Der Schmied
Am Ufer drüben seh' aus einem Schlot
Ich lust'ge Funken wirbeln
purpurrot
Und Schmied und Amboß kommt mir in den Sinn,
Davor
ich einst erstaunt gestanden bin.
Als ein vom Weg Verirrter macht' ich Halt:
Es war um Mitternacht
im schwarzen Wald.
Ein riesenhafter Schmied am Amboß stand
Und hob den Hammer mit
berußter Hand.
Zum ersten schlug er nieder, daß es scholl
Ringsum in finsterm Forst
geheimnisvoll,
Und rief: "Mach, erster Streich, den Teufel fest,
Daß ihn die Hölle
nicht entfahren läßt!"
Den Hammer er zum andern Male hob,
Den Amboß schlug er, daß es
Funken stob,
Und schrie: "Triff du den Reichsfeind, zweiter Schlag,
Daß ihn der
Fuß nicht fürder tragen mag!"
Den Hammer hob er noch zum dritten Mal,
Der niederfuhr wie
blanker Wetterstrahl,
Und lachte: "Schmiede, dritter, du die Treu
Und unsre alte
Kaiserkrone neu!"
Huttens Gast
XXXVIII Der Pilger
Mich drückt der Föhn. Er atmet schwer und schwül.
Dort im
Kapellendunkel ist es kühl.
Zu einer Abendruhe kehr' ich ein
Und
werde wohl der einz'ge Beter sein.
Grüß Gott, mein schwäb'scher Nachbar Adalrich!¹
Du lächelst blöd.
Ein Stümper malte dich.
Ein Kirchlein trägst du sittig in der Hand:
Du schufst ein Kloster,
merk' ich, hie zu Land!
Du gingest im Geleite deiner Zeit
Und hast's getan in
Herzenslauterkeit.
Mir sinkt das Haupt... Wer da? Bin ich belauscht?
Am Fuß des Altars
hat Gewand gerauscht.
Ein Pilger kniet, der stumm die Lippen regt
Und betend seinen
Rosenkranz bewegt.
Ein kühner Wuchs, geduckt in Mönchsgewand!
Und--mein' ich--eine
schwertgewohnte Hand--
Was haucht mich an? Wie fällt mir plötzlich bei,
Daß dieser Mönch
ein böses Wesen sei?...
Was flüstert mir im Ohr, daß dieser still
Versunkne Mensch mir an
das Leben will?...
Ein Mörder ist's, gesendet gegen mich!
Nein. Ruhig kniet und edel
hebt er sich.
Er wendet sich der Uferbrandung zu--
Du bist ein Ritter! Warum
pilgerst du?
0. Der Kirchenheilige der Ufenau
XXXIX Die Mahlzeit
Er steht am Strand und scheint hinauszusehn,
Als wollt' er auf dem
Kamm der Wogen gehn.
Ein Blitz! Er stürzte prasselnd in die Flut!
Das Ufer glomm in bleicher Schwefelglut...
Das leidenvolle Schwärmerangesicht
Umgab ein Heil'genschein von
Höllenlicht...
Mein armer Hutten--du bist leibesschwach!
Ruf du den Pilger lieber
unter Dach!
Ins Trockne, Pilger, eh' der Regen wogt!
Des Hauses Herr ist fort. Ich
bin der Vogt.
Was stehet Ihr verzückt? Ihr werdet naß!
Gebt mir die Hand! Wir
treten ins Gelaß.
Seid hier willkommen! Machet's Euch bequem!
Wohin die Reise?
"Nach Jerusalem."
Das, rüst'ger Pilgrim, liegt meerüber schon.
Ich fragte nach der
nächsten Station.
"Dort hinterm Berg Einsiedelns Gnadenhaus."
Leer ist das Nest. Die
Vögel flogen aus.
Ihr schlagt ein Kreuz, als wär' der Böse hier?
Erlaubt! Mit einem
Christen redet Ihr!
(Die welsche Frömmelei behagt mir schlecht...
Sei freundlich, Hutten!
Er hat Gastes Recht!)
Ich wette, Herr, Ihr trugt Soldatentracht,
Nennt mir den Feldzug, den
Ihr mitgemacht!
"Pamplonas Wälle, Herr, verteidigt' ich."
Das ehrt. Die Festung hielt
sich ritterlich.
Und kämpftet Ihr in keinem neuern Krieg?
"Ich kämpfe stets. Maria
gibt den Sieg."
Sein redlich Bündel trägt ein jeder Christ.
"Maria rettet uns vor
Satanslist."
(Mit solchen Nonnensprüchlein sticht er mich!
Potz Blut und
Wunden... Hutten, zähme dich!)
Pilger, ich hol' Euch einen Becher Wein?
Ihr weigert Euch? So
schenkt Euch Wasser ein.
(Er murmelt, exorziert den lautern Quell
In Ketzerland...
Unheimlicher Gesell!
Rasch dunkelt's. Lodre, Lämpchen... Ein Gesicht,
Das meinem
tiefsten Wesen widerspricht!
Weltfremde Augen voller Traum und Wahn--
Und doch der Mund
Entschluß... die Stirne Plan!)
--Hidalgo, Ihr beginget wilde Tat
Und suchet jetzt an heil'gen Orten
Rat?
Ihr büßt? (Er kreuzt die Hände auf der Brust
Und schweigt. Auch mir
erstirbt der Rede Lust.
's ist besser so, uns dürfte Streit entstehn,
Am klügsten ist es, wenn
wir schlafen gehn.)
Seht, Pilger, wie der nächt'ge Himmel loht!
Heut abend fändet
schwerlich Ihr ein Boot.
Nehmt hier vorlieb, ist auch der Raum beschränkt!
Wir suchen jetzt
die Ruhe, wenn Ihr denkt.
Ihr wollet lagern auf dem nackten Stein?
Das duld' ich nicht. Ihr
werdet müde sein.
Da meine Decke! Hier den Mantel auch!
Ihr bettet Euch nach
schlichtem Feldgebrauch!
Gut' Nacht! Ihr seid ein Spanier? "Ritter, ja."
Und nennet Euch?
"Iñigo Loyola."¹
0. Die Pilgerfahrt Loyolas nach Jerusalem fällt in diese Zeit
XL Das Gebet
Ein grauser Wetterschlag! Der Donner kracht.
Was sah ich dort in
blitzerhellter Nacht?
Und wieder jetzt! Ein Rücken--schauerlich,
Der Spanier geißelt mit dem Gürtel sich!
An seinen hagern Schultern rieselt Blut!
Zu beten hebt er an in
Andachtsglut.
Gezwungen lauschend hör' ich jedes Wort
Auf jenen qualberauschten
Lippen dort:
"Maria, makellos empfangne Magd,
Zu Deinen Knie'n hab' ich der
Welt entsagt.
Dem ird'schen Rittertum ersterb' ich hier
Und zeichne mich zum
ew'gen Knechte Dir.
Wo darf ich bluten? Gib das Feldgeschrei!
Du deutest schmerzlich
auf die Ketzerei--
Sie haben Dir die Krone von dem Haupt
Und aus der Hand die Lilie
Dir geraubt.
Du weinest? Deine Tränen brennen mich--
Ich führe Deine Sache.
Tröste Dich!
Ein Wink von Dir--so stürz' ich in die Schlacht.
Nicht kennst Du
selbst die Größe Deiner Macht!
Im Bibelbuche spricht der eigne Sohn
Zu Dir, Du Hohe, nicht in
würd'gem Ton.
Die heil'gen Schriften sind der Ketzer Hort--
Du lächelst und besiegst
das Bibelwort.
Der ein'ge Richter Christus
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