Goetz von Berlichingen | Page 4

Johann Wolfgang von Goethe
Ruh haben! Tausend Schwerenot! Schert euch 'naus, wenn ihr was auszumachen habt. In meiner Stub soll's ehrlich und ordentlich zugehen. (Schiebt die Reiter zur Tür hinaus.) Und ihr Esel, was fanget ihr an?
Metzler. Nur nit viel geschimpft, H?nsel, sonst kommen wir dir über die Glatze. Komm, Kamerad, wollen die drau?en bleuen.
(Zwei Berlichingsche Reiter kommen.)
Erster Reiter. Was gibt's da?.
Sievers. Ei guten Tag, Peter! Veit, guten Tag! Woher?
Zweiter Reiter. Da? du dich nit unterstehst zu verraten, wem wir dienen.
Sievers (leise). Da ist euer Herr G?tz wohl auch nit weit?
Erster Reiter. Halt dein Maul! Habt ihr H?ndel?
Sievers. Ihr seid den Kerls begegnet drau?en, sind Bamberger.
Erster Reiter. Was tun die hier?
Metzler. Der Weislingen ist droben auf'm Schlo?, beim gn?digen Herrn, den haben sie geleit.
Erster Reiter. Der Weislingen?
Zweiter Reiter (leise). Peter! das ist ein gefunden Fressen! (Laut.) Wie lang ist er da?
Metzler. Schon zwei Tage. Aber er will heut noch fort, h?rt ich einen von den Kerls sagen.
Erster Reiter (leise). Sagt ich dir nicht, er w?r daher! H?tten wir dort drüben eine Weile passen k?nnen. Komm, Veit.
Sievers. Helft uns doch erst die Bamberger ausprügeln.
Zweiter Reiter. Ihr seid ja auch zu zwei. Wir müssen fort. Adies! (Ab.)
Sievers. Lumpenhunde die Reiter! wann man sie nit bezahlt, tun sie dir keinen Streich.
Metzler. Ich wollt schw?ren, sie haben einen Anschlag. Wem dienen sie?
Sievers. Ich soll's nit sagen. Sie dienen dem G?tz.
Metzler. So! Nun wollen wir über die drau?en. Komm! so lang ich einen Bengel hab, fürcht ich ihre Bratspie?e nicht.
Sievers. Dürften wir nur so einmal an die Fürsten, die uns die Haut über die Ohren ziehen.
Herberge im Wald
G?tz (vor der Tür unter der Linde). Wo meine Knechte bleiben! Auf und ab mu? ich gehen, sonst übermannt mich der Schlaf. Fünf Tag und N?chte schon auf der Lauer. Es wird einem sauer gemacht, das bi?chen Leben und Freiheit. Dafür, wenn ich dich habe, Weislingen, will ich mir's wohl sein lassen. (Schenkt ein.) Wieder leer! Georg! Solang's daran nicht mangelt und an frischem Mut, lach ich der Fürsten Herrschsucht und R?nke.--Georg!--Schickt ihr nur euern gef?lligen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, la?t mich anschw?rzen. Nur immer zu. Ich bin wach. Du warst mir entwischt, Bischof! So mag denn dein lieber Weislingen die Zeche bezahlen.--Georg! H?rt der Junge nicht? Georg! Georg!
Der Bube (im Panzer eines Erwachsenen). Gestrenger Herr!
G?tz. Wo stickst du? Hast du geschlafen? Was zum Henker treibst du für Mummerei? Komm her, du siehst gut aus. Sch?m dich nicht, Junge. Du bist brav! Ja, wenn du ihn ausfülltest! Es ist Hansens Küra??
Georg. Er wollt ein wenig schlafen und schnallt' ihn aus.
G?tz. Er ist bequemer als sein Herr.
Georg. Zürnt nicht. Ich nahm ihn leise weg und legt ihn an, und holte meines Vaters altes Schwert von der Wand, lief auf die Wiese und zog's aus.
G?tz. Und hiebst um dich herum? Da wird's den Hecken und Dornen gutgegangen sein. Schl?ft Hans?
Georg. Auf Euer Rufen sprang er auf und schrie mir, da? Ihr rieft. Ich wollt den Harnisch ausschnallen, da h?rt ich Euch zwei-, dreimal.
G?tz. Geh! bring ihm seinen Panzer wieder und sag ihm, er soll bereit sein, soll nach den Pferden sehen.
Georg. Die hab ich recht ausgefüttert und wieder aufgez?umt. Ihr k?nnt aufsitzen, wann Ihr wollt.
G?tz. Bring mir einen Krug Wein, gib Hansen auch ein Glas, sag ihm, er soll munter sein, es gilt. Ich hoffe jeden Augenblick, meine Kundschafter sollen zurückkommen.
Georg. Ach gestrenger Herr!
G?tz. Was hast du?
Georg. Darf ich nicht mit?
G?tz. Ein andermal, Georg, wann wir Kaufleute fangen und Fuhren wegnehmen.
Georg. Ein andermal, das habt Ihr schon oft gesagt. O diesmal! diesmal! Ich will nur hintendreinlaufen, nur auf der Seite lauern. Ich will Euch die verschossenen Bolzen wiederholen.
G?tz. Das n?chstemal, Georg. Du sollst erst ein Wams haben, eine Blechhaube und einen Spie?.
Georg. Nehmt mich mit! W?r ich letzt dabei gewesen, Ihr h?ttet die Armbrust nicht verloren.
G?tz. Wei?t du das?
Georg. Ihr warft sie dem Feind an Kopf, und einer von den Fu?knechten hob sie auf; weg war sie! Gelt ich wei??
G?tz. Erz?hlen dir das meine Knechte?
Georg. Wohl. Dafür pfeif ich ihnen auch, wann wir die Pferde striegeln, allerlei Weisen und lerne sie allerlei lustige Lieder.
G?tz. Du bist ein braver Junge.
Georg. Nehmt mich mit, da? ich's zeigen kann!
G?tz. Das n?chstemal, auf mein Wort. Unbewaffnet wie du bist, sollst du nicht in Streit. Die künftigen Zeiten brauchen auch M?nner. Ich sage dir, Knabe, es wird eine teure Zeit werden: Fürsten werden ihre Sch?tze bieten um einen Mann, den sie jetzt hassen. Geh, Georg, gib Hansen seinen Küra? wieder und bring mir Wein. (Georg ab.) Wo meine Knechte bleiben! Es ist unbegreiflich. Ein M?nch! Wo kommt der noch her?
(Bruder Martin kommt.)
G?tz. Ehrwürdiger Vater, guten Abend! woher so sp?t? Mann der heiligen Ruhe, Ihr besch?mt viel Ritter.
Martin. Dank Euch, edler Herr! Und bin vor der Hand nur demütiger Bruder, wenn's ja Titel sein soll. Augustin mit meinem Klosternamen, doch h?r ich am liebsten Martin, meinen Taufnamen.
G?tz. Ihr
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