widerlichste Klatsch, dessen Geifer zur H?he eines Napoleon, auch als er ein gest��rzter Riese war, nicht heraufreichte, hielt sich daf��r an seinen Br��dern und Schwestern schadlos. Halb W��stling -- halb Schwachkopf -- so lebt Jerome in der Tradition der Nachkommen jener Deutschen, die sich zu seinem Hofe dr?ngten, die von seiner allzu freigebigen Hand Titel und W��rden, Verm?gen und Grundbesitz dankbar entgegennahmen. Seine Briefe an meine Gro?mutter haben mich veranla?t, ihn selbst in seinen Memoiren und seinem Briefwechsel, seine Familie, seine Zeitgenossen und die objektive Geschichtschreibung zu Rate zu ziehen, um seine wahre Erscheinung dadurch kennen zu lernen. Nur sehr wenig sieht sie der traditionellen gleich. Das auch vor der ?ffentlichkeit festzustellen, das Bild seiner Pers?nlichkeit zu reinigen von dem Schmutz, mit dem man es beworfen hat, es in seiner G��te und Liebensw��rdigkeit, wie in seiner ersch��tternden Tragik auferstehen zu lassen -- wurde mir zum Herzensbed��rfnis. Und da es stets einer der sch?nsten Z��ge meiner Gro?mutter gewesen ist, der Verleumdung zu steuern, wo sie ihr begegnete, glaube ich um so mehr in ihrem Sinne zu handeln, wenn ich in diesem Buche der Schilderung ihres Vaters Raum gew?hre.
Unklar mu?te leider das Bild ihrer Mutter bleiben. Wie sie auf jedem ihrer Portr?te eine andere ist, so ist auch ihr Wesen nicht festzuhalten. Die Geliebte Jeromes wurde als ein so dunkler Fleck in der Familiengeschichte betrachtet, da? man versuchte, ihn so sehr als m?glich zu verwischen. Ihr letzter Brief an ihre Tochter ist das einzige pers?nliche Zeichen ihres Daseins, das mir erhalten blieb. Was sonst wohl vorhanden sein mag, schl?ft wahrscheinlich unter dem strengen Schutze der Pr��derie in Rumpelkammern und Familienarchiven den Schlaf des Todes. Auch die anderen Briefe, die ich dem Buch neu einverleiben konnte, sind an Umfang geringer, als es unter anderen Umst?nden h?tte sein k?nnen. Sehr vieles mag der Vernichtung anheimgefallen sein, und die verschlossenen Familienschreine und f��rstlichen Hausarchive, wo sich z. B. die Briefe an die Kaiserin Augusta, an die Herzogin von Orleans, an den Gro?herzog Karl Alexander und an andere finden d��rften, ?ffnen sich mir nicht mehr. Wo es geschah -- was ich nicht unterlassen will, dankbar zu erw?hnen --, wie im Goethe-Schiller-Archiv und im Familienarchiv der Bonapartes, hat sich nichts gefunden.
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F��r eine Zeit, wie die unsere, die ihrer selbst in all ihrer verst?ndigen N��chternheit ��berdr��ssig wurde, ist es charakteristisch, da? sie der Vergangenheit nachsp��rt, verborgene Sch?tze wieder ans Licht bef?rdert, Toten neues Leben einfl??t und ewig lebendige, die f��r sie lange verschollen waren, wieder auf sich wirken l??t. Viele sehen nichts anderes darin als ein Zeichen der Dekadenz, des Absterbens, weil es an alte Menschen erinnert, die mit steigenden Jahren immer mehr in der Erinnerung leben. Mir scheint, da? es vielmehr ein Zeichen neuen, werdenden Lebens ist, dem freilich, wie immer im Herbst, ein Absterben des alten vorangehen mu?. Denn Sehnsucht dr��ckt sich aus darin, und Sehnsucht ist immer etwas Junges, dem Erf��llung folgen mu?. Diese Sehnsucht aber m?chte dieses Buch n?hren.
Aus Bonapartes Stamm
Jerome Napoleon
Wo alte Linden ihre Kronen breit und stolz gen Himmel w?lben, ihre weit ausladenden ?ste nach allen Richtungen auseinanderstrecken, da hat nicht nur die innere Lebenskraft sie zu so vollkommener Entwicklung bef?higt, da hat die Natur ihnen auch den freien Raum gew?hrt, der solches Wachsen erm?glicht. Ihre j��ngeren Geschwister und ihre Nachkommen erreichen niemals die H?he und St?rke der Gro?en ��ber ihnen: sie genie?en ihres Schutzes, sie atmen dieselbe Luft; der Bl��tenreichtum, den der Sturm abweht von denen da droben, f?llt duftend auf ihre jungen H?upter, aber mit ihrem vollen Strahlenkranz kr?nt sie die Sonne nicht -- im D?mmer stehen sie, im Schatten der Titanen. Und das Zeichen ihres Lebens im Schatten verlieren die Epigonen nie ...
Am 9. November des Jahres 1784, einem rauhen Sp?therbsttage, brachte L?titia Bonaparte das letzte ihrer zw?lf Kinder zur Welt: Jerome. F��nfzehn Jahre fr��her, als die Hochsommersonne ��ber Ajaccio brannte und Herz und Geist der bl��hend sch?nen jungen Frau erf��llt war von den K?mpfen um Korsikas Freiheit, die sie, hoch zu Ro?, ihrem Gatten zur Seite, das schlummernde Leben in ihrem Scho?, mitgek?mpft hatte, war ihr zweiter Sohn geboren worden: Napoleon. Ihn trieb der strenge Vater und das rauhe Schicksal fr��h aus dem Schutz des Elternhauses; arm und unbekannt mu?te er sich schon als Knabe aus eigener Kraft die Stellung schaffen. Anders Jerome. Sein Vater starb, als er ein Jahr alt war; seine Mutter, seine Geschwister, allen voran der ernste Bruder, der, als sei es selbstverst?ndlich, an Stelle des Oberhauptes trat, umgaben das reizende Kind mit den zierlichen Gliedern und den gro?en lachenden Augen mit z?rtlicher Liebe. Bis zu seinem dreizehnten Jahre blieb es bei der Mutter, w?hrend schon der Stern Napoleons immer leuchtender aufging ��ber der Welt. Als dann das Kollegium von Juilly den jungen Jerome aufnahm, war er nicht ein neuer, fremder Sch��ler wie andere, sondern der Bruder des gro?en Napoleon, dessen
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