hier verlorengegangen und wie es verlorengegangen und warum es verlorengehen m��ssen: darauf bin ich ebenso stolz und stolzer, als ich auf alles das bin, was ich nicht verlorengehen lassen. Denn aus jenem erkenne ich, mehr als aus diesem, da? ich wirklich ein gro?er Maler bin, da? es aber meine Hand nur nicht immer ist.--Oder meinen Sie, Prinz, da? Raffael nicht das gr??te malerische Genie gewesen w?re, wenn er ungl��cklicherweise ohne H?nde w?re geboren worden? Meinen Sie, Prinz?
Der Prinz (indem er nur eben von dem Bilde wegblickt). Was sagen Sie, Conti? Was wollen Sie wissen?
Conti. O nichts, nichts!--Plauderei! Ihre Seele, merk ich, war ganz in Ihren Augen. Ich liebe solche Seelen und solche Augen.
Der Prinz (mit einer erzwungenen K?lte). Also, Conti, rechnen Sie doch wirklich Emilia Galotti mit zu den vorz��glichsten Sch?nheiten unserer Stadt?
Conti. Also? mit? mit zu den vorz��glichsten? und den vorz��glichsten unserer Stadt?--Sie spotten meiner, Prinz. Oder Sie sahen die ganze Zeit ebensowenig, als Sie h?rten.
Der Prinz. Lieber Conti--(die Augen wieder auf das Bild gerichtet,) wie darf unsereiner seinen Augen trauen? Eigentlich wei? doch nur allein ein Maler von der Sch?nheit zu urteilen.
Conti. Und eines jeden Empfindung sollte erst auf den Ausspruch eines Malers warten?--Ins Kloster mit dem, der es von uns lernen will, was sch?n ist! Aber das mu? ich Ihnen doch als Maler sagen, mein Prinz: eine von den gr??ten Gl��ckseligkeiten meines Lebens ist es, da? Emilia Galotti mir gesessen. Dieser Kopf, dieses Antlitz, diese Stirne, diese Augen, diese Nase, dieser Mund, dieses Kinn, dieser Hals, diese Brust, dieser Wuchs, dieser ganze Bau, sind, von der Zeit an, mein einziges Studium der weiblichen Sch?nheit.--Die Schilderei selbst, wovor sie gesessen, hat ihr abwesender Vater bekommen. Aber diese Kopie--Der Prinz (der sich schnell gegen ihn kehret). Nun, Conti? ist doch nicht schon versagt?
Conti. Ist f��r Sie, Prinz, wenn Sie Geschmack daran finden.
Der Prinz. Geschmack!--(L?chelnd.) Dieses Ihr Studium der weiblichen Sch?nheit, Conti, wie k?nnt' ich besser tun, als es auch zu dem meinigen zu machen?--Dort, jenes Portr?t nehmen Sie nur wieder mit--einen Rahmen darum zu bestellen.
Conti. Wohl!
Der Prinz. So sch?n, so reich, als ihn der Schnitzer nur machen kann. Es soll in der Galerie aufgestellet werden.--Aber dieses bleibt hier. Mit einem Studio macht man soviel Umst?nde nicht: auch l??t man das nicht aufh?ngen, sondern hat es gern bei der Hand.--Ich danke Ihnen, Conti; ich danke Ihnen recht sehr.--Und wie gesagt: in meinem Gebiete soll die Kunst nicht nach Brot gehen--bis ich selbst keines habe. --Schicken Sie, Conti, zu meinem Schatzmeister, und lassen Sie, auf Ihre Quittung, f��r beide Portr?te sich bezahlen--was Sie wollen. Soviel Sie wollen, Conti.
Conti. Sollte ich doch nun bald f��rchten, Prinz, da? Sie so noch etwas anders belohnen wollen als die Kunst.
Der Prinz. O des eifers��chtigen K��nstlers! Nicht doch!--H?ren Sie, Conti; soviel Sie wollen. (Conti geht ab.)
F��nfter Auftritt
Der Prinz. Soviel er will!--(Gegen das Bild.) Dich hab ich f��r jeden Preis noch zu wohlfeil.--Ah! sch?nes Werk der Kunst, ist es wahr, da? ich dich besitze?--Wer dich auch bes??e, sch?nres Meisterst��ck der Natur!--Was Sie daf��r wollen, ehrliche Mutter! Was du willst, alter Murrkopf! Fodre nur! Fodert nur!--Am liebsten kauft' ich dich, Zauberin, von dir selbst!--Dieses Auge voll Liebreiz und Bescheidenheit! Dieser Mund!--Und wenn er sich zum Reden ?ffnet! wenn er l?chelt! Dieser Mund!--Ich h?re kommen.--Noch bin ich mit dir zu neidisch. (Indem er das Bild gegen die Wand drehet.) Es wird Marinelli sein. H?tt' ich ihn doch nicht rufen lassen! Was f��r einen Morgen k?nnt' ich haben!
Sechster Auftritt
Marinelli. Der Prinz.
Marinelli. Gn?diger Herr, Sie werden verzeihen.--Ich war mir eines so fr��hen Befehls nicht gew?rtig.
Der Prinz. Ich bekam Lust, auszufahren. Der Morgen war so sch?n. --Aber nun ist er ja wohl verstrichen; und die Lust ist mir vergangen. --(Nach einem kurzen Stillschweigen.) Was haben wir Neues, Marinelli?
Marinelli. Nichts von Belang, das ich w��?te.--Die Gr?fin Orsina ist gestern zur Stadt gekommen.
Der Prinz. Hier liegt auch schon ihr guter Morgen (auf ihren Brief zeigend) oder was es sonst sein mag! Ich bin gar nicht neugierig darauf.--Sie haben sie gesprochen?
Marinelli. Bin ich, leider, nicht ihr Vertrauter?--Aber, wenn ich es wieder von einer Dame werde, der es eink?mmt, Sie in gutem Ernste zu lieben, Prinz: so--Der Prinz. Nichts verschworen, Marinelli!
Marinelli. Ja? In der Tat, Prinz? K?nnt' es doch kommen?--Oh! so mag die Gr?fin auch so unrecht nicht haben.
Der Prinz. Allerdings, sehr unrecht!--Meine nahe Verm?hlung mit der Prinzessin von Massa will durchaus, da? ich alle dergleichen H?ndel f��rs erste abbreche.
Marinelli. Wenn es nur das w?re: so m��?te freilich Orsina sich in ihr Schicksal ebensowohl zu finden wissen als der Prinz in seines.
Der Prinz. Das unstreitig h?rter ist als ihres. Mein Herz wird das Opfer eines elenden Staatsinteresse. Ihres darf sie nur zur��cknehmen, aber nicht wider Willen verschenken.
Marinelli. Zur��cknehmen? Warum zur��cknehmen? fragt die Gr?fin: wenn es weiter nichts als eine Gemahlin ist, die dem Prinzen nicht die Liebe, sondern die Politik zuf��hret? Neben so einer Gemahlin sieht

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