des Todes Schrecken,
Und läßt ihn nichts, als teures Elend, schmecken.
Als den Tyrannen Dionys
Ein Schmeichler einstens glücklich pries,
Und aus dem Glanz der äußerlichen Ehre,
Aus reichem Überfluß
an Volk und Gold erwies,
Daß sein Tyrann unendlich glücklich wäre;
Als dies Damokles einst getan;
Fing Dionys zu diesem
Schmeichler an:
"So sehr mein Glück dich eingenommen,
So
kennst du es doch unvollkommen;
Doch schmecktest du es selbst,
wie würde dichs erfreun!
Willst du einmal an meiner Stelle sein?"
"Von Herzen gern!" fällt ihm Damokles ein.
Ein goldner Stuhl wird
schnell für ihn herbeigebracht.
Er sitzt, und sieht auf beiden Seiten
Der Hohen größte Herrlichkeiten,
Die Stolz und Wollust ausgedacht.
Von Purpur prangen alle Wände,
Gold schmückt die Tafel aus, im
Golde perlt der Wein.
Ein Wink! so eilen zwanzig Hände,
Des
hohen Winkes wert zu sein.
Ein Wort! so fliegt die Menge schöner
Knaben,
Und sucht den Ruhm, dies Wort vollstreckt zu haben.
Von Wollust süß berauscht, von Herrlichkeit entzückt,
Schätzt sich
Damokles für beglückt.
"O Hoheit!" ruft er aus, "könnt ich dich ewig
schmecken!"
Doch ach! was nimmt er plötzlich wahr?
Ein scharfes
Schwert an einem Pferdehaar,
Das an der Decke hängt, erfüllt sein
Herz mit Schrecken;
Er sieht die drohende Gefahr
Nah über seinem
Haupte schweben.
Der Glückliche fängt an zu beben;
Er sieht nicht
mehr auf seines Zimmers Pracht,
Nicht auf den Wein, der aus dem
Golde lacht;
Er langt nicht mehr nach den schmackhaften Speisen,
Er hört nicht mehr der Sänger sanfte Weisen.
"Ach!" fängt er zitternd
an zu schrein,
"Laß mich, o Dionys, nicht länger glücklich sein!"
Damötas und Phyllis
Damötas war schon lange Zeit
Der jungen Phyllis nachgegangen;
Noch konnte seine Zärtlichkeit
Nicht einen Kuß von ihr erlangen.
Er bat, er gab sich alle Müh;
Doch seine Spröde hört ihn nie.
Er
sprach: "Zwei Bänder geb ich dir.
Auch soll kein Warten mich
verdrüßen,
Versprich nur, schöne Phyllis, mir,
Mich diesen
Sommer noch zu küssen."
Sie sieht sie an, er hofft sein Glück,
Sie
lobt sie, und gibt sie zurück.
Er bot ein Lamm, noch zwei darauf,
Dann zehn, dann alle seine
Herden.
So viel? Dies ist ein teurer Kauf.
Nun wird sie doch
gewonnen werden.
Doch nichts nahm unsre Phyllis ein;
Mit finstrer
Stirne sprach sie: "Nein!"
"Wie?" rief Damötas ganz erhitzt,
"So willst du ewig widerstreben?
Gut, ich verbiete dir anitzt,
Mir jemals einen Kuß zu geben."
"O!" rief sie, "fürchte nichts von mir,
Ich bin dir ewig gut dafür."
Die Spröde lacht; der Schäfer geht,
Schleicht ungeküßt zu seinen
Schafen.
Am andern Morgen war Damöt
Bei seinen Herden
eingeschlafen;
Er schlief, und im Vorübergehn
Blieb Phyllis bei
dem Schäfer stehn.
Wie rot, spricht Phyllis, ist sein Mund!
Bald dürft ich mich zu was
entschließen.
O täte nicht sein böser Hund,
Ich müßte diesen
Schäfer küssen.
Sie geht, doch da sie gehen will,
So steht sie vor
Verlangen still.
Sie sieht sich dreimal schüchtern um,
Und sucht die Zeugen, die sie
scheute;
Sie macht den Hund mit Streicheln stumm,
Und lockt ihn
freundlich auf die Seite;
Sie sinnt, bis daß sie, ganz verzagt,
Sich
noch zween Schritte näher wagt.
Hier steht nunmehr das gute Kind;
Allein sie kann sich nicht
entschließen;
Doch nein, itzt bückt sie sich geschwind,
Und wagts,
Damöten sanft zu küssen.
Sie gibt ihm drauf noch einen Blick,
Und
kehrt nach ihrer Flur zurück.
Wie süße muß ein Kuß nicht sein!
Denn Phyllis kömmt noch einmal
wieder,
Scheint minder sich, als erst, zu scheun,
Und läßt sich bei
dem Schäfer nieder;
Sie küßt, und nimmt sich nicht in acht;
Sie
küßt ihn, und Damöt erwacht.
"O!" fing Damöt halb schlafend an,
"Mißgönnst du mir die sanfte
Stunde?"
"Dir", sprach sie, "hab ich nichts getan,
Ich spielte nur mit
deinem Hunde;
Und überhaupt, es steht nicht fein,
Ein Schäfer und
stets schläfrig sein.
Jedoch, was gibst du mir, Damöt?
So sollst du mich zum Scherze
küssen."
"Nun", sprach der Schäfer, "ists zu spät,
Du wirst an mich
bezahlen müssen."
Drauf gab die gute Schäferin
Um einen Kuß
zehn Küsse hin.
Das Füllen
Ein Füllen, das die schwere Bürde
Des stolzen Reuters nie gefühlt,
Den blanken Zaum für eine Würde
Der zugerittnen Pferde hielt;
Dies Füllen lief nach allen Pferden,
Worauf es einen Mann erblickt,
Und wünschte, bald ein Roß zu werden,
Das Sattel, Zaum und
Reuter schmückt.
Wie selten kennt die Ehrbegierde
Das Glück, das
sie zu wünschen pflegt!
Das Reutzeug, die gewünschte Zierde,
Wird diesem Füllen aufgelegt.
Man führt es streichelnd hin und wider,
Daß es den Zwang gewohnen soll;
Stolz geht das Füllen auf und
nieder,
Und stolz gefällt sichs selber wohl.
Es kam mit prächtigen Gebärden
Zurück in den verlaßnen Stand,
Und machte wiehernd allen Pferden
Sein neu erhaltnes Glück
bekannt.
Ach! sprach es zu dem nächsten Gaule,
Mich lobten alle,
die mich sahn;
Ein roter Zaum lief aus dem Maule
Die schwarzen
Mähnen stolz hinan.
Allein wie gings am andern Tage?
Das Füllen kam betrübt zurück,
Und schwitzend sprach es: Welche Plage
Ist nicht mein eingebildet
Glück!
Zwar dient der Zaum mich auszuputzen;
Doch darum ward
er nicht gemacht.
Er ist zu meines Reuters Nutzen
Und meiner
Sklaverei erdacht.
Was wünscht man sich bei jungen Tagen?
Ein Glück, das in die
Augen fällt;
Das Glück, ein prächtig Amt zu tragen,
Das keiner
doch zu spät erhält.
Man eilt vergnügt, es zu erreichen,
Und, seiner
Freiheit ungetreu,
Eilt man nach stolzen Ehrenzeichen,
Und desto
tiefrer Sklaverei.
Das Gespenst
Ein Hauswirt, wie man mir erzählt,
Ward lange Zeit durch ein
Gespenst gequält.
Er ließ, des Geists sich zu erwehren,
Sich
heimlich das Verbannen lehren;
Doch kraftlos blieb der Zauberspruch.
Der Geist entsetzte
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