Huttens Letzte Tage | Page 5

Conrad Ferdinand Meyer
ganz!
Was k��mmert dich, ob unser Haus zerf?llt??Was k��mmert irgend noch dich auf der Welt?
Wenn nur in Holzschnitt du und Kupferstich?Den Lorbeer tr?gst--was anders k��mmert dich?
Du l?chelst? Du verziehst den Mund zum Scherz??Ich wu?t' es nicht: du hast ein schlechtes Herz."
Der Vater sprach's und blickte finster drein,?Mit Tr?nen bat das fromme M��tterlein:
"Mein s��?er Ulrich, la? das b?se Spiel!"?Ich gab zur Antwort: Nein! Der W��rfel fiel.
Mein M��tterlein, behalt mich lieb und gern!?Bleib du mir milde wie der Abendstern!
Du kr?nkst mich, Vater, nicht, so herb du bist!?Hier schl?gt ein Herz, das guter Meinung ist.
Beleidigt dich mein abgebraucht Gewand,?So la? mich treten aus des Hauses Band!
Ich sei ein Fremdling dir! Du bleibst in Ruh,?Mein Gut, du teilst es meinem Bruder zu.
Und ?rgre, Vater, dich am Lorbeer nicht,?Der nur im Bildnis mir die Stirn umflicht!
Ich selber trage sonder Prunk und Glanz?Im Leben einen schlichten Dornenkranz.
Wozu der Lorbeer? Das hat keinen Sinn.?Ein jeder wei?, da? ich der Hutten bin,
Den weder Zeit noch Tod noch Acht noch Bann?Vom Herzen seines Volkes scheiden kann!
Burg Steckelberg, die von der H?he schaut,?Von Frankens sch?nen H��geln rings umblaut,
Die Br��cke nieder! ?ffne mir dein Tor!?Ich reit' aus dir zum letzten Mal hervor.
Blas, T��rmer, blas mir noch ein tapfer St��ck!?Ich fahr' in Kampf und kehre nicht zur��ck.
XXI Der Edelstein
Als ich gen Z��rich ritt im Abendschein,?Da rief ich aus: "Du schmucker Edelstein!"?Bei Meister Zwingli lebte man nicht schlecht,?Er deckte mir den Tisch mit einem Hecht.
Den hab' ich auf der Br��cke dann verdaut,?Lustwandelnd nahes Schneegebirg geschaut--
Da sah ich einen unterm Volke gehn,?Von dessen Hute Geierfedern wehn.
Dem bog ich fluchend aus dem Wege schnell,?Denn Herzog Ulrich war's, der Mordgesell!
O blaue Flut, o freier Bergeshauch,?Gibst ein Asyl du dem Tyrannen auch?
XXII Der Comtur
Als ich entlang das helle Seegestad?Nach Pf?ffers ritt ins hei?e Felsenbad,?Wo man in Unterwelt und Wellengu??An schwankem Seile niederschweben mu?,
Wo keck zur H?lle fahren Mann und Weib?Und wiederkehren mit geheiltem Leib--
Fand ich in K��snach gastlich Nachtquartier?Und scherzend sagte der Comtur zu mir:
"Braucht Ihr Moneten? Tuet nicht versch?mt!?Der P?chter brachte zwanzig Gulden. Nehmt!
Werft keinen nieder! Hier ist's unerlaubt.?Nehmt! Und Ihr habet blo? den Staat beraubt!
Mein teurer Ritter, nehmet ungeziert!?Wir werden morgen s?kularisiert
Und lieber als dem Staat, der alles fri?t,?G?nn' Euch ich's, der ein Mensch und W��rfler ist."
Ich strich es ein und schwang mich in den Sitz?Und lachte: Herr Comtur, Ihr habet Witz.
Und weiter oben, wo sich biegt der See?Und nah und n?her tritt der ew'ge Schnee,
Bespiegelt' in der Flut ein Eiland sich,?Daran ich leichten Sinns vor��ber strich.
