Gyges und sein Ring | Page 7

Friedrich Hebbel
ruhig, wie du selbst?
Rhodope. Ich will nicht weiter fragen, denn ich wei?, Da? du's nicht wieder tust. Nie fiel ein M?dchen So sanft, wie du, und nie erschrak es so!
Lesbia. Ja, alle Glieder waren hin!
Hero. Ich w?re Gar nicht gefallen, denn ein st?rkrer Zweig War nah genug, der aber schaukelte Ein Nest mit jungen V?geln, und ich wollte Ihn nicht betreten, um die zarte Brut, Die schon die federlosen Fl��gel regte, Nicht aufzuscheuchen!
Lesbia. Dieses also war's? Sie flogen aber dennoch auf, du griffst Zuletzt gewi? noch zu, um dich zu halten!
Rhodope. Neckt euch, solang ihr wollt, dies ist der Tag, An dem f��r euch das enge Haus sich ?ffnet, Nun treibt es, wie ihr m?gt, und seht euch satt.
Hero. Und du?
Rhodope. Schaut nicht auf mich! Was euch erlaubt, Ist mir nur nicht verboten, heute kann Ich euch nicht Muster und nicht Vorbild sein.
Hero. So willst du abermals das Fest nicht sehn?
Rhodope. Um dich nicht in der Fr?hlichkeit zu st?ren!-- Bei uns ist das nicht Sitte, und mir w?r's, Als ob ich essen sollte ohne Hunger Und trinken ohne Durst. Auch scheint es mir, Da? unsre Weise besser ist, als eure, Denn niemals kommt ihr ohne Schauder heim Von diesen Festen, die euch erst so locken, Und das ist mir die Liebste, die den tiefsten Empfindet und zum zweitenmal nicht geht. Das soll f��r euch kein Tadel sein, o nein, Es freut mich nur, da? meine Lesbia, Die unter euch erwuchs, so f��hlt, wie ich!
Lesbia. Wirst du mir heut vergeben--
Rhodope. Was denn nur? Was soll ich dir vergeben? Willst du mit? Oh, h?tt' ich dieses Lob zur��ck! Sie sch?mt Sich jetzt, die Tochter ihres Volks zu sein, Und hat's nicht Ursach'. Bin ich selbst was andres? Geh, geh und sag mir, wer der Sieger war!
Hero. Gewi? wird auch der junge Gyges k?mpfen, Der diese sch?ne Stimme hat.
Rhodope. Du kennst Schon seine Stimme?
Hero. Ja, doch weiter nichts! Heut werden wir ihn sehn, und glaube mir, Auch sie geht nur, weil er erscheint!
Lesbia.
Ich kann Noch immer bleiben und dich L��gen strafen!
Hero. Du tust es nicht!
Kandaules (tritt rasch ein). Rhodope, sei gegr��?t!-- Doch--Wei?t du, wer ich bin? Ein Hermenw?chter, Ein Grenzpfahlk?nig, der die Ellen freilich, Doch nie die Schwerter mi?t und schuld dran ist, Da? die zw?lf Taten des Herakles nicht Durch vierundzwanzig andre, gr??ere L?ngst ��berboten sind. Wenn du's nicht glaubst, So frage nur den grimmigen Alk?os, Du kennst ihn nicht? Ich auch seit heute erst! Und wei?t du, wie ich Menschen gl��cklich mache? Ich spreche: J��ngling komm, da ist ein Kern, Den stecke in die Erde und begie?e Den Fleck mit Wasser, tu es Tag f��r Tag Und sei gewi?, da? du mit wei?en Haaren F��r deine M��he Kirschen essen wirst, Ob s��?e oder saure, siehst du dann! Als W?hrsmann stelle ich den Agron dir, Den w��rd'gen Freund des w��rdigen Alk?os, Ihm v?llig gleich, nur nicht so wei? im Bart.
Rhodope. Du bist vergn��gt!
Kandaules. Wie sollte ich's nicht sein? Wenn auch Alk?os mir in offnem Aufstand Entgegentreten will, sobald ich's wage, Vor ihm so zu erscheinen, wie vor dir, Ich meine mit dem neuen Diadem Agron wird mich besch��tzen, und ich soll Zum Dank mich nur verpflichten, du wirst staunen, Wie mild er's mit mir vorhat, nie den Putz Mehr zu ver?ndern und ein Schwert zu tragen, Das meine ganze Kraft durch's Ziehn ersch?pft.
Rhodope. Woher denn wei?t du das?
Kandaules. Durch keinen Sp?her, Noch weniger durch einen falschen Freund: Von ihnen selbst, durch ihren eignen Mund.
Rhodope. Du spottest meiner Frage.
Kandaules. Nein doch, nein! Ich sprech im vollsten Ernst! Ich stand dabei, Wie sie, die N?gel in die Tische grabend, Und mit gewetztem Zahn die eigne Lippe, Als w?r' es fremdes, wildes Fleisch, benagend, Sich's schwuren, und sie halten es gewi?. Es gilt hier eine Art von Gottesurteil, Der eine haut nach mir, der andre wehrt, Und Dike kann entscheiden, wenn sie mag.
Rhodope. So h?ttest du gelauscht? Das glaub ich nicht. Wenn ich wo bin, wo man mich nicht erwartet, So mach ich ein Ger?usch, damit man's merkt Und ja nicht spricht, was ich nicht h?ren soll, Und du--nein, nein, das tut ein K?nig nicht!
Kandaules. Gewi? nicht!--Doch, du kannst es nicht erraten! Siehst du den Ring? Wie teuer h?ltst du ihn?
Rhodope. Ich wei? ja nicht, von wem er kommt.
Kandaules. Von Gyges!
Rhodope. Da wird er dir unsch?tzbar sein!
Kandaules. Er ist's! Doch ahnst du nicht, warum. Vernimm's und staune, Unsichtbar macht er jeden, der ihn tr?gt.
Rhodope. Unsichtbar?
Kandaules. Eben hab ich's selbst erprobt. Nicht wieder klettern, Hero! Nur die V?gel Verstecken sich im Laube!
Rhodope. Lesbia!
Kandaules. Durch alle T��ren schreit ich hin, mich halten Nicht Schlo? noch Riegel fern!
Rhodope. Wie f��rchterlich.
Kandaules. F��r jeden B?sen, meinst du.
Rhodope. Nein doch, nein! F��r jeden Guten noch viel mehr! (Zu Lesbia.) Kannst du Noch ruhig atmen, wirst du nicht in Scham Vergl��hn, nun du dies wei?t? Herr, wirf ihn fort, Hinunter in den
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