Ein Ring | Page 8

Paul Heyse
Madame...
Die Stimme versagte ihm. Auch ich hatte mich erhoben, obwohl ich mich nur mit M��he aufrecht erhielt. Ich begleite Sie noch hinaus, sagte ich, Herr Ebi wird mich einen Augenblick entschuldigen.
So ging ich ihm voran nach der T��r. Ah, Madame, j'ai la la mort au coeur. Vous quitter, sans vous dire.--Oh si vous saviez--!
Je sais tout, mon ami, fl��sterte ich, et croyez--moi, si vous souffrez--moi aussi, j'ai le coeur si plein--je suis au d��sespoir!
Damit ?ffnete ich die T��r und dachte, drau?en--wenn auch nur auf kurze Minuten--w��rd' ich mich ihm an die Brust werfen und ihm sagen, was ich um ihn gelitten. Als ich aber hinaustrat, sah ich eine andere Feindin meines letzten schmerzlichen Gl��cks bei einer Lampe am Pfeilertischchen sitzen, eine N?harbeit in den H?nden--Mamsell Zipora!
Ich habe nachher erfahren, meine Kammerjungfer hatte der t��ckischen Person, ohne sich was dabei zu denken, erz?hlt, ich erwartete heute abend den Vicomte, der Abschied zu nehmen komme. Das hatte die sich zunutze gemacht, um es dem Ebi, den sie immer noch zu fangen hoffte, schadenfroh beizubringen, die Frau, die er heimlich verg?tterte, sei auch nicht besser als alle anderen, um sich und ihre Tugend dadurch in ein vorteilhaftes Licht zu setzen. Und der unselige Mensch hatte sich von einer Eifersucht, die er sich selbst vielleicht nicht eingestand, verleiten lassen, den W?chter zu machen und den Rivalen aus dem Felde zu schlagen.
Sie war von der Erinnerung an diese schmerzlichste Stunde ihres Lebens so ersch��ttert, da? sie lange nicht fortfahren konnte, sondern immer sich mit dem K?lnischen Wasser die Stirn benetzte und mit geschlossenen Augen dalag.
Endlich sagte sie: Wie ich den Weg in mein Zimmer zur��ckfand und bis zu dem Sofa gehen konnte, ist mir ein R?tsel. Ich f��hlte mich wie vernichtet, was jetzt noch werden konnte, war mir unfa?bar, ich sank auf das Polster nieder, dr��ckte mein Tuch gegen die Augen, und brach in krankhaftes Schluchzen aus.
Da? Ebi im Zimmer war, hatte ich v?llig vergessen.
Da h?rte ich pl?tzlich seine Stimme, in dem feierlich singenden Tone, wie bei den Psalmenversen seines Trauerspieles: Madame Herz, ich habe Sie immer verehrt, heute bewundere ich Sie. Der Sieg, den Sie ��ber sich selbst davongetragen, ist gr??er als der von Jephthas Tochter. Sagen Sie nicht, da? ich Ihnen dabei geholfen hab'. Wenn Sie nur gesagt h?tten ein einzig Wort: Ebi, verlassen Sie mich,--so wahr Gott lebt--ich w?re gegangen, so sehr es mich h?tt' geschmerzt, aber Sie wissen, ich bin ihrem Wort gehorsam, wie ein H��ndlein seinem Herrn. Da? Sie nicht gesagt haben das eine Wort, das macht Ihnen mehr Ehre als einem K?nig, der gro?e L?nder erobert, oder einem gewappneten Mann, der allein ein ganzes Heer besiegt. Denn wie es im Prediger Salomonis hei?t: Lieblich und sch?n sein ist nichts, aber ein Weib, das den Herrn f��rchtet, das soll man loben, und in Jesus Sirach: Ein sch?nes Weib, das fromm bleibt, ist wie die helle Lampe auf dem heiligen Leuchter. Erlauben Sie, Madame Herz, da? ich den Saum k��sse an Ihrem Gewande.
Ich f��hlte dunkel, wie er es tat, und h?rte, wie er dann das Zimmer verlie?. Da brach es erst recht bei mir aus, und ich weinte und weinte--bis eine Ohnmacht sich meines armen gefolterten Herzens erbarmte.
Am folgenden Tage und auch den n?chsten darauf konnte ich das Bett nicht verlassen. Es war keine Krankheit, meinte der Arzt, aber eine Ersch?pfung all meiner Lebenskraft. Als ich wieder aufstehen konnte, dauerte es noch Wochen, bis ich den Anblick von Menschen wieder ertragen konnte. Ebi und Mamsell Zipora durften mir nicht vor Augen kommen.
Dann erhielt ich von Konstantinopel aus seinen Ring und einen Brief dabei, voll schmerzlichster Gest?ndnisse. Ich zeigte beides meinem Manne, ohne ein Wort dabei zu sagen, und er gab es mir ebenso schweigend zur��ck. Ich wu?te, da? er ein zu kluger Kenner des weiblichen Herzens war, um es als eine S��nde anzusehen, wenn meines gegen das liebensw��rdigste, was die Erde trug, schwach gewesen war.
Da? ich einen ganz ?hnlichen Ring machen lie? mit der Inschrift: "Pour toujours", sagte ich Herz nicht. Er h?tte die Devise, die zweideutig war und ewige Liebe oder ewige Trennung bedeuten konnte, doch vielleicht in dem ersten Sinne verstanden. Zugleich schrieb ich ein paar Zeilen, die die Bitte enthielten, mir nicht wieder zu schreiben. Er erf��llte diesen Wunsch. Ich h?rte nur selten einmal durch Dritte von ihm. Schon nach f��nf Jahren kam die Nachricht von seinem Tode.
Das ist die Geschichte von diesem Ringe, die du hast wissen wollen, lieb Kind. Da? ich sie dir erz?hlt hab', mag dir beweisen, wie lieb du mir bist. Nicht einmal deine Mutter wei? das Genauere davon. Du magst es ihr einmal wiedererz?hlen.-Ich war sehr ergriffen von dieser r��hrenden Geschichte und wu?te nicht, was ich sagen sollte, meinen Anteil auszudr��cken. Als der naive J��ngling, der ich war, sagte ich endlich das Ungeschickteste: So schmerzlich es dir sein mu?, Tante, so oft du
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 11
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.