vermehrend waelzt.?Es klingt so schoen was unsre Vaeter thaten,?Wenn es in stillen Abendschatten ruhend?Der Juengling mit dem Ton der Harfe schluerft;?Und was wir thun ist, wie es ihnen war,?Voll Mueh' und eitel Stueckwerk!?So laufen wir nach dem, was vor uns flieht,?Und achten nicht des Weges den wir treten,?und sehen neben uns der Ahnherrn Tritte?Und ihres Erdelebens Spuren kaum.?Wir eilen immer ihrem Schatten nach,?Der goettergleich in einer weiten Ferne?Der Berge Haupt auf goldnen Wolken kroent.?Ich halte nichts von dem, der von sich denkt?Wie ihn das Volk vielleicht erheben moechte.?Allein, o Juengling, danke du den Goettern,?Dass sie so frueh durch dich so viel gethan.
Orest.?Wenn sie dem Menschen frohe That bescheren?Dass er ein Unheil von den Seinen wendet,?Dass er sein Reich vermehrt, die Graenzen sichert,?Und alte Feinde fallen oder fliehn;?Dann mag er danken! denn ihm hat ein Gott?Des Lebens erste, letzte Lust gegoennt.?Mich haben sie zum Schlaechter auserkoren,?Zum Moerder meiner doch verehrten Mutter,?Und, eine Schandthat schaendlich raechend, mich?Durch ihren Wink zu Grund' gerichtet. Glaube,?Sie haben es auf Tantals Haus gerichtet,?Und ich, der Letzte, soll nicht schuldlos, soll?Nicht ehrenvoll vergehn.
Pylades.
Die Goetter raechen?Der Vaeter Missethat nicht an dem Sohn;?Ein jeglicher, gut oder boese, nimmt?Sich seinen Lohn mit seiner That hinweg.?Es erbt der Eltern Segen, nicht ihr Fluch.
Orest.?Uns fuehrt ihr Segen, duenkt mich, nicht hierher.
Pylades.?Doch wenigstens der hohen Goetter Wille.
Orest.?So ist's ihr Wille denn, der uns verderbt.
Pylades.?Thu' was sie dir gebieten und erwarte.?Bringst du die Schwester zu Apollen hin,?Und wohnen beide dann vereint zu Delphi,?Verehrt von einem Volk das edel denkt;?So wird fuer diese That das hohe Paar?Dir gnaedig sein, sie werden aus der Hand?Der Unterird'schen dich erretten. Schon?In diesen heil'gen Hain wagt keine sich.
Orest.?So hab' ich wenigstens geruh'gen Tod.
Pylades.?Ganz anders denk' ich, und nicht ungeschickt?Hab' ich das schon Geschehne mit dem Kuenft'gen?Verbunden und im stillen ausgelegt.?Vielleicht reift in der Goetter Rath schon lange?Das grosse Werk. Diana sehnet sich?Von diesem rauhen Ufer der Barbaren?Und ihren blut'gen Menschenopfern weg.?Wir waren zu der schoenen That bestimmt,?Uns wird sie auferlegt, und seltsam sind?Wir an der Pforte schon gezwungen hier.
Orest.?Mit seltner Kunst flichtst du der Goetter Rath?Und deine Wuensche klug in Eins zusammen.
Pylades.?Was ist des Menschen Klugheit, wenn sie nicht?Auf Jener Willen droben achtend lauscht??Zu einer schweren That beruft ein Gott?Den edeln Mann, der viel verbrach, und legt?Ihm auf was uns unmoeglich scheint zu enden.?Es siegt der Held, und buessend dienet er?Den Goettern und der Welt, die ihn verehrt.
Orest.?Bin ich bestimmt zu leben und zu handeln,?So nehm' ein Gott von meiner schweren Stirn?Den Schwindel weg, der auf dem schluepfrigen,?Mit Mutterblut besprengten Pfade fort?Mich zu den Todten reisst. Er trockne gnaedig?Die Quelle, die, mir aus der Mutter Wunden?Entgegen sprudelnd, ewig mich befleckt.
