Ein Heiratsantrag | Page 5

Anton Tschechow
einem kurzen Unterkiefer nicht gut schnappen kann.
=Natalia Stepanowna.= Kurzen Unterkiefer? h?re ich zum erstenmal!
=Lomow.= Ich versichere Ihnen, der untere Kiefer ist k��rzer als der obere.
=Natalia Stepanowna.= Haben Sie denn gemessen?
=Lomow.= Ich habe gemessen. Zum Laufen taugt er nat��rlich, ob aber zum Auffangen im Fluge ... das kaum...
=Natalia Stepanowna.= Erstens ist unser Otkatai von reiner Rasse, Vollblut, er ist der Sohn Sapragajas und Stameskis, und bei Ihrem Buntscheckigen kommt man gar nicht auf seine Herkunft... Dann ist Ihrer alt und h??lich wie eine klapperd��rre Schindm?hre...
=Lomow.= Alt, gewi?! Ich nehme f��r ihn keine f��nf Ihrer Otkatais... Kann man das aber auch? Ugadai -- ist ein Hund und Otkatai ... es ist l?cherlich, zu streiten... Solche wie Ihren Otkatai findet man bei jedem Hundeh?ndler so viele, da? man mit ihnen einen Teich f��llen k?nnte.
=Natalia Stepanowna.= In Ihnen, Iwan Wassiljitsch, sitzt heute ein b?ser Geist des Widerspruchs. Bald geh?ren die Wiesen Ihnen, bald ist Ugadai besser als Otkatai. Mir gef?llt es gar nicht, wenn ein Mensch nicht das spricht, was er denkt. Sie wissen ja sehr wohl, da? Otkatai hundertmal besser ist als Ihrer ... dieser dumme Ugadai. Warum also das Gegenteil sagen?
=Lomow.= Ich sehe, Natalia Stepanowna, Sie halten mich f��r blind oder f��r einen Narren. Aber begreifen Sie doch, da? Otkatai einen kurzen Unterkiefer hat!
=Natalia Stepanowna.= Es ist nicht wahr!
=Lomow.= Ja, einen kurzen Unterkiefer!
=Natalia Stepanowna= (schreit). Nicht wahr!
=Lomow.= Warum schreien Sie denn, meine Gn?dige?
=Natalia Stepanowna.= Warum reden Sie solchen Unsinn? Das ist doch emp?rend! Es ist h?chste Zeit, Ihren Ugadai zu erschie?en, und Sie vergleichen ihn mit Otkatai!
=Lomow.= Entschuldigen Sie, ich kann diesen Streit nicht fortsetzen. Ich habe Herzklopfen.
=Natalia Stepanowna.= Ich habe bemerkt, da? diejenigen J?ger am meisten streiten, die am wenigsten verstehen.
=Lomow.= Meine Gn?dige, ich bitte Sie, schweigen Sie... Mir platzt das Herz... (Er schreit.) Schweigen Sie!
=Natalia Stepanowna.= Ich werde nicht schweigen, bis Sie nicht zugeben, da? Otkatai hundertmal besser ist als Ihr Ugadai.
=Lomow.= Hundertmal schlechter. Krepieren soll er, Ihr Otkatai! Die Schl?fen... Die Augen... Die Schulter...
=Natalia Stepanowna.= Und Ihr dummer Ugadai hat es gar nicht n?tig zu krepieren, weil er ohnehin wie krepiert ist!
=Lomow= (schreit). Schweigen Sie! Ich habe einen Herzschlag...
=Natalia Stepanowna.= Ich werde nicht schweigen!
=Tschubukow= (kommt herein).

Siebenter Auftritt.
=Die Vorigen.= =Tschubukow.=
=Tschubukow.= Was gibt es denn schon wieder?
=Natalia Stepanowna.= Papa, sag' aufrichtig, auf Ehr' und Gewissen: welcher Hund ist besser -- unser Otkatai oder sein Ugadai?
=Lomow.= Stepan Stepanowitsch, ich flehe Sie an, sagen Sie blo? eins: hat Ihr Hund einen kurzen Unterkiefer oder nicht? Ja oder nein?
=Tschubukow.= Und wenn schon! Ist das von so gro?er Wichtigkeit? Daf��r gibt es im ganzen Umkreis keinen bessern Hund und dergleichen.
=Lomow.= Aber mein Ugadai ist doch besser? Sagen Sie aufrichtig!
=Tschubukow.= Regen Sie sich nicht auf, Sch?tzbarster!... Gestatten Sie... Ihr Ugadai hat eben seine guten Eigenschaften... Er ist von guter Rasse, hat kr?ftige L?ufe, starke Lenden und dergleichen. Aber der Hund, wenn Sie es wissen wollen, mein Bester, hat zwei M?ngel: er ist alt und hat einen kurzen Unterkiefer.
=Lomow.= Entschuldigen Sie, ich habe Herzklopfen... Sprechen wir von Tatsachen ... wollen Sie sich erinnern, auf Maruskins Wiesen ging mein Ugadai mit den gr?flichen Raswachai Ohr an Ohr und Ihr Otkatai blieb eine ganze Werst zur��ck.
=Tschubukow.= Er blieb zur��ck, weil der gr?fliche Aufseher ihn mit seiner Peitsche geschlagen hatte.
=Lomow.= Er hatte recht, alle Hunde sp��ren dem Fuchs nach, Otkatai aber h?lt es f��r notwendig, ein Schaf zu bei?en!
=Tschubukow.= Das ist nicht wahr ... Liebster ... ich bin reizbar und darum bitte ich Sie, brechen wir diesen Streit ab. Er hat ihn geschlagen, weil jedermann auf einen fremden Hund von guter Rasse mit Neid sieht... Jawohl, alle sind Neider. Auch Sie, mein Herr, sind nicht frei von S��nden! Kaum bemerken Sie, da? der Hund eines andern besser ist als Ihr Ugadai, so fangen Sie gleich an ... dies ... jenes ... sein ... mein ... und dergleichen... Ich erinnere mich genau an alles!
=Lomow.= Auch ich erinnere mich!
=Tschubukow= (nach?ffend). Auch ich erinnere mich ... woran erinnern Sie sich?
=Lomow.= Herzklopfen... Das Bein ist gel?hmt... Ich kann nicht...
=Natalia Stepanowna= (nachspottend). Herzklopfen ... was sind Sie f��r ein J?ger? Sie sollten in der K��che auf dem Ofen liegen und Schaben erdrosseln, aber nicht F��chse jagen! Herzklopfen!...
=Tschubukow.= Wahrhaftig, was sind Sie f��r ein J?ger? Mit Ihren Krankheiten sitzt man zu Hause und baumelt nicht herum auf dem Sattel. Wenn Sie noch ein J?ger w?ren, aber Sie fahren doch nur deshalb herum, damit Sie ��ber Hunde anderer streiten, die Leute st?ren und dergleichen. Ich bin reizbar, lassen wir dieses Gespr?ch, Sie sind n?mlich kein J?ger!
=Lomow.= Sind +Sie+ denn ein J?ger? Sie fahren doch nur aus, um sich beim Grafen einzuschmeicheln, um zu intrigieren... Das Herz... Sie Intrigant...!
=Tschubukow.= Nun und wenn ich ein Intrigant bin? (Er schreit.) Schweigen Sie!
=Lomow.= Intrigant!
=Tschubukow.= Bube! Junger Hund! Wandelnde Apotheke!
=Lomow.= Alte Ratte! Jesuit! Ich kenne Sie genau!
=Tschubukow.= Schweig! Sonst schie?e ich dich nieder ... mit dem schlechtesten Gewehr, wie ein Rebhuhn! Geck!
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 10
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.