Gespenster | Page 4

Henrik Ibsen
zugeben!
=Pastor Manders.= Er braucht jemanden um sich, den er lieb hat, auf dessen Urtheil er Gewicht legen kann. Er selbst gestand das so treuherzig zu, als er das letzte Mal bei mir war.
=Regine.= Ja, mir hat er dergleichen auch vorgeredet. Aber ich wei? nicht, ob Frau Alving mich entbehren kann, besonders jetzt, wo wir all die Arbeit mit dem neuen Asyl haben werden. Und dann wird es mir auch so schwer, Frau Alving zu verlassen, denn sie war immer so gütig gegen mich.
=Pastor Manders.= Aber die Kindespflicht, mein gutes M?dchen --. Natürlich mü?ten wir zuerst die Einwilligung Ihrer Gebieterin haben.
=Regine.= Ich wei? nicht, ob es sich für mich pa?t, -- in meinem Alter -- den Haushalt eines einzelnen Mannes zu führen.
=Pastor Manders.= Aber liebe Jungfer Engstrand, es ist ja Ihr eigener Vater, von dem hier die Rede ist!
=Regine.= Ja, das mag sein, -- aber trotzdem! -- Ja, wenn ich in ein g?u?t?e?s Haus und zu einem wirklich anst?ndigen Herrn kommen k?nnte -- -- --
=Pastor Manders.= Aber, meine liebe Regine -- --
=Regine.= -- -- zu einem, für den ich Hingebung hegen und wie zu einem Vater aufblicken k?nnte -- --
=Pastor Manders.= Ja -- aber mein liebes, gutes Kind -- --
=Regine.= Denn ich m?chte wohl gern hinein in die Stadt. Hier drau?en ist es ja so schrecklich einsam, -- und Herr Pastor, Sie wissen doch selbst, was es hei?t, einsam in der Welt dazustehen. Ich darf wohl sagen, da? ich flink und flei?ig bin und den besten Willen habe. Wissen S?i?e nicht eine solche Stelle für mich, Herr Pastor?
=Pastor Manders.= Ich?? Nein wahrhaftig nicht.
=Regine.= Aber lieber, lieber Herr Pastor, -- denken Sie auf alle F?lle an mich, wenn, wenn -- -- --
=Pastor Manders= (erhebt sich). Gewi?, das werde ich thun, Jungfer Engstrand.
=Regine.= Ja, denn wenn ich -- -- --
=Pastor Manders.= Wollen Sie jetzt nicht Frau Alving holen?
=Regine.= Sie wird gleich kommen, Herr Pastor. (Nach links ab.)
=Pastor Manders= (geht ein paar Mal im Zimmer auf und ab; steht dann einige Augenblicke mit den H?nden auf dem Rücken im Hintergrunde und sieht in den Garten hinaus. Darauf kommt er wieder an den Tisch, nimmt ein Buch und sieht das Titelblatt an, stutzt, sieht dann noch mehre an). Hm, -- ja, ja!
(=Frau Alving= tritt durch die Thür links ein. Ihr folgt =Regine=, welche sofort wieder durch die vordere Thür rechts abgeht.)
=Frau Alving= (streckt ihm die Hand entgegen). Willkommen, Herr Pastor.
=Pastor Manders.= Guten Tag, Frau Alving. Hier bin ich, wie ich es versprochen habe.
=Frau Alving.= Stets mit dem Glockenschlag!
=Pastor Manders.= Aber Sie k?nnen mir glauben, da? es mir schwer geworden ist, fort zu kommen. All diese gesegneten Commissionen und Aemter, in denen ich sitze -- --
=Frau Alving.= Desto liebenswürdiger ist es von Ihnen, da? Sie so früh gekommen sind. Jetzt k?nnen wir unsere Gesch?fte noch vor dem Mittagessen erledigen. Aber wo ist Ihr Koffer?
=Pastor Manders= (schnell). Mein Gep?ck ist unten beim Landkr?mer. Ich werde bei ihm übernachten.
=Frau Alving= (unterdrückt ein L?cheln). Sind Sie wirklich auch dieses Mal nicht zu bewegen, in meinem Hause zu übernachten?
=Pastor Manders.= Nein, nein, Frau Alving; ich danke Ihnen bestens; ich bleibe wie gew?hnlich da unten. Es ist so bequem für mich, wenn ich wieder an Bord gehe.
=Frau Alving.= Nun, Sie sollen Ihren Willen haben. Aber mich sollte doch dünken, da? wir beiden alten Leute -- --
=Pastor Manders.= Gott bewahre mich, wie Sie nur scherzen! Ja, Sie sind heute natürlich so unendlich froh. Einerseits der morgende Festtag -- und dann ist ja auch Oswald heimgekehrt.
=Frau Alving.= Ja, denken Sie nur, wie glücklich ich bin! Vor zwei Jahren war er zum letzten Mal zu Hause. Und jetzt hat er versprochen, den ganzen Winter bei mir zu bleiben.
=Pastor Manders.= In der That? Das ist sch?n und kindlich von ihm. Denn das Leben in Rom und Paris mu? doch eigentlich mehr Anziehungskraft für ihn haben, als dies ruhige Dasein hier zu Hause.
=Frau Alving.= Ja, aber sehen Sie, hier zu Hause hat er seine M?u?t?t?e?r! O mein lieber, gesegneter Junge, -- er hat noch ein Herz für seine Mutter!
=Pastor Manders.= Nun, es w?re aber auch zu traurig, wenn die Trennung und die Besch?ftigung mit der Kunst im Stande w?ren, die natürlichsten Gefühle zu ert?dten.
=Frau Alving.= Ja, da haben Sie Recht. Aber Gott sei Dank, mit ihm hat es keine Noth. Jetzt bin ich aber begierig, ob Sie ihn wieder erkennen werden. Er mu? gleich kommen; er liegt nur noch ein wenig auf dem Sopha, um auszuruhen. -- Aber setzen Sie sich, mein lieber Herr Pastor.
=Pastor Manders.= Danke. Es kommt Ihnen also gelegen -- --?
=Frau Alving.= Ja, gewi?! (Setzt sich an den Tisch.)
=Pastor Manders.= Gut; jetzt sollen Sie also sehen -- (Geht an den Stuhl, auf welchem die Reisetasche liegt, nimmt ein Paquet Papiere aus derselben, setzt sich an das entgegengesetzte Ende des Tisches und sucht einen leeren Platz für seine Papiere.) Hier haben wir also erstens
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