Pylades.?Erwart' es ruhiger! Du mehrst das uebel?Und nimmst das Amt der Furien auf dich.?Lass mich nur sinnen, bleibe still! Zuletzt,?Bedarf's zur That vereinter Kraefte, dann?Ruf' ich dich auf, und beide schreiten wir?Mit ueberlegter Kuehnheit zur Vollendung.
Orest.?Ich hoer' Ulyssen reden.
Pylades.
Spotte nicht.?Ein jeglicher muss seinen Helden waehlen,?Dem er die Wege zum Olymp hinauf?Sich nacharbeitet. Lass es mich gestehn:?Mir scheinen List und Klugheit nicht den Mann?Zu schaenden, der sich kuehnen Thaten weiht.
Orest.?Ich schaetze den, der tapfer ist und g'rad.
Pylades.?Drum hab' ich keinen Rath von dir verlangt.?Schon ist ein Schritt gethan. Von unsern Waechtern?Hab' ich bisher gar vieles ausgelockt.?Ich weiss, ein fremdes, goettergleiches Weib?Haelt jenes blutige Gesetz gefesselt;?Ein reines Herz und Weihrauch und Gebet?Bringt sie den Goettern dar. Man ruehmet hoch?Die Guetige; man glaubet, sie entspringe?vom Stamm der Amazonen, sei geflohn,?Um einem grossen Unheil zu entgehn.
Orest.?Es scheint, ihr lichtes Reich verlor die Kraft?Durch des Verbrechers Naehe, den der Fluch?Wie eine breite Nacht verfolgt und deckt.?Die fromme Blutgier loes't den alten Brauch?Von seinen Fesseln los, uns zu verderben.?Der wilde Sinn des Koenigs toedtet uns;?Ein Weib wird uns nicht retten, wenn er zuernt.
Pylades.?Wohl uns, dass es ein Weib ist! denn ein Mann,?Der beste selbst, gewoehnet seinen Geist?An Grausamkeit und macht sich auch zuletzt?Aus dem, was er verabscheut, ein Gesetz,?Wird aus Gewohnheit hart und fast unkenntlich.?Allein ein Weib bleibt staet auf Einem Sinn?Den sie gefasst. Du rechnest sicherer?Auf sie im Guten wie im Boesen.--Still!?Sie kommt; lass uns allein. Ich darf nicht gleich?Ihr unsre Namen nennen, unser Schicksal?Nicht ohne Rueckhalt ihr vertraun. Du gehst,?Und eh' sie mit dir spricht, treff' ich dich noch.
Zweiter Auftritt.
Iphigenie. Pylades.
Iphigenie.?Woher du seist und kommst, o Fremdling, sprich!?Mir scheint es, dass ich eher einem Griechen?Als einem Scythen dich vergleichen soll.
(Sie nimmt ihm die Ketten ab.)?Gefaehrlich ist die Freiheit, die ich gebe;?Die Goetter wenden ab was euch bedroht!
Pylades.?O suesse Stimme! Vielwillkommner Ton?Der Muttersprach' in einem fremden Lande!?Des vaeterlichen Hafens blaue Berge?Seh' ich Gefangner neu willkommen wieder?Vor meinen Augen. Lass dir diese Freude?Versichern, dass auch ich ein Grieche bin!?Vergessen hab' ich einen Augenblick,?Wie sehr ich dein bedarf, und meinen Geist?Der herrlichen Erscheinung zugewendet.?O sage, wenn dir dein Verhaengniss nicht?Die Lippe schliesst, aus welchem unsrer Staemme?Du deine goettergleiche Herkunft zaehlst.
Iphigenie.?Die Priesterin, von ihrer Goettin selbst?Gewaehlet und geheiligt, spricht mit dir.?Das lass dir g'nuegen; sage, wer du seist?Und

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