lerne auch
Sündern Mitleid zu zeigen und sie auf den rechten Weg
zurückzubringen! Aber, o mein Gott! was vermag ich ohne deinen
Beistand? Darum bitte ich dich: stärke mich in meinem Vorsatz, hilf
mir, männlich gegen alle Versuchungen zu kämpfen, stehe mir bei, daß
ich unermüdlich in der Erfüllung meines Berufes sei! Dein Geist und
Wort zerstreue, der Sonne gleich, jede Wolke, die meine Umgebung
verdunkeln will! Ja, all mein Tun und Wirken sei so, daß ich hoffen
darf, einst, wenn ich meinen Lauf hienieden vollendet, einzugehen in
das wahre himmlische Licht bei dir in der Ewigkeit.
Amen!
[Fußnote 15: Ps. 8, 4. 5.]
Abendgebet.
17. Allbarmherziger Vater! Auch diesen Tag habe ich unter deinem
Schutz und Segen glücklich zu Ende gebracht und deiner Obhut meine
Seele und meinen Leib anempfohlen; ja, in meinem Nachtgebet habe
ich, wie es dem Israeliten geziemt, bevor ich mich zur Ruhe begab,
mich zu dir zu erheben gesucht. Aber ach, je mehr ich mich selbst
durchforschte, desto mehr werde ich innerlich betrübt, indem ich mich
des Gedankens nicht erwehren kann, meine Aufgabe nicht erfüllt zu
haben; denn ich habe das heilige Bekenntnis des Israeliten
abgelegt:»daß du der einzige, ewige Gott bist«; aber habe ich auch
heute dies in der Tat und in der Wahrheit bewiesen, daß es das
Bedürfnis meines Herzens war, dir für alles zu danken, was mich
erquickt, und deinen Namen zu preisen, und dich als den Einzigen,
Alliebenden anzubeten, bei allem, was mir widerfahren? Und ich habe
die Grundlage für die heiligsten Verpflichtungen meines Lebens
ausgesprochen, »daß ich dich lieben soll mit ganzer Seele, mit ganzem
Herzen, mit all meinem Vermögen«, aber wie oft hat nicht die Liebe
zur Welt mich dich vergessen lassen, und wie wenig war ich bereit, aus
Liebe zu dir alles zu opfern? Ja, in unerschütterlicher Liebe zu dir soll
ich meinen Nächsten lieben; aber wie schwach glühte doch eine solche
Liebesflamme in meinem Innern! Selbst wenn ich mich liebevoll gegen
meine Mitmenschen zeigte, war es doch zuweilen eine Scheinliebe und
nicht die heilige Flamme, die unaufhörlich auf dem Altar des Herzens
brennen soll. Durch mein Wort und mein Beispiel soll ich den
Meinigen (meinen Kindern, meinem Hausgesinde, meinen Freunden
und meinen Angehörigen) dein Wort einschärfen, aber bald wurde ich
durch Eitelkeit und Hochmut irre geleitet, bald verschloß Geiz, Zorn
oder Neid das Herz und die Hand; denn das Feuer der Leidenschaft
brennt in meiner Brust und betört meinen Geist. Und wenn ich sehe,
wie wenig noch die Welt dich, den Einzigen, kennt und anbetet, und
wie wenig Liebe zu dir in der Menschen Brust lebt, wie wenig sie sich
in gegenseitiger Liebe äußert, ach, da muß ich fast verzagen; ich
gedenke meiner Sünden und der Schlaf weicht von meinem Lager.
Woher, o Gott, soll ich Kraft nehmen, um im Kampfe zu bestehen?
Und doch--mein Nachtgebet hat mich ja belehrt, daß ein zerknirschtes
Herz dir wohlgefällig ist, hat mich auch belehrt, auf wen ich meine
Hoffnung setzen soll: Herr, auf dich allein!»Du stehst zu meiner
Rechten: Wer wie du![16] so barmherzig, du bist meine Stärke[17] du
bist mein Licht[18] und du bist mein Arzt[19] sowohl für Leib als Geist;
deine Herrlichkeit umschwebt mich. Zuversichtlich spreche ich
darum:»auf deine Hilfe hoffe ich, ja, ich warte in Geduld auf deine
Hilfe und beuge mich in Demut vor dir, o Herr[20], der du über mich
wachen und mich wecken wirst,
Amen!
[Fußnote 16: Michael]
[Fußnote 17: Gavriel]
[Fußnote 18: Uriel]
Am Donnerstag.
Morgengebet.
18. Herr, mein Gott und Vater!»Du erneuerst jeden Morgen deine Güte
gegen mich, und deine Barmherzigkeit ist unendlich.« Darum erhebe
ich in der frühen Morgenstunde dankend meine Stimme zu dir, indem
ich fühle und erkenne, daß deine wachende Vorsehung in den Stunden
der Finsternis meinen Geist bewacht und mich aus dem Schlummer der
Nacht zu neuem Leben geweckt hat. O! möchte doch auch mein
besseres Wesen mit jedem Morgen sich erneuern, und möchte ich bei
meinem Tagewerk nie verzagen, sondern es vollenden, ohne zu
ermatten; möchte ich doch jeden Tag mit neuer Lust auf dein göttliches
Wort lauschen und aus deiner heiligen Lehre Seligkeit schöpfen;
möchten doch alle guten Kräfte, die du in mich gelegt, jeden Morgen
sich erneuern, so daß ich nie müde werde, meinem Bruder zu helfen,
ihn zu erquicken, zu trösten und zu unterstützen, nie müde werde,
Sanftmut und Geduld gegen meine Freunde zu zeigen, und nie aufhöre,
Gutes denen zu erweisen, die mich hassen, und diejenigen zu segnen,
die mir fluchen; möchte doch ein liebevoller Geist jeden Tag in mir
erneuert werden, daß ich demütig und liebevoll gegen die Armen, mild
und nachsichtig gegen meine Diener mich zeige; ja, laß mich auch
heute aufs neue Kraft gewinnen, um gegen die Sünde, meinen ärgsten
Feind, zu kämpfen! Möge sich stets auch mein kindliches Vertrauen
erneuern, mit dem ich meinen Weg deiner väterlichen Fürsorge
empfehle!
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