Ich lie? es rechts im fl��cht'gen Wellenspiel?Und ahnte nicht mein letztes Wanderziel.
Die Einsamkeit
XXIII Die Flut
In meine Kammer blickt das blaue Licht?Der nahen Flut. Ich widerstehe nicht.?Die Mittagssonne r��stet mir das Bad,?Ich schleiche mich verstohlen ans Gestad.
Ich hab' es eilig. W?r' mein Pfleger hier,?Mich hie?' er Waghals und verwehrt' es mir.
Zum Strande nieder f��hrt mich diese Schlucht?Und krause Wellchen pl?tschern in der Bucht.
Hinaus! Hinaus! Du abgrundk��hle Flut,?Wie tust du meinem hei?en Herzen gut.
Mit blauen Bannern ziehst du weit heran?Und immer neue Heere seh' ich nahn.
Die Reihen schlagen mit gelindem Prall?Mir an die Brust und brechen sich am Wall.
Noch lob' ich meiner Arme Schwung und Zug--?Nur etwas sachter--eben Kraft genug.
Die Kunst des Knaben hab' ich nicht verlernt,?Doch sind die Ufer weiter hier entfernt.
Ich schlug als Kind in ��berm��t'ger Lust?Den sanften Main und trat ihn auf die Brust.
Da hab' ich unter mir zu sehn geglaubt?Ein schilfbekr?nztes, g?ttlich mildes Haupt.
Es war mir immer nur zu nah das Land,?Mich warf der Flu?gott scherzend auf den Sand.
Was einst des Knaben Spiel und Freude war,?Wird nun dem Mann zur Arbeit und Gefahr.
Er wei? es, wenn er ringt und wenn er strebt,?Da? er auf einer Todestiefe schwebt!
XXIV Was die Glocken sagen
Heut geht am See ein endlos Glockenspiel,?Mir scheint, die taufen und begraben viel.?Wann Menschenblut in neuen Adern kreist,?Erneuert sich der tr?ge Menschengeist.
Das Gl?cklein sagt, das dort so kl?glich schallt:?Ein P?pstler steigt ins Grab vergilbt und alt.
Das Gl?cklein sagt, das hier so lustig schellt:?Es kam ein kleiner Protestant zur Welt.
XXV Astrologie
Ihr lieben Sterne tr?stet allezeit,?Wer d?chte, da? ihr arge Zwingherrn seid!?Ihr seid's! Als sich die Erde mir erhellt,?Ward mir ein widrig Horoskop gestellt.
Weil, als ich kam, der Widder just gegl��ht,?Bin ich von unvertr?glichem Gem��t.
Ein flackernd Himmelsirrlicht tr?gt die Schuld?An meiner Wanderlust und Ungeduld.
Gewissen, lasse f��rder mich in Ruh!?Den Sternen schreib' ich meine S��nden zu.
Doch ��berleg es Hutten! Dreimal nein!?Ein Sklave willst du nie gewesen sein.
Du bist ein Feind von jeder Tyrannei?Und deine S��nden auch begingst du frei!
XXVI Homo sum
Ich halte Leib und Geist in strenger Zucht?Und werde doch vom Teufel scharf versucht.?Ich m?chte meiner Seele Seligkeit?Und bin mit Petri Schl��sselamt im Streit.
Am Tisch der Fugger speist' ich dort und hie?Und schimpfte weidlich Pfeffers?cke sie.
Den St?dterhochmut ha?t' ich allezeit?Und h?tte gern ein st?dtisch Kind gefreit.
Auf ehrenfeste Sitten geb' ich viel?Und fr?ne dem verdammten W��rfelspiel.
Ich bin des Kaisers treuster Untertan?Und riet dem Sickingen Emp?rung an.
Das plumpe Recht der Faust ist mir verha?t?Und selber hab' ich wohl am Weg gepa?t.
Ich bete christlich,
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