verpacken, wie nur sie zu packen
verstehe. Dann empfahl sich der Herr Doktor.
Klara erwartete, daß sie erst einige Kämpfe mit Fräulein Rottenmeier
zu bestehen haben würde, bevor diese ihre Zustimmung zum Absenden
all der Gegenstände geben werde, die Klara für das Heidi bestimmt
hatte. Aber diesmal hatte sie sich getäuscht: Fräulein Rottenmeier war
ausnehmend gut gelaunt. Sogleich räumte sie alles weg, was auf dem
großen Tische lag, um die Dinge alle, die Klara zusammengebracht
hatte, darauf auszubreiten und dann vor ihren Augen die Sendung zu
verpacken. Es war keine leichte Arbeit, denn die Gegenstände, die da
zusammengerollt werden sollten, waren vielgestaltig. Erst kam der
kleine dicke Mantel mit der Kapuze, den Klara für das Heidi
ausgesonnen hatte, damit es im kommenden Winter die Großmutter
besuchen könnte, wann es wollte, und nicht warten müßte, bis der
Großvater kommen konnte und es dann in den Sack eingewickelt
werden mußte, damit es nicht erfriere. Dann kam ein dickes, warmes
Tuch für die alte Großmutter, damit sie sich darin einhülle und nicht
frieren müsse, wenn der Wind wieder so schaurig um die Hütte
klappern würde. Dann kam die große Schachtel mit den Kuchen; die
war auch für die Großmutter bestimmt, daß sie zu ihrem Kaffee auch
einmal etwas anderes als ein Brötchen zu essen habe. Jetzt folgte eine
ungeheure Wurst; die hatte Klara ursprünglich für den Peter bestimmt,
weil er doch nie etwas anderes als Käse und Brot bekam. Aber sie hatte
sich jetzt anders besonnen, denn sie fürchtete, der Peter könnte vor
Freuden die ganze Wurst auf einmal aufessen. Darum sollte die Mutter
Brigitte diese bekommen und erst für sich und die Großmutter einen
guten Teil davon nehmen und dem Peter den seinigen in verschiedenen
Lieferungen abgeben. Jetzt kam noch ein Säckchen Tabak; der war für
den Großvater, der ja so gern ein Pfeifchen rauchte, wenn er am Abend
vor der Hütte saß. Zuletzt kam noch eine Anzahl geheimnisvoller
Säckchen, Päckchen und Schächtelchen, welche Klara mit besonderer
Freude zusammengekramt hatte, denn da sollte das Heidi allerhand
Überraschungen finden, die ihm große Freude machen würden. Endlich
war das Werk beendet, und ein stattlicher Ballen lag reisefertig an der
Erde. Fräulein Rottenmeier schaute darauf nieder, in tiefsinnige
Betrachtungen über die Kunst zu packen versunken. Klara ihrerseits
warf Blicke froher Erwartung darauf hin, denn sie sah das Heidi vor
sich, wie es vor Überraschung in die Höhe springen und aufjauchzen
würde, wenn das ungeheure Paket bei ihm anlangte.
Jetzt trat Sebastian herein und hob mit einem starken Schwung den
Ballen auf seine Schulter, um ihn unverzüglich nach dem Hause des
Herrn Doktors zu spedieren.
Ein Gast auf der Alm
Das Frührot glühte über den Bergen, und ein frischer Morgenwind
rauschte durch die Tannen und wogte die alten Äste mächtig hin und
her. Das Heidi schlug seine Augen auf, der Ton hatte es erweckt.
Dieses Rauschen packte das Heidi immer im Innersten seines Wesens
und zog es mit Gewalt hinaus unter die Tannen. Es schoß von seinem
Lager auf und hatte kaum Zeit, sich fertigzumachen; das mußte aber
doch sein, denn Heidi wußte nun recht gut, daß man immer sauber und
ordentlich aussehen muß. Jetzt kam es von dem Leiterchen herunter;
des Großvaters Lager war schon leer; es sprang hinaus. Draußen vor
der Tür stand der Großvater und schaute den Himmel nach allen Seiten
hin an, wie er jeden Morgen tat, um zu sehen, wie der Tag werden
wollte.
Es zogen rosige Wölkchen oben hin, und mehr und mehr blaute der
Himmel, und drüben floß es wie lauter Gold über die Höhen und das
Weideland, denn eben kam droben die Sonne über die hohen Felsen
heraufgestiegen.
»O wie schön! O wie schön! Guten Tag, Großvater«, rief das Heidi
heranspringend.
»So, sind deine Augen auch schon hell?« gab der Großvater zurück,
dem Heidi die Hand zum Morgengruß hinhaltend.
Jetzt lief das Heidi unter die Tannen und hüpfte vor Freuden über das
Tosen und Sausen da droben unter den wogenden Ästen herum, und bei
jedem neuen Windstoß und lauten Wipfelbrausen jauchzte es auf vor
Wonne und sprang noch ein wenig höher.
Unterdessen war der Großvater zum Stalle hingegangen und hatte dem
Schwänli und Bärli die Milch abgenommen; dann hatte er beide schön
geputzt und gewaschen zur Bergreise und brachte sie nun auf den Platz
heraus. Als das Heidi seine Freunde erblickte, kam es herangesprungen
und faßte sie beide um den Hals, begrüßte sie zärtlich, und sie
meckerten fröhlich und zutraulich, und jede von den Geißen wollte dem
Heidi mehr Zuneigung beweisen und drückte ihren Kopf noch immer
näher an seine Schultern heran, so daß es zwischen den zweien fast
zerdrückt wurde. Aber das Heidi hatte keine Furcht, und wenn das
lebhafte Bärli gar zu arg bohrte und drängte mit seinem Kopfe, dann
sagte das Heidi: »Nein, Bärli, du stößt ja wie der große Türk«, und
augenblicklich zog Bärli seinen
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