Effi Briest
The Project Gutenberg EBook of Effi Briest, by Theodor Fontane
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Title: Effi Briest
Author: Theodor Fontane
Release Date: March, 2004 [EBook #5323] [Yes, we are more than one
year ahead of schedule] [This file was first posted on July 1, 2002]
[Most recently updated August 8, 2002]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, EFFI
BRIEST ***
This eBook was prepared by Gunther Olesch from a source file at
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Effi Briest
Theodor Fontane
Erstes Kapitel
In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von
Briest bewohnten Herrenhauses zu Hohen-Cremmen fiel heller
Sonnenschein auf die mittagsstille Dorfstraße, während nach der Park-
und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflügel einen
breiten Schatten erst auf einen weiß und grün quadrierten Fliesengang
und dann über diesen hinaus auf ein großes, in seiner Mitte mit einer
Sonnenuhr und an seinem Rande mit Canna indica und
Rhabarberstauden besetzten Rondell warf. Einige zwanzig Schritte
weiter, in Richtung und Lage genau dem Seitenflügel entsprechend, lief
eine ganz in kleinblättrigem Efeu stehende, nur an einer Stelle von
einer kleinen weißgestrichenen Eisentür unterbrochene Kirchhofsmauer,
hinter der der Hohen-Cremmener Schindelturm mit seinem blitzenden,
weil neuerdings erst wieder vergoldeten Wetterhahn aufragte.
Fronthaus, Seitenflügel und Kirchhofsmauer bildeten ein einen kleinen
Ziergarten umschließendes Hufeisen, an dessen offener Seite man eines
Teiches mit Wassersteg und angekettetem Boot und dicht daneben
einer Schaukel gewahr wurde, deren horizontal gelegtes Brett zu
Häupten und Füßen an je zwei Stricken hing - die Pfosten der
Balkenlage schon etwas schief stehend. Zwischen Teich und Rondell
aber und die Schaukel halb versteckend standen ein paar mächtige alte
Platanen.
Auch die Front des Herrenhauses - eine mit Aloekübeln und ein paar
Gartenstühlen besetzte Rampe - gewährte bei bewölktem Himmel einen
angenehmen und zugleich allerlei Zerstreuung bietenden Aufenthalt; an
Tagen aber, wo die Sonne niederbrannte, wurde die Gartenseite ganz
entschieden bevorzugt, besonders von Frau und Tochter des Hauses,
die denn auch heute wieder auf dem im vollen Schatten liegenden
Fliesengange saßen, in ihrem Rücken ein paar offene, von wildem
Wein umrankte Fenster, neben sich eine vorspringende kleine Treppe,
deren vier Steinstufen vom Garten aus in das Hochparterre des
Seitenflügels hinaufführten. Beide, Mutter und Tochter, waren fleißig
bei der Arbeit, die der Herstellung eines aus Einzelquadraten
zusammenzusetzenden Altarteppichs galt; ungezählte Wollsträhnen und
Seidendocken lagen auf einem großen, runden Tisch bunt
durcheinander, dazwischen, noch vom Lunch her, ein paar Dessertteller
und eine mit großen schönen Stachelbeeren gefüllte Majolikaschale.
Rasch und sicher ging die Wollnadel der Damen hin und her, aber
während die Mutter kein Auge von der Arbeit ließ, legte die Tochter,
die den Rufnamen Effi führte, von Zeit zu Zeit die Nadel nieder und
erhob sich, um unter allerlei kunstgerechten Beugungen und
Streckungen den ganzen Kursus der Heil- und Zimmergymnastik
durchzumachen. Es war ersichtlich, daß sie sich diesen absichtlich ein
wenig ins Komische gezogenen Übungen mit ganz besonderer Liebe
hingab, und wenn sie dann so dastand und, langsam die Arme hebend,
die Handflächen hoch über dem Kopf zusammenlegte, so sah auch
wohl die Mama von ihrer Handarbeit auf, aber immer nur flüchtig und
verstohlen, weil sie nicht zeigen wollte, wie entzückend sie ihr eigenes
Kind finde, zu welcher Regung mütterlichen Stolzes sie voll berechtigt
war. Effi trug ein blau und weiß gestreiftes, halb kittelartiges
Leinwandkleid, dem erst ein fest zusammengezogener, bronