treibt die Mühle. Drum flieht der wilden Wölfe Stand Und
knüpft des Staates daurend Band." So lehren vom Katheder Herr
Puffendorf und Feder.
Doch weil, was ein Professor spricht, Nicht gleich zu allen dringet, So
übt N a t u r die Mutterpflicht Und sorgt, daß nie die Kette bricht Und
daß der Reif nie springet. Einstweilen, bis den Bau der Welt
Philosophie zusammenhält, Erhält s i e das Getriebe Durch Hunger und
durch Liebe.
Epigramme
Unsterblichkeit Vor dem Tod erschrickst du? Du wünschest unsterblich
zu leben? Leb im Ganzen! Wenn du lange dahin bist, es bleibt.
Theophanie Zeigt sich der Glückliche mir, ich vergesse die Götter des
Himmels; Aber sie stehen vor mir, wenn ich den Leidenden seh.
Das Kind in der Wiege Glücklicher Säugling! Dir ist ein unendlicher
Raum noch die Wiege, Werde Mann, und dir wird eng die unendliche
Welt.
Der beste Staat "Woran erkenn ich den besten Staat?" Woran du die
beste Frau kennst! daran, mein Freund, daß man von beiden nicht
spricht.
Das Unwandelbare "Unaufhaltsam enteilet die Zeit." Sie sucht das
Beständ'ge. Sei getreu, und du legst ewige Fesseln ihr an.
Zeus zu Herkules Nicht aus meinem Nektar hast du dir Gottheit
getrunken; Deine Götterkraft war's, die dir den Nektar errang.
Forum des Weibes
Frauen, richtet mir nie des Mannes einzelne Taten; Aber über den
Mann sprechet das richtige Wort.
Odysseus
Alle Gewässer durchkreuzt, die Heimat zu finden, Odysseus; Durch der
Scylla Gebell, durch der Charybde Gefahr, Durch die Schrecken des
feindlichen Meers, durch die Schrecken des Landes, Selber in Aides
Reich führt ihn die irrende Fahrt. Endlich trägt das Geschick ihn
schlafend an Ithakas Küste-- Er erwacht und erkennt jammernd das
Vaterland nicht.
Sehnsucht
Ach, aus dieses Tales Gründen, Die der kalte Nebel drückt, Könnt ich
doch den Ausgang finden, Ach, wie fühlt ich mich beglückt! Dort
erblick ich schöne Hügel, Ewig jung und ewig grün! Hätt ich
schwingen, hätt ich Flügel, Nach den Hügeln zög ich hin.
Harmonieen hör ich klingen, Töne süßer Himmelsruh, Und die leichten
Winde bringen Mir der Düfte Balsam zu, Goldne Früchte seh ich
glühen, Winkend zwischen dunkelm Laub, Und die Blumen, die dort
blühen, Werden keines Winters Raub. Ach wie schön muß sich's
ergehen Dort im ew'gen Sonnenschein, Und die Luft auf jenen Höhen,
O wie labend muß sie sein! Doch mir wehrt des Stromes Toben, Der
ergrimmt dazwischen braust, Seine Wellen sind gehoben, Das die Seele
mir ergraust.
Einen Nachen seh ich schwanken, Aber ach! Der Fährmann fehlt.
Frisch hinein und ohne Wanken! Seine Segel sind beseelt. Du mußt
glauben, du mußt wagen, Denn die Götter leihn kein Pfand, Nur ein
Wunder kann dich tragen In das schöne Wunderland.
Spinoza
Hier liegt ein Eichbaum umgerissen, Sein Wipfel tät die Wolken
küssen, Er liegt am Grund--warum? Die Bauren hatten, hör ich reden,
Sein schönes Holz zum Bau'n vonnöten Und rissen ihn deswegen um.
Thekla (Eine Geisterstimme)
Wo ich sei, und wo mich hingewendet, Als mein flücht'ger Schatte dir
entschwebt? Hab ich nicht beschlossen und geendet, Hab ich nicht
geliebet und gelebt?
Willst du nach den Nachtigallen fragen, Die mit seelenvoller Melodie
Dich entzücken in des Lenzes Tagen? Nur solang sie liebten, waren sie.
Ob ich den Verlorenen gefunden? Glaube mir, ich bin mit ihm vereint,
Wo sich nicht mehr trennt, was sich verbunden, Dort, wo keine Träne
wird geweint.
Dorten wirst auch du uns wieder finden, Wenn dein Lieben unserm
Lieben gleicht; Dort ist auch der Vater, frei von Sünden, Den der
blut'ge Mord nicht mehr erreicht.
Und er fühlt, daß ihn kein Wahn betrogen, Als er aufwärts zu den
Sternen sah; Denn wie jeder wägt, wird ihm gewogen, Wer es glaubt,
dem ist das Heil'ge nah.
Wort gehalten wird in jenen Räumen Jedem schönen gläubigen Gefühl;
Wage du, zu irren und zu träumen: Hoher Sinn liegt oft in kind'schem
Spiel.
Triumph der Liebe
Selig durch die Liebe Götter--durch die Liebe Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel Himmlischer--die Erde Zu dem
Himmelreich.
Weibliches Urteil
Männer richten nach Gründen; des Weibes Urteil ist seine Liebe: wo es
nicht liebt, hat schon gerichtet das Weib.
Winternacht
Ade! Die liebe Herrgottssonne gehet, Grad über tritt der Mond! Ade!
Mit schwarzem Rabenflügel wehet Die stumme Nacht ums Erdenrund.
Nichts hör ich mehr durchs winternde Gefilde Als tief im Felsenloch
Die Murmelquell, und aus dem Wald das wilde Geheul des Uhus hör
ich noch.
Im Wasserbette ruhen alle Fische, Die Schnecke kriecht ins Dach, Das
Hündchen schlummert sicher unterm Tische, Mein Weibchen nickt im
Schlafgemach.
Euch Brüderchen von meinen Bubentagen Mein herzliches Willkomm!
Ihr sitzt vielleicht mit traulichem Behagen Um einen teutschen Krug
herum.
Im hochgefüllten Deckelglase malet Sich purpurfarb die Welt, Und aus
dem goldnen Traubenschaume strahlet Vergnügen, das kein Neid
vergällt.
Im Hintergrund vergangner Jahre findet Nur Rosen euer Blick, Leicht,
wie die blaue
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