Mannes, wiewohl er erst in dem Anfang der Vierzig stand. Das Amtsleben hatte ihm das ganze bayrische[4-9] Wappen, den L?wen mitsamt den blauwei?en Weckschnitten derart ins[4-10] Gesicht gestempelt, da? kaum noch eine Spur des eigentlichen Menschen zu sehen war, der in fr��heren Jahren nicht so ganz ��bel[4-11] gewesen sein mochte.--Er hatte lange zu thun, bis er seine Siebensachen bei einander hatte. Nachgerade hatte er sich an so viele Bed��rfnisse gew?hnt, und vorsorglich f��r alle Zukunft wanderte[4-12] in das R?nzlein, das er noch aus alten Tagen besa?, eine ganze Haushaltung nebst einer Apotheke. Utensilien, wie Salben f��r frisch gelaufene Blasen an den F��?en, Opodeldoc[4-13] f��r m?gliche Verletzungen, Kamillenthee f��r Leibschneiden, Storchenfett f��r Entz��ndungen waren nicht vergessen. Eine neue graue Joppe mit gr��nem Aufschlag, ein spitziger Tyrolerhut mit Gemsbart,[5-1] alles elegant[5-2] hergestellt nach seiner Angabe, vollendeten den Anzug. Bergschuhe, mit dicken N?geln beschlagen, wurden angezogen, und der Alpenstock, den er von einem Freund geerbt hatte, stand auch bereit. Als seine Lena, die niederbayrische Haush?lterin, hereintrat und ihren Herrn so sah, schlug sie die H?nde zusammen und meinte im stillen, ihr Herr sei[5-3] wohl nicht ganz bei Trost.[5-4] Denn bisher hatte sie ihn nur in seinem ehrbaren Landassessorrock und in der M��tze mit der Krone[5-5] und dem ?L? darunter gesehen und hatte jedesmal vor ihm einen Knix gemacht, als ob er die ?Hochw��rden? des Orts w?re,[5-6] jetzt aber war er ihr[5-7] ganz in die Abteilung ?Mensch?[5-8] heruntergesunken.
?Nun, Lena, gefall' ich dir nicht so?? meinte der Landgerichtsassessor. ?Ja,? sagte sie, ?jung schaun's schon v?llig aus, aber halt a bissel verputzelt und kennen thut's Ihna koan Mensch hier in der Gegend.?
?Das will ich gerade, Lena. Ich will Mensch sein, ganzer, voller Mensch, und hingehen, wo mich niemand kennt und ahnt, da? ich ein Beamter bin.?
?A Mensch will er sein,? murmelte die Lena vor[5-9] sich, ?sonst hat er als[5-10] gesagt, da? er a Aktenvieh sei.?
?Morgen geht's[5-11] fort, Lena, hier sind die Schl��ssel, und wecken thust mich auch, denn ich mu? fort,[5-12] eh' mich einer von den Herren hier sieht.?
?Da haben's v?llig recht,? meinte die Lena, ?denn koan Mensch th?t's Ihna f��r unsern gn?digen[6-1] Herrn halten.?
Des Morgens fr��h blies der himmelblaue[6-2] Postillon hinaus in die frische Morgenluft. Der Postexpeditor schmunzelte, als er den Landgerichtsassessor so ?verputzelt? sah und w��nschte ?allerseits[6-3] eine gl��ckliche Reise.? Nach f��nf Stunden sa? die graue Joppe im Eisenbahncoup�� und that v?llig fremd den Reisenden gegen��ber.
* * * * *
Und wieder sa?en derweilen im Zuge von Stuttgart[6-4] her eine trotz ihrer Drei?ig noch jugendlich aussehende Dame mit drei gleichgekleideten jungen M?dchen von f��nfzehn bis siebzehn Jahren. Wer[6-5] sich einigerma?en auf Menschen zu verstehen glaubte, dem schien es ganz klar: ?Institutsvorsteherin nebst drei Pflegebefohlenen.? Die letzteren mu?ten wohl von denen[6-6] sein, die zur geringen Freude der ersteren auch die gro?en Ferien dableiben, weil ihre Eltern selbst verreist sind. Anna, Lina und Elsa hie?en die drei M?dchen, die immer lachten, wenn[6-7] sie der Blick ihrer H��terin nicht traf. Denn alles kam ihnen l?cherlich vor. Jugendlust und Freude, Unschuld und Kindlichkeit schauten aus den[6-8] Augen, sie schienen so froh, dem[6-9] Schulszepter entronnen zu sein, und w?ren,[6-10] wenn man sie aufs Gewissen gefragt h?tte, am liebsten allein gereist. Und doch schaute die Dame nicht gr?mlich drein; nur dann, wenn[6-11] das Lachen zu toll wurde, oder wenn eine aus der wohlgef��llten Reisetasche einen allzugro?en Brocken hinunterw��rgen wollte, sah sie mahnend auf. Wenn sie aber still einmal schlief, da zuckte es[7-1] ��ber die sch?nen Z��ge wie Sonnenschein, als d?chte[7-2] sie ihrer eigenen sch?nen Jugendtage.
* * * * *
So verschieden diese s?mtlichen Reisenden auszogen, keiner dachte, da? sie sich alle an einem[7-8] Orte unter einem Dache finden w��rden, und doch geschah es so. Alle hatten dasselbe Ziel gew?hlt: das Salzkammergut.[7-4] Die einen wollten von da ��ber die Tauern[7-5] hinuntersteigen nach K?rnthen[7-6] und von da hinab nach Italien--die andern kamen schon daher und wollten den Weg durchs Salzkammergut zur��ck.[7-7]
Die Studenten waren im Stellwagen, der von Werfen[7-8] nach Lend f?hrt, bereits mit der ?Institutsvorsteherin? bekannt geworden, die mit ihren Pflegebefohlenen vorn im Coup�� sa?. Aber freilich nicht so,[7-9] da? sie einander gesehen h?tten. Das[7-10] geschah aber so: Auf der Fahrt flatterte ein blauer Schleier aus dem Coup�� lustig heraus am Wagen hin, worin hinten die Studios sa?en. Da dachte der eine:[7-11] ?Wer mag wohl[7-12] hinter dem blauen Schleier sein?? Er tr?umte sich in den Gedanken hinein und zuletzt ward[7-13] der Schleier bei seiner Flatterhaftigkeit[7-14] festgehalten und mittelst einer Stecknadel ihm ein beschriebener Zettel angesteckt. Der Vers war von den dreien in Kompagnie geschmiedet und lautete:
Blauer Schleier--blauer Himmel! Blaue Augen--blauer See! Mir[8-1] wird wohl im Weltget��mmel, Wenn ich nur was[8-2] blaues seh'! Blaue Augen! meine Wahl-- Seid gegr��?t viel' tausendmal!
Er flatterte hin��ber und ward dort angehalten. Man h?rte von dr��ben nichts als ein Kichern und Lachen, und bald darauf flatterte der Schleier wieder hinaus in die Luft. Ein neuer Zettel war angesteckt. Und darauf
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