es ihm war anvertraut worden. An einem Tage trieb es ihn ganz entsetzlich, nach Hause zu eilen; es war der Tag vor dem Sterbetage seiner Mutter, und es war ihm immer, als laufe sie vor seinem Pferde her und riefe: "Kasper, tue mir eine Ehre an!" Ach, ich sa? an diesem Tage auf ihrem Grabe ganz allein und dachte auch: wenn Kasper doch bei mir w?re! Ich hatte Blümelein Vergi?nichtmein in einen Kranz gebunden und an das eingesunkene Kreuz geh?ngt und ma? mir den Platz umher aus und dachte: hier will ich liegen, und da soll Kasper liegen, wenn ihm Gott sein Grab in der Heimat schenkt, da? wir fein beisammen sind, wenns hei?t: "Ihr Toten, ihr Toten sollt auferstehn, ihr sollt zum Jüngsten Gerichte gehn!" Aber Kasper kam nicht, ich wu?te auch nicht, da? er so nahe war und wohl h?tte kommen k?nnen. Es trieb ihn auch gar sehr, zu eilen; denn er hatte wohl oft an diesen Tag in Frankreich gedacht und hatte einen kleinen Kranz von sch?nen Goldblumen von daher mitgebracht, um das Grab seiner Mutter zu schmücken, und auch einen Kranz für Annerl, den sollte sie sich bis zu ihrem Ehrentage bewahren."
Hier ward die Alte still und schüttelte mit dem Kopf; als ich aber die letzten Worte wiederholte: "Den sollte sie sich bis zu ihrem Ehrentage bewahren", fuhr sie fort: "Wer wei?, ob ich es nicht erflehen kann; ach, wenn ich den Herzog nur wecken dürfte!"--"Wozu?" fragte ich, "welch Anliegen habt Ihr denn, Mutter?" Da sagte sie ernst: "O, was l?ge am ganzen Leben, wenns kein End n?hme; was l?ge am Leben, wenn es nicht ewig w?re!" und fuhr dann in ihrer Erz?hlung fort.
"Kasper w?re noch recht gut zu Mittag in unserm Dorfe angekommen, aber morgens hatte ihm sein Wirt im Stalle gezeigt, da? sein Pferd gedrückt sei, und dabei gesagt: "Mein Freund, das macht dem Reiter keine Ehre." Das Wort hatte Kasper tief empfunden; er legte deswegen den Sattel hohl und leicht auf, tat alles, ihm die Wunde zu heilen, und setzte seine Reise, das Pferd am Zügel führend, zu Fu?e fort. So kam er am sp?ten Abend bis an eine Mühle, eine Meile von unserm Dorf, und weil er den Müller als einen alten Freund seines Vaters kannte, sprach er bei ihm ein und wurde wie ein recht lieber Gast aus der Fremde empfangen. Kasper zog sein Pferd in den Stall, legte den Sattel und sein Felleisen in einen Winkel und ging nun zu dem Müller in die Stube. Da fragte er dann nach den Seinigen und h?rte, da? ich alte Gro?mutter noch lebe, und da? sein Vater und sein Stiefbruder gesund seien, und da? es recht gut mit ihnen gehe; sie w?ren erst gestern mit Getreide auf der Mühle gewesen, sein Vater habe sich auf den Ro?--und Ochsenhandel gelegt und gedeihe dabei recht gut, auch halte er jetzt etwas auf seine Ehre und gehe nicht mehr so zerrissen umher. Darüber war der gute Kasper nun herzlich froh, und da er nach der sch?nen Annerl fragte, sagte ihm der Müller: er kenne sie nicht, aber wenn es die sei, die auf dem Rosenhof gedient habe, die h?tte sich, wie er geh?rt, in der Hauptstadt vermietet, weil sie da eher etwas lernen k?nne und mehr Ehre dabei sei; so habe er vor einem Jahre von dem Knecht auf dem Rosenhof geh?rt. Das freute den Kasper auch; wenn es ihm gleich leid tat, da? er sie nicht gleich sehen sollte, so hoffte er sie doch in der Hauptstadt bald recht fein und schmuck zu finden, da? es ihm, als einem Unteroffizier, auch eine rechte Ehre sei, mit ihr am Sonntag spazieren zu gehn. Nun erz?hlte er dem Müller noch mancherlei aus Frankreich, sie a?en und tranken miteinander, er half ihm Korn aufschütten, und dann brachte ihn der Müller in die Oberstube zu Bett und legte sich selbst unten auf einigen S?cken zur Ruhe. Das Geklapper der Mühle und die Sehnsucht nach der Heimat lie?en den guten Kasper, wenn er gleich sehr müde war, nicht fest einschlafen. Er war sehr unruhig und dachte an seine selige Mutter und an das sch?ne Annerl und an die Ehre, die ihm bevorstehe, wenn er als Unteroffizier vor die Seinigen treten würde. So entschlummerte er endlich leis und wurde von ?ngstlichen Tr?umen oft aufgeschreckt. Es war ihm mehrmals, als trete seine selige Mutter zu ihm und b?te ihn h?nderingend um Hülfe; dann war es ihm, als sei er gestorben und würde begraben, gehe aber selbst zu Fu?e als Toter mit zu Grabe, und sch?n Annerl gehe ihm zur Seite; er weinte heftig, da? ihn seine Kameraden nicht begleiteten, und da er auf den Kirchhof komme, sei sein Grab neben dem seiner Mutter; und Annerls Grab sei auch dabei, und er gebe Annerl das Kr?nzlein, das er ihr mitgebracht, und h?nge das
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