Gyges und sein Ring | Page 8

Friedrich Hebbel
tiefsten Flu?! Wem mehr Als Menschenkraft beschieden ist, der wird Als Halbgott gleich geboren! Gib ihn mir! Man sagt bei uns, da? Dinge, die die Welt Zertr��mmern k?nnen, hie und da auf Erden Verborgen sind. Sie stammen aus der Zeit, Wo Gott und Mensch noch miteinander gingen Und Liebespf?nder tauschten. Dieser Ring Geh?rt dazu! Wer wei?, an welche Hand Ihn eine G?ttin steckte, welchen Bund Er einst besiegeln mu?te! Graust dich nicht, Dir ihre dunkle Gabe anzueignen Und ihre Rache auf dein Haupt zu ziehn? Mich schaudert, wenn ich ihn nur seh! So gib!
Kandaules. Um einen Preis! Wenn du als K?nigin Beim Feste heut erscheinen willst.
Rhodope. Wie kann ich! Du holtest dir von weit entlegner Grenze Die stille Braut, und wu?test, wie sie war. Auch hat's dich einst begl��ckt, da? vor dem deinen Nur noch das Vaterauge auf mir ruhte, Und da? nach dir mich keiner mehr erblickt.
Kandaules. Vergib! Ich denke nur, der Edelstein, Den man nicht zeigt--
Rhodope. Lockt keine R?uber an!
Kandaules. Genug! Ich bin ja an dies Nein gew?hnt! Bl?st auch der frische Wind an allen Orten Die Schleier weg: Du h?ltst den Deinen fest.
(Musik.)
Der Zug! Da darf der K?nig ja nicht fehlen.
Rhodope. Und die Emp?rer? Heute tut's mir weh, Da? ich nicht mit dir gehen darf.
Kandaules. Hab Dank! Doch ?ngstige dich nicht. Es ist gesorgt.
Rhodope.
Gewi??
Kandaules. Gewi?! Zwar nicht, weil ich mich f��rchte, Nur, weil ich strafen m��?te, und nicht mag. Das Leben ist zu kurz, als da? der Mensch Sich drin den Tod auch nur verdienen k?nnte, Darum verhinge ich ihn heut nicht gern! (Ab.)
Rhodope. Nun geht auch ihr!
Lesbia. Ich bleibe, K?nigin!
Rhodope. Ei nein! Dir sang's die Amme nimmer vor, Da? Mannes Angesicht der Tod f��r dich!
(Lesbia, Hero und die ��brigen ab.)
Das Tr?umen kennt hier keine! Auch der Besten Ist Opfer, was mir einz'ge Freude ist! (Ab.)
Freier Platz.
Viel Volk. Der K?nig auf einem Thron. Lesbia, Hero usw. an der Seite auf einem Balkon. Die Spiele sind eben beendigt. Allgemeine Bewegung und Sonderung in Gruppen. Ringer, Faustk?mpfer, Wagenlenker usw. werden nach und nach sichtbar, alle mit Zweigen von der Silberpappel bekr?nzt. Wein wird gereicht, Musik ert?nt, das Fest beginnt.
Volk. Heil, Gyges, Heil!
Kandaules (in den Hintergrund schauend).
Im Diskuswerfen auch? Zum drittenmal? Das sollt' ich ��belnehmen! Da kommt ja gar nichts auf die Meinigen.
(Heruntersteigend und dem aus dem Hintergrunde kommenden Gyges, dem das Volk noch immer zujubelt und Platz macht, entgegenschreitend.)
Bescheiden bist du, das ist wahr! Du nimmst Nicht mehr, als da ist.
Gyges. Herr, ich k?mpfte heut Als Grieche, nicht als Gyges.
Kandaules. Um so schlimmer F��r uns, wenn du die neue Regel bist! Da tut's ja not, die alten Drachenh?ute Hervorzusuchen und sie auszustopfen, Die, vom Herakles her, noch irgendwo Im Winkel eines Tempels faulen sollen, Den Balg der Schlange mit den hundert K?pfen Und andres mehr, was euch erschrecken kann! Du h?rst mich nicht!
Gyges. Doch! doch!
Kandaules. Ei nein, ich seh's, Du bist zerstreut, du schielst zu jenen M?dchen Hin��ber, sie bemerken's auch, schau hin, Die Kleine neckt die Gro?e! Du wirst rot? Pfui, sch?me dich!
Gyges. Mich d��rstet, Herr!
Kandaules.
Dich d��rstet? Das ist was andres! Wer so k?mpft, wie du, Der hat das Recht auf einen guten Trunk, Und, wenn auch ohne Recht, ich trinke mit! Nun kommt der Teil des Festes, den ich liebe!
(Winkt einem Diener.)
Heran!
Ein Diener (bringt einen Pokal mit Wein).
Kandaules (gie?t einige Tropfen auf die Erde). Die Wurzel erst! Und dann der Zweig!
(Er trinkt und will Gyges den Pokal reichen. Dieser sieht wieder zu dem Balkon hin��ber.)
Komm!--Ha!--Schwarz oder braun, das ist die Frage, Nicht wahr?
Gyges. O Herr!
Kandaules. Hat dir der Wein geschmeckt?
Gyges. Ich trank noch nicht.
Kandaules. Das wei?t du? Nun, so la? Dich mahnen, da? du durstig bist, und mach! Ich stehe dir daf��r, da? sie so lange Verweilt, bis du heraus hast, was dich qu?lt!
Gyges (trinkt). Das k��hlt!
Kandaules. O weh! hinunter geht dein Stern!
(Die M?dchen entfernen sich, aber man sieht sie noch.)
Nun, es war Zeit. Sieh dich nur um! Die drehen Sich schon, als w?r's um einen Thyrsosstab, Der, pl?tzlich aus der Erde aufgeschossen, Noch rascher, wie ein Pfeil, gen Himmel steigt Und Millionen Trauben fallen l??t. Der Wein ist f��r gefl��gelte Gesch?pfe, Nicht f��r die Welt, worin man hinkt und kriecht! Die stellt er auf den Kopf. Der Alte da W?r' gleich bereit, den Tiger zu besteigen Und sich die welken Schl?fe zu bekr?nzen, Wie Dionys, als er zum Ganges zog! Doch das behagt mir eben!--War sie sch?n?
Gyges. Ich wei? nicht, ob das sch?n, was mir gef?llt?
Kandaules. Sprich ruhig: ja! Ein Auge, wie die Kohle, Die zwar nur glimmt, doch vor dem kleinsten Hauch Schon Funken gibt, dabei ein Farbenspiel, Da? man nicht wei?, ob's schwarz ist, oder braun, Und dann, als liefe dieses ew'ge Schillern Durch jeden Tropfen ihres Bluts hindurch, Ein Wechseln zwischen Scham und stiller Glut, Das ihr Err?ten reizend macht, wie keins.
Gyges. Du tust das ganz f��r mich, was halb der Wind, Er
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