenntnisse in der griechischen Sprache reichten nicht viel weiter, als zum Verst?ndni? des Neuen Testaments im Urtexte. Ernstlicher hatte er sich mit dem Lateinischen besch?ftigt. Er war, obschon er keinen grammatikalischen Unterricht genossen, ziemlich bewandert in den r?mischen Classikern.
Unter diesen Sprachstudien regte sich wieder in ihm der nie ganz schlummernde Trieb poetischer Nachbildung. Seine Productionskraft, die Leichtigkeit, womit er die Erzeugnisse seines Geistes niederschrieb, hatte sich vermehrt. Jugendliche Eitelkeit lie? ihn seine poetischen Producte mit einer gewissen Vorliebe betrachten. Der Tadel, den sie mitunter erfuhren, raubte ihm nicht die Ueberzeugung, k��nftig wohl Geisteserzeugnisse zu liefern, die sich mit denen eines Gellert, Uz, Hagedorn und andern damals hochgefeierten Dichtern messen k?nnten. Aber die poetische Laufbahn, so viel Lockendes sie auch f��r ihn hatte, schien ihm doch zu schwankend und unsicher, um sie zu seinem k��nftigen Lebensberuf zu w?hlen. Ein akademisches Lehramt lag im Bereich seiner W��nsche. Dazu wollte er sich f?hig machen, um zur Bildung Anderer, wie zu seiner eigenen, etwas beitragen zu k?nnen.
Viel Lockendes hatte f��r Goethe der Aufenthalt in G?ttingen, wo Heyne, Michaelis und andere ber��hmte M?nner lehrten. Sein Vater bestand jedoch darauf, da? er seine akademische Laufbahn in Leipzig beginnen sollte. Wiederholt sch?rfte er ihm zugleich ein, seine Zeit auf's Zweckm??igste zu benutzen. Von seinem Vater ward er hierin so ausf��hrlich belehrt, da? er, ohnedies verstimmt durch das Aufgeben eines G?ttinger Lieblingsplans, beinahe den Entschlu? fa?te, in seiner Studien- und Lebensweise seinen eignen Weg zu verfolgen. Diese Idee schien ihm nicht blos romantisch, sondern auch ehrenvoll. Er dachte an seinen Landsmann Griesbach, der einen ?hnlichen Weg einschlagen und sich als gelehrter Theolog und Schriftsteller einen allgemein geachteten Namen erworben hatte.
Immer n?her r��ckte inde? die Zeit, wo Goethe Frankfurt verlassen sollte. Begleitet von den
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