Türstufen sa?, versammelt. Ihr Anteil schien mir so lebhaft, da? ich irgendein Unglück besorgte und mich n?herte.
Eine alte B?uerin sa? auf der Treppe, und so lebhaft die Gesellen sich um sie kümmerten, so wenig lie? sie sich von den neugierigen Fragen und gutmütigen Vorschl?gen derselben st?ren. Es hatte etwas sehr Befremdendes, ja schier Gro?es, wie die gute alte Frau so sehr wu?te, was sie wollte, da? sie, als sei sie ganz allein in ihrem K?mmerlein, mitten unter den Leuten es sich unter freiem Himmel zur Nachtruhe bequem machte. Sie nahm ihre Schürze als ein M?ntelchen um, zog ihren gro?en schwarzen, wachsleinenen Hut tiefer in die Augen, legte sich ihr Bündel unter den Kopf zurecht und gab auf keine Frage Antwort.
"Was fehlt dieser alten Frau?" fragte ich einen der Anwesenden; da kamen Antworten von allen Seiten: "Sie k?mmt sechs Meilen Weges vom Lande, sie kann nicht weiter, sie wei? nicht Bescheid in der Stadt, sie hat Befreundete am andern Ende der Stadt und kann nicht hinfinden, "--"Ich wollte sie führen", sagte einer, "aber es ist ein weiter Weg, und ich habe meinen Hausschlüssel nicht bei mir. Auch würde sie das Haus nicht kennen, wo sie hin will."--"Aber hier kann die Frau nicht liegen bleiben", sagte ein Neuhinzugetretener. "Sie will aber platterdings", antwortete der erste; "ich habe es ihr l?ngst gesagt, ich wolle sie nach Haus bringen, doch sie redet ganz verwirrt, ja sie mu? wohl betrunken sein."--"Ich glaube, sie ist bl?dsinnig. Aber hier kann sie doch in keinem Falle bleiben", wiederholte jener, "die Nacht ist kühl und lang."
W?hrend allem diesem Gerede war die Alte, grade als ob sie taub und blind sei, ganz ungest?rt mit ihrer Zubereitung fertig geworden, und da der letzte abermals sagte: "Hier kann sie doch nicht bleiben", erwiderte sie, mit einer wunderlich tiefen und ernsten Stimme:
"Warum soll ich nicht hier bleiben? Ist dies nicht ein herzogliches Haus? Ich bin achtundachtzig Jahre alt, und der Herzog wird mich gewi? nicht von seiner Schwelle treiben. Drei S?hne sind in seinem Dienst gestorben, und mein einziger Enkel hat seinen Abschied genommen;--Gott verzeiht es ihm gewi?, und ich will nicht sterben, bis er in seinem ehrlichen Grab liegt."
"Achtundachtzig Jahre und sechs Meilen gelaufen!" sagten die Umstehenden, "sie ist müd und kindisch, in solchem Alter wird der Mensch schwach."
"Mutter, Sie kann aber den Schnupfen kriegen und sehr krank werden hier, und Langeweile wird Sie auch haben", sprach nun einer der Gesellen und beugte sich n?her zu ihr.
Da sprach die Alte wieder mit ihrer tiefen Stimme, halb bittend, halb befehlend:
"O la?t mir meine Ruhe und seid nicht unvernünftig; ich brauch keinen Schnupfen, ich brauche keine Langeweile; es ist ja schon sp?t an der Zeit, achtundachtzig bin ich alt, der Morgen wird bald anbrechen, da geh ich zu meinen Befreundeten. Wenn ein Mensch fromm ist und hat Schicksale und kann beten, so kann er die paar armen Stunden auch noch wohl hinbringen."
Die Leute hatten sich nach und nach verloren, und die letzten, welche noch da standen, eilten auch hinweg, weil der Nachtw?chter durch die Stra?e kam und sie sich von ihm ihre Wohnungen wollten ?ffnen lassen. So war ich allein noch gegenw?rtig. Die Stra?e ward ruhiger. Ich wandelte nachdenkend unter den B?umen des vor mir liegenden freien Platzes auf und nieder; das Wesen der B?uerin, ihr bestimmter, ernster Ton, ihre Sicherheit im Leben, das sie achtundachtzigmal mit seinen Jahreszeiten hatte zurückkehren sehen, und das ihr nur wie ein Vorsaal im Bethause erschien, hatten mich mannigfach erschüttert. "Was sind alle Leiden, alle Begierden meiner Brust? Die Sterne gehen ewig unbekümmert ihren Weg--wozu suche ich Erquickung und Labung, und von wem suche ich sie und für wen? Alles, was ich hier suche und liebe und erringe, wird es mich je dahin bringen, so ruhig wie diese gute, fromme Seele die Nacht auf der Schwelle des Hauses zubringen zu k?nnen, bis der Morgen erscheint, und werde ich dann den Freund finden wie sie? Ach, ich werde die Stadt gar nicht erreichen, ich werde wegemüde schon in dem Sande vor dem Tore umsinken und vielleicht gar in die H?nde der R?uber fallen." So sprach ich zu mir selbst, und als ich durch den Lindengang mich der Alten wieder n?herte, h?rte ich sie halblaut mit gesenktem Kopfe vor sich hin beten. Ich war wunderbar gerührt und trat zu ihr hin und sprach: "Mit Gott, fromme Mutter, bete Sie auch ein wenig für mich!"--bei welchen Worten ich ihr einen Taler in die Schürze warf.
Die Alte sagte hierauf ganz ruhig: "Hab tausend Dank, mein lieber Herr, da? du mein Gebet erh?rt."
Ich glaubte, sie spreche mit mir, und sagte: "Mutter, habt Ihr mich denn um etwas gebeten? Ich wü?te nicht."
Da fuhr die Alte überrascht auf und sprach: "Lieber Herr, gehe Er doch nach Haus und bete Er fein und lege Er sich schlafen. Was zieht Er so sp?t noch auf der Gasse
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