verbeugte sich, ohne ein Wort zu sagen, und ich konnte nicht erkennen, ob meine Bitte ihm lieb oder leid sei. Auch verga? ich sie selbst. Ich hatte es nur gesagt, um ihn damit zu erfreuen, da? ich mich f��r sein Tun und Treiben interessierte.
Die gute Tante schwieg eine Weile. Sie hatte den Kopf gegen das Kissen zur��ckgelegt und die schwarzen Augen still nach der Zimmerdecke hinaufgerichtet. Ich fragte sie, ob sie das Sprechen nicht zu sehr angreife. Sie m?ge mir das ��brige morgen oder ein andermal erz?hlen, wenn sie sich frischer f��hle.
Nein, lieb Kind, sagte sie, ich f��hle mich morgen nicht frischer als jetzt. Alte Leute werden ��berhaupt nur noch ein bi?chen aufgefrischt, wenn sie an ihre jungen Tage denken. Aber gib mir das Fl?schchen dort von dem Toilettentisch!
Ich reichte ihr das Kristallflacon mit dem silbernen Verschlusse, und sie go? von der Eau de Cologne ��ber ihre H?nde und hielt sie dann vors Gesicht. Meine Nase bleibt mir am l?ngsten treu, l?chelte sie. Die Zunge ist nicht mehr viel wert, Augen und Ohren lassen mich im Stich, aber an Blumenduft und feinem Parf��m erquick' ich mich noch.
Sie behielt das Fl?schchen in der Hand und sah wieder auf den Ring herab.
Nun kommt erst die Geschichte, sagte sie. Ich hab' sie noch keinem Menschen erz?hlt, nicht mal meinem Mann. Du aber sollst sie h?ren, weil du ein gutes Kind bist und Schwester Julchen ?hnlich siehst und sch?ne Verse machst. Also pa? auf und h?r auch, was ich verschweige.
Denn 's ist f��r eine alte Frau nicht leicht, so recht zu sagen, was sie viele Jahre auf den Herzen gehabt hat, und obwohl's eine Schw?che war, nicht hat loswerden k?nnen. Aber du wirst es schon verstehen.
Also, vor etwa einundzwanzig Jahren war's, im Herbst, auf dem ersten Ball, mit dem die Saison wieder er?ffnet wurde, im Bethmannschen Hause. Herzens waren nat��rlich eingeladen und erschienen en grande tenue, Mutter Kl?rchen und die drei gro?en T?chter, die j��ngste allerdings erst sechzehnj?hrig. Und die M?dchen sahen wirklich wie die drei Grazien aus, das hei?t, wenn deren Toilette nicht von Mutter Natur, sondern von einer Pariser Schneiderin besorgt worden w?re. Das Wort von drei Grazien aber mu?t' ich an dem Abend wohl ein dutzendmal h?ren.
Wir waren nat��rlich in unserem Anzuge, wie immer, die einfachsten; Herz liebte es nicht, da? ich mich oder die Kinder "putzte", da wir an Schmuck und anderem Luxus doch nicht mit den gro?en H?usern rivalisieren konnten. So hatte ich nur meine Perlen um den Hals und in den Ohren, die M?dchen nichts als frische Blumen, freilich von den zu dieser Jahreszeit teuersten, die wei?en T��llkleider nach der neuesten Mode, aber ohne kostbare Spitzen, ich in einer ganz hellen, pfirsichfarbenen Robe, ziemlich dekolletiert, wie man eben damals ging, und eine kleine Federagraffe im Haar. Ich wu?te, es stand mir gut, doch war's schon l?ngst mein Bestreben, mich zu eklipsieren, um meine M?dchen gl?nzen zu lassen.
Sie machten auch Sensation, als sie den Saal betraten, und hatten im Umsehen alle T?nze vergeben. Ich selbst gesellte mich zu ein paar ?lteren Damen, die mir allerlei Sch?nes ��ber meine Kinder und auch ��ber mich sagten, und ergab mich dann in das allgemeine Mutterschicksal, mich nur noch an fremdem Vergn��gen zu am��sieren.
Das hatte ich aber schon zu oft getan, als da? mich's nicht bald erm��det h?tte, und da auch die Damen neben mir mich langweilten, versank ich endlich in eine Art Halbschlaf mit offenen Augen, in dem nur die tanzenden Paare mit der lebhaften Musik wie Schatten, die man im Traum sieht, vor��berschwebten.
Auf einmal aber, in einer Tanzpause, weckte mich aus diesem D?mmerzustand eine bekannte Stimme, die des Grafen F��n��lon, der mir einen Freund vorstellte, den Vicomte Gaston de--auch ein sehr aristokratischer Name--, der gestern in Frankfurt angekommen sei als Attach�� bei der franz?sischen Gesandtschaft und um die Ehre bitte--und so weiter.
Ich machte, ein wenig verwirrt, die Augen weit auf und sah einen jungen Herrn vor uns stehen, der auch einer getr?umten Erscheinung ?hnlicher sah als einem leibhaftigen Menschen. Denn so ein sch?nes, gl?nzendes Gesicht, mit so m?dchenhaft zarten Z��gen und doch ganz ernsthaften und feurigen Augen, eine so tadellose m?nnliche Gestalt, dazu angezogen wie ein Gott, doch ohne Stutzerhaftigkeit, war mir noch nicht vorgekommen.
Ich will ihn dir nicht beschreiben. Du k?nntest dir doch keine Vorstellung von ihm machen.
Dazu seine Stimme, die durchs Ohr gleich ins Herz drang, obwohl sie gar nichts Insinuantes hatte, sondern ganz schlicht und treuherzig klang, und ein Franz?sisch, wie man's nur in den besten Pariser Kreisen spricht.
Ich war so benommen von alldem, da? ich nicht imstande war, meinen usage du monde zu zeigen, auf den ich mir sonst was zugute tat. Als ich das merkte, wurde ich erst recht ungeschickt, stammelte mein sonst so gel?ufiges Franz?sisch wie ein Schulkind heraus und dachte: Wenn er nur wieder ginge! Was soll er von dir denken? Im stillen lacht
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