Faust: Der Tragoedie, part 1 | Page 3

Johann Wolfgang von Goethe

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Faust: Der Tragödie erster Teil
Johann Wolfgang von Goethe
Zueignung.
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die früh sich einst dem
trüben Blick gezeigt.
Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?

Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drängt euch zu!
nun gut, so mögt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich
steigt;
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom
Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
Und manche liebe
Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage

Kommt erste Lieb und Freundschaft mit herauf;
Der Schmerz wird
neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,


Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
Vom Glück getäuscht,
vor mir hinweggeschwunden.
Sie hören nicht die folgenden Gesänge,
Die Seelen, denen ich die
ersten sang;
Zerstoben ist das freundliche Gedränge,
Verklungen,
ach! der erste Widerklang.
Mein Lied ertönt der unbekannten Menge,

Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang,
Und was sich sonst
an meinem Lied erfreuet,
Wenn es noch lebt, irrt in der Welt
zerstreuet.
Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen,
ernsten Geisterreich,
Es schwebet nun in unbestimmten Tönen

Mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich,
Ein Schauer faßt mich,
Träne folgt den Tränen,
Das strenge Herz, es fühlt sich mild und
weich;
Was ich besitze, seh ich wie im Weiten,
Und was
verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.
Vorspiel auf dem Theater
Direktor. Theatherdichter. Lustige Person:
DIREKTOR:
Ihr beiden, die ihr mir so oft,
In Not und Trübsal,
beigestanden,
Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen
Von unsrer
Unternehmung hofft?
Ich wünschte sehr der Menge zu behagen,

Besonders weil sie lebt und leben läßt.
Die Pfosten sind, die Bretter
aufgeschlagen,
Und jedermann erwartet sich ein Fest.
Sie sitzen
schon mit hohen Augenbraunen
Gelassen da und möchten gern
erstaunen.
Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt;
Doch
so verlegen bin ich nie gewesen:
Zwar sind sie an das Beste nicht
gewöhnt,
Allein sie haben schrecklich viel gelesen.
Wie machen
wir's, daß alles frisch und neu
Und mit Bedeutung auch gefällig sei?

Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
Wenn sich der Strom
nach unsrer Bude drängt,
Und mit gewaltig wiederholten Wehen

Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt;
Bei hellem Tage, schon

vor vieren,
Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht
Und, wie in
Hungersnot um Brot an Bäckertüren,
Um ein Billet sich fast die
Hälse bricht.
Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
Der
Dichter nur; mein Freund, o tu es heute!
DICHTER:
O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren
Anblick uns der Geist entflieht.
Verhülle mir das wogende Gedränge,

Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
Nein, führe mich zur
stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude blüht;
Wo
Lieb und
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