der unl?ngst erw?hnte franz?sische Knabe, welchem er sein Product mitgetheilt und ihn um sein Urtheil gebeten, sich erlaubte, mehrere Stellen, ja ganze Scenen zu streichen. F��r Goethe hatte dies Verfahren den Nutzen, da? er mit der franz?sischen Dramaturgie, gegen deren Regeln er gefehlt haben sollte, sich n?her bekannt machte. Zu diesem Zweck las er Corneille's Abhandlung ��ber die Aristotelische dreifache Einheit, und studirte Racine's Werke, die ihm zum Theil schon bekannt waren, da er einige Jahre fr��her auf einem Kindertheater in dem Trauerspiel Brittannicus den Nero gespielt hatte. Bei seiner immer noch sehr mangelhaften Kenntni? des Franz?sischen f?rderten ihn jedoch diese Studien ?u?erst wenig, und er gab sie wieder auf, als er nicht ohne M��he die Vorreden gelesen hatte, in denen Corneille und Racine sich gegen die Kritiker und das Publikum vertheidigten.
Entschieden regte sich in dem Knaben der in sp?tern Jahren wachsende Trieb, mancherlei Naturgegenst?nde, deren innere Beschaffenheit sich dem Auge entzog, n?her kennen zu lernen. Er zerpfl��ckte Blumen, um zu sehen, wie die Bl?tter in ihren Kelch eingef��gt waren. Seine jugendliche Neugier und Forschungslust besch?ftigte sich mit den verschiedenartigsten Gegenst?nden. Er bewunderte die geheime Anziehungskraft des Magnet's, und erm��dete nicht, jene ihm unerkl?rliche Wirkung an Feilsp?nen und N?hnadeln zu erproben. Mit H��lfe eines alten Spinnrades und einiger Arzneigl?ser versuchte er fruchtlos den Effect einer Electrisirmaschine hervorzubringen. Weniger aus eigner Neigung, als aus Gef?lligkeit gegen seinen Vater, unterzog er sich dann und wann der Wartung und Pflege der im elterlichen Garten gehegten Seidenw��rmer.
Dieser gesch?ftige M��ssiggang behagte ihm mehr, als der Unterricht im Englischen, zu welchem er von seinem Vater mit Strenge angehalten ward. Inde? gelangte er durch Flei? in kurzer Zeit zu einer ziemlichen Fertigkeit im Englischen. Auch seine ��brigen Sprachstudien vernachl?ssigte er nicht ganz. Seinem Wunsche, hebr?isch zu lernen, um das Alte Testament in der Ursprache lesen zu k?nnen, gab Goethe's Vater seine Zustimmung. Durch den Magister Albrecht in der genannten Sprache unterrichtet, machte er darin ziemlich rasche Fortschritte.
Wichtig und einflu?reich wurden Goethe's Bibelstudien besonders dadurch, da? sie ihn zu einem epischen Gedicht begeisterten. Den Stoff dazu fand er in der Geschichte Josephs. Ueber die Form jedoch war er lange Zeit mit sich nicht einig. Nach reiflicher Ueberlegung w?hlte er die Prosa. Von jenem Gedicht, das einen ziemlichen Umfang gewann, hat sich nicht einmal ein Fragment erhalten. Auch manche lyrische Poesien, unter andern mehrere Gedichte in Anakreons Manier, gingen verloren. Einigen geistlichen Oden und andern religi?sen Dichtungen, unter andern einer "H?llenfahrt Christi", zollte Goethe's Vater besondern Beifall. Auch durch mehrere Predigtausz��ge, die er Sonntags in einem verborgnen Kirchstuhl entwarf, empfahl Goethe sich seinem Vater, zog sich jedoch seine lebhafte Mi?billigung zu, als er jene Arbeit wieder saumseliger betrieb und zuletzt g?nzlich unterlie?.
Seinen Sohn zu einem t��chtigen Juristen zu bilden, war ein v?terlicher Lieblingswunsch. Goethe erhielt von seinem Vater ein in catechetischer Form abgefa?tes B��chlein. Dadurch sollte ihm das Studium des Corpus Juris erleichtert werden. Er erlangte auch ziemliche Gewandtheit im Aufschlagen einzelner Stellen, vermochte jedoch, als er sp?ter das Struvische Compendium erhielt, der Rechtswissenschaft keinen sonderlichen Geschmack abzugewinnen. Damit es ihm nicht an der n?thigen k?rperlichen Bewegung fehlen m?chte, lie? sein Vater ihn das Fechten, sp?terhin auch die Reitkunst lernen. Es war im Herbst 1761, als er auf die Reitbahn geschickt ward. Seines Lehrers pedantische Methode war jedoch nicht geeignet, ihn f��r die Reitkunst besonders zu interessiren.
Der Dichtkunst war Goethe nicht untreu geworden. Eine f��r einen Jugendfreund geschriebene poetische Epistel, die sich leider nicht erhalten hat, empfahl sich durch ihre innere Wahrheit und Naivit?t, und hob jeden Zweifel, der ��ber sein poetisches Talent noch obwalten konnte. Sein Product in mehreren H?nden zu sehen, schmeichelte seiner jugendlichen Eitelkeit. Er theilte es daher mehreren jungen Leuten mit, die er zuf?llig kennen gelernt hatte. Die n?here Ber��hrung, in die er mit ihnen trat, ward um so entscheidender f��r ihn, da sich daran ein Liebeshandel mit einem jungen M?dchen kn��pfte, deren Namen er sp?terhin in seinem "Faust" verewigte. Seinem Stande nicht angemessen und f��r seine sittlichen Grunds?tze von keinem wohlth?tigen Einflusse war der Kreis, in den er eingetreten war, und der ihn von seiner geregelten Lebensweise entfernte und zu manchen Abentheuern und jugendlichen Uebereilungen verlockte. Nach seinen eignen Aeu?erungen in sp?tern Jahren bestand jener Kreis aus jungen Menschen, s?mmtlich ?lter als er, die der mittlern und niedern Volksklasse angeh?rend, mit oberfl?chlichen Schulkenntnissen, durch Abschreiben, durch Besorgung kleiner Gesch?fte f��r die Kaufleute und M?kler sich einen nothd��rftigen Erwerb sicherten. Ihr zweideutiger Ruf war ihm unbekannt, und ein Licht dar��ber ging ihm erst auf, als seine Eltern ihn ��ber den gew?hlten Umgang und seinen jugendlichen Leichtsinn die bittersten Vorw��rfe machten. Ein tiefes Gef��hl von Scham ergriff ihn, als er erfuhr, da? seine Genossen zum Verf?lschen von Papieren, zur Nachahmung von Handschriften und andern str?flichen Handlungen ihre Zuflucht genommen hatten.
Von der trostlosen Stimmung, in die er dadurch versetzt ward, konnte ihn nur Flei? und Th?tigkeit befreien.
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