sommers in Busch und Feld.
Als Elisabeth einmal in Reinhards Gegenwart von dem Schullehrer gescholten wurde, stie? er seine Tafel zornig auf den Tisch, um den Eifer des Mannes auf sich zu lenken. Es wurde nicht bemerkt.
Aber Reinhard verlor alle Aufmerksamkeit an den geographischen Vortr?gen; statt dessen verfa?te er ein langes Gedicht; darin verglich er sich selbst mit einem jungen Adler, den Schulmeister mit einer grauen Kr?he, Elisabeth war die wei?e Taube; der Adler gelobte an der grauen Kr?he Rache zu nehmen, sobald ihm die Fl��gel gewachsen sein w��rden.
Dem jungen Dichter standen die Tr?nen in den Augen; er kam sich sehr erhaben vor. Als er nach Hause gekommen war, wu?te er sich einen kleinen Pergamentband mit vielen wei?en Bl?ttern zu verschaffen; auf die ersten Seiten schrieb er mit sorgsamer Hand sein erstes Gedicht.
Bald darauf kam er in eine andere Schule; hier schlo? er manche neue Kameradschaft mit Knaben seines Alters, aber sein Verkehr mit Elisabeth wurde dadurch nicht gest?rt. Von den M?rchen, welche er ihr sonst erz?hlt und wieder erz?hlt hatte, fing er jetzt an, die, welche ihr am besten gefallen hatten, aufzuschreiben; dabei wandelte ihn oft die Lust an, etwas von seinen eigenen Gedanken hineinzudichten; aber, er wu?te nicht weshalb, er konnte immer nicht dazu gelangen.
So schrieb er sie genau auf, wie er sie selber geh?rt hatte. Dann gab er die Bl?tter an Elisabeth, die sie in einem Schubfach ihrer Schatulle sorgf?ltig aufbewahrte; und es gew?hrte ihm eine anmutige Befriedigung, wenn er sie mitunter abends diese Geschichtchen in seiner Gegenwart aus den von ihm geschriebenen Heften ihrer Mutter vorlesen h?rte.
Sieben Jahre waren vor��ber. Reinhard sollte zu seiner weitern Ausbildung die Stadt verlassen. Elisabeth konnte sich nicht in den Gedanken finden, da? es nun eine Zeit ganz ohne Reinhard geben werde. Es freute sie, als er ihr eines Tages sagte, er werde, wie sonst, M?rchen f��r sie aufschreiben; er wolle sie ihr mit den Briefen an seine Mutter schicken; sie m��sse ihm dann wieder schreiben, wie sie ihr gefallen h?tten.
Die Abreise r��ckte heran; vorher aber kam noch mancher Reim in den Pergamentband. Das allein war f��r Elisabeth ein Geheimnis, obgleich sie die Veranlassung zu dem ganzen Buche und zu den meisten Liedern war, welche nach und nach fast die H?lfte der wei?en Bl?tter gef��llt hatten.
Es war im Juni; Reinhard sollte am andern Tage reisen. Nun wollte man noch einmal einen festlichen Tag zusammen begehen. Dazu wurde eine Landpartie nach einer der nahe gelegenen Holzungen in gr??erer Gesellschaft veranstaltet.
Der stundenlange Weg bis an den Saum des Waldes wurde zu Wagen zur��ckgelegt; dann nahm man die Proviantk?rbe herunter und marschierte weiter. Ein Tannengeh?lz mu?te zuerst durchwandert werden; es war k��hl und d?mmerig und der Boden ��berall mit feinen Nadeln bestreut.
Nach halbst��ndigem Wandern kam man aus dem Tannendunkel in eine frische Buchenwaldung; hier war alles licht und gr��n; mitunter brach ein Sonnenstrahl durch die bl?tterreichen Zweige; ein Eichk?tzchen sprang ��ber ihren K?pfen von Ast zu Ast.
Auf einem Platze, ��ber welchem uralte Buchen mit ihren Kronen zu einem durchsichtigen Laubgew?lbe zusammenwuchsen, machte die Gesellschaft Halt. Elisabeths Mutter ?ffnete einen der K?rbe; ein alter Herr warf sich zum Proviantmeister auf.
?Alle um mich herum, ihr jungen V?gel!" rief er, ?und merket genau, was ich euch zu sagen habe. Zum Fr��hst��ck erh?lt jetzt ein jeder von euch zwei trockene Wecken; die Butter ist zu Hause geblieben; die Zukost mu? sich ein jeder selber suchen. Es stehen genug Erdbeeren im Walde, das hei?t, f��r den, der sie zu finden wei?. Wer ungeschickt ist, mu? sein Brot trocken essen; so geht es ��berall im Leben. Habt ihr meine Rede begriffen?"
?Ja wohl!" riefen die Jungen.
?Ja, seht," sagte der Alte, ?sie ist aber noch nicht zu Ende. Wir Alten haben uns im Leben schon genug umhergetrieben; darum bleiben wir jetzt zu Haus, das hei?t, hier unter diesen breiten B?umen, und sch?len die Kartoffeln und machen Feuer und r��sten die Tafel, und wenn die Uhr zw?lf ist, so sollen auch die Eier gekocht werden.
?Daf��r seid ihr uns von euren Erdbeeren die H?lfte schuldig, damit wir auch einen Nachtisch servieren k?nnen. Und nun geht nach Ost und West und seid ehrlich."
Die Jungen machten allerlei schelmische Gesichter.
?Halt!" rief der alte Herr noch einmal. ?Das brauche ich euch wohl nicht zu sagen, wer keine findet, braucht auch keine abzuliefern; aber das schreibt euch wohl hinter eure feinen Ohren, von uns Alten bekommt er auch nichts. Und nun habt ihr f��r diesen Tag gute Lehren genug; wenn ihr nun noch Erdbeeren dazu habt, so werdet ihr f��r heute schon durchs Leben kommen."
Die Jungen waren derselben Meinung und begannen sich paarweise auf die Fahrt zu machen.
?Komm, Elisabeth," sagte Reinhard, ?ich wei? einen Erdbeerenschlag; du sollst kein trockenes Brot essen."
Elisabeth kn��pfte die gr��nen B?nder ihres Strohhuts zusammen und hing ihn ��ber den Arm. ?So komm," sagte sie, ?der Korb ist fertig."
Dann gingen sie in den Wald hinein, tiefer und
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