Eingeschneit | Page 8

Emil Frommel
drei, '?nnchen von Tharau' ist's die mir gef?llt!? rief der zweite Tenor. Sie sangen frisch herunter:
?nnchen von Tharau ist's, die mir gef?llt, Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
?nnchen von Tharau hat wieder ihr Herz Auf mich gerichtet in Freud' und in Schmerz.
?nnchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut! Du, meine Seele, mein Fleisch und mein Blut.
K?m' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,[19-4] Wir sind gesinnt, bei einander zu stahn:
Krankheit, Verfolgung, Betr��bnis und Pein Soll unsrer Liebe Verknotigung sein ...
?Das ist ein sch?nes Volkslied, das m��ssen Sie mir geben. Aber was ist das ?Verknotigung???[20-1][E-2]
?Ja, wissen Sie, das ist etwas besonderes. Zum Exempel, wenn ein J��ngling und eine Jungfrau sich so ein bi?chen stark lieb haben, so ist das ?Verknotigung?. Das kommt von dem Liebesband her, und wenn die zwei B?nder zusammenkommen und gekn��pft werden, giebt's allemal dort eine ?Verknotigung?. 'Der Ausdruck ist obsolet,' sagt der Herr Professor auf seiner Hitsche[20-2]--aber er[20-3] ist gut, sehr gut,? sagte der zweite Tenor.
?{{O, well, Sir}}--sehr gut! ich verstehen jetzt ?Verknotigung?. Ich lieben sehr das Volkslied[20-4] der Deutschen.?
?Holla!? rief der zweite Tenor, ?das k?nnen Sie hier[20-5] haben, Mr. Brown, aus bester Quelle. Heda, ihr Mannsleut', singt's[20-6] einmal einen Steirer![20-7] Meint Ihr denn, wir singen umsonst hier? Jeder, wer zuh?rt, zahlt[20-8] einen Zwanziger M��nz.[20-9] Wenn Ihr aber selber singt, braucht's nix zu zahlen!?
Die Leute schauten sich verdutzt an, und keiner sagte ein Wort. Endlich brach der alte F��hrer das Schweigen:
?W?r'[20-10] schon v?llig recht, junger Herr, aber wir Leut' singen halt anders als d' Stadtleut' und k?nnet's nit gar sch?n. F��r uns is schon v?llig sch?n genug, drau?en auf der Almen--aber f��r Euch nit!?
?Ach was--Ihr singt wie's[20-11] Euch ums Herz ist.?
?Habt Ihr denn keine Zither?? fragte der Assessor.
?Freilich, freilich, a Zithern is schon da bein'n Tauernwirt. Johann, der gn?dige Herr will dein Zithern haben,? rief der Alte.
Der Tauernwirt brachte sie herbei, der Assessor stimmte mit kundiger Hand schnell das gute Instrument und spielte mit ungemeiner Fertigkeit einen ?Herzog-Maxl?ndler?[21-1] und dann einen ?Steierischen? in {{optima forma}}.[21-2]
Im Hintergrunde bewegten sich schon die F��?e; die Leute waren elektrisiert, und vorab der Alte mit dem Gemsbarte[21-3] zog bald das eine, bald das andere Bein hinauf und zuckte mit[21-4] den Armen wie ein Hampelmann, den man[21-5] an der Schnur zieht. Pl?tzlich klang's[21-6] aus dem Hintergrund:
Und zwoa Blattln[21-7] und zwoa Bleamle Und a Reb'n um an Stamm, Und was[21-8] oanonda b'stimmt is, D?s find't sich a[21-9] z'samm!
Eine helle Stimme sang's; es war die Spinnerin. Der Assessor begleitete sie, und bald darauf schallte es:[21-10]
B'h��at'[21-11] dich Gott, mein kleans Dioandl, Es mu? a so sein, Mein Leb'n geh?rt in Koasa, Mein Herz'l g'h?rt dein!
Und mein Herzerl, d?s la? ich Dahoam in dein Haus, Sonst traf's leicht a Kugel, Run d' Liab alli r'aus!?
Es[21-12] sang's ein st?mmiger Bursche. Aber der Alte warnte gleich darauf mit dem Verse:
?Gescheit[22-1] sein, gescheit sein, Nit in Oalles glei n'ein! Es sitzt oft a Fux In 'ren Pelzkappen d'rein!?
Der Engl?nder war au?er sich vor Freude; das hatte er ja[22-2] schon l?ngst gew��nscht zu h?ren, aber niemand hatte ihm den Gefallen gethan, trotzdem er oft den Leuten Geld geboten hatte. Aber f��rs[22-3] Geld sangen sie wohl[22-4] drunten im Flachland, die nachgemachten Tyroler in Glac��ehandschuhen, aber da oben nicht. Aber jetzt waren die Leute guter Dinge.[22-5] Die Studenten holten die S?ngerin vor. Der Engl?nder nahm sich[22-6] den Tauernwirt auf die Seite und redete mit ihm. Der Rotkopf verschwand und kehrte mit etlichen Flaschen zur��ck. Bald brodelte es[22-7] aufs neue in der K��che von Kaiserschmarren, auf dem Tische aber dampfte eine pr?chtige Bowle. Versch?mt setzten sich die Leute aus der Hinterstube herein in die Herrenstube und bekamen vollauf zu essen und frischen Tyroler zu trinken, w?hrend die Studenten kunstgerecht den Punsch mit Hilfe des Engl?nders zurecht machten. Alles war ein Geschenk von Mr. Brown, das er anzunehmen bat, als Beitrag daf��r,[22-8] da? er nicht singen k?nne.
Der Assessor spielte,[22-9] die drei Studenten sangen, die Bauern h?rten zu, und der Tauernwirt schmunzelte in der Ofenecke und freute sich, da? heute Abend was[22-10] draufging, und segnete das Schneetreiben, das ihm die G?ste in seine Klause gejagt.--Drau?en st��rmte es noch lustig zu--aber was thut's,[22-11] wenn
Im Ofen hell der Kienspan blitzt, Und jeder warm beim andern sitzt-- Da thut das Herz im schnellen Lauf Sich fr?hlicher dem Herzen auf!
So war's auch hier, die Fremden waren durchs Unwetter eine Familie geworden. Die Studenten hatten sich schnell unter die Eingebornen gemacht,[23-1] und die kluge Elsa war ihnen nachgefolgt. Der Rotkopf hatte sich[23-2] den Alten mit dem Gemsbart ausgew?hlt, den er trotz allen Anschreiens nicht verstand. Der Engl?nder unterhielt sich mit der ?Vorsteherin? im feinsten Englisch. Der Assessor aber r��ckte zu dem jungen Ehepaare. Die zwei andern M?dchen zog's[23-3] auch hin��ber zu der Else[E-3] und langsam rutschten sie an der Wand bis hin��ber zu ihr.
?Wie w?r's,[23-4] meine Herrschaften, wenn jeder von uns eine Geschichte aus seinem Leben erz?hlte?[23-5] Mit
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