hatte und so mit Hammer und Nägeln und Holzstücken von
einem Ort zum anderen wanderte und immer etwas ausbesserte oder
wegschlug, je nach dem Bedürfnis. Heidi ging Schritt für Schritt hinter
ihm her und schaute ihm unverwandt mit der größten Aufmerksamkeit
zu, und alles, was da vorging, war ihm sehr kurzweilig anzusehen.
So kam der Abend heran. Es fing stärker an zu rauschen in den alten
Tannen, ein mächtiger Wind fuhr daher und sauste und brauste durch
die dichten Wipfel. Das tönte dem Heidi so schön in die Ohren und ins
Herz hinein, dass es ganz fröhlich darüber wurde und hüpfte und
sprang unter den Tannen umher, als hätte es eine unerhörte Freude
erlebt. Der Großvater stand unter der Schopftür und schaute dem Kind
zu. Jetzt ertönte ein schriller Pfiff. Heidi hielt an in seinen Sprüngen,
der Großvater trat heraus. Von oben herunter kam es gesprungen, Geiß
um Geiß, wie eine Jagd, und mittendrin der Peter. Mit einem
Freudenruf schoss Heidi mitten in das Rudel hinein und begrüßte die
alten Freunde von heute Morgen einen um den anderen. Bei der Hütte
angekommen, stand alles still, und aus der Herde heraus kamen zwei
schöne, schlanke Geißen, eine weiße und eine braune, auf den
Großvater zu und leckten seine Hände, denn er hielt ein wenig Salz
darin, wie er jeden Abend zum Empfang seiner zwei Tierlein tat. Der
Peter verschwand mit seiner Schar. Heidi streichelte zärtlich die eine
und dann die andere von den Geißen und sprang um sie herum, um sie
von der anderen Seite auch zu streicheln, und war ganz Glück und
Freude über die Tierchen. "Sind sie unser, Großvater? Sind sie beide
unser? Kommen sie in den Stall? Bleiben sie immer bei uns?", so fragte
Heidi hintereinander in seinem Vergnügen, und der Großvater konnte
kaum sein stetiges "Ja, ja!" zwischen die eine und die andere Frage
hineinbringen. Als die Geißen ihr Salz aufgeleckt hatten, sagte der Alte:
"Geh und hol dein Schüsselchen heraus und das Brot."
Heidi gehorchte und kam gleich wieder. Nun melkte der Großvater
gleich von der Weißen das Schüsselchen voll und schnitt ein Stück
Brot ab und sagte: "Nun iss und dann geh hinauf und schlaf! Die Base
Dete hat noch ein Bündelchen abgelegt für dich, da seien Hemdlein und
so etwas darin, das liegt unten im Kasten, wenn du's brauchst; ich muss
nun mit den Geißen hinein, so schlaf wohl!"
"Gut Nacht, Großvater! Gut Nacht--wie heißen sie, Großvater, wie
heißen sie?", rief das Kind und lief dem verschwindenden Alten und
den Geißen nach.
"Die Weiße heißt Schwänli und die Braune Bärli", gab der Großvater
zurück.
"Gut Nacht, Schwänli, gut Nacht, Bärli!", rief nun Heidi noch mit
Macht, denn eben verschwanden beide in den Stall hinein. Nun setzte
sich Heidi noch auf die Bank und aß sein Brot und trank seine Milch;
aber der starke Wind wehte es fast von seinem Sitz herunter; so machte
es schnell fertig, ging dann hinein und stieg zu seinem Bett hinauf, in
dem es auch gleich nachher so fest und herrlich schlief, als nur einer im
schönsten Fürstenbett schlafen konnte. Nicht lange nachher, noch eh es
völlig dunkel war, legte auch der Großvater sich auf sein Lager, denn
am Morgen war er immer schon mit der Sonne wieder draußen, und die
kam sehr früh über die Berge hereingestiegen in dieser Sommerszeit. In
der Nacht kam der Wind so gewaltig, dass bei seinen Stößen die ganze
Hütte erzitterte und es in allen Balken krachte; durch den Schornstein
heulte und ächzte es wie Jammerstimmen, und in den alten Tannen
draußen tobte es mit solcher Wut, dass hier und da ein Ast
niederkrachte. Mitten in der Nacht stand der Großvater auf und sagte
halblaut vor sich hin: "Es wird sich wohl fürchten." Er stieg die Leiter
hinauf und trat an Heidis Lager heran. Der Mond draußen stand einmal
hell leuchtend am Himmel, dann fuhren wieder die jagenden Wolken
darüber hin und alles wurde dunkel. Jetzt kam der Mondschein eben
leuchtend durch die runde Öffnung herein und fiel gerade auf Heidis
Lager. Es hatte sich feuerrote Backen erschlafen unter seiner schweren
Decke, und ruhig und friedlich lag es auf seinem runden Ärmchen und
träumte von etwas Erfreulichem, denn sein Gesichtchen sah ganz
wohlgemut aus. Der Großvater schaute so lange auf das friedlich
schlafende Kind, bis der Mond wieder hinter die Wolken trat und es
dunkel wurde, dann kehrte er auf sein Lager zurück.
Auf der Weide
Heidi erwachte am frühen Morgen an einem lauten Pfiff, und als es die
Augen aufschlug, kam ein goldener Schein durch das runde Loch
hereingeflossen auf sein Lager und auf das Heu daneben, dass alles
golden leuchtete ringsherum. Heidi schaute erstaunt um sich und
wusste durchaus nicht, wo es war. Aber nun hörte es draußen des
Großvaters tiefe Stimme, und jetzt kam ihm alles in den Sinn: Woher
es gekommen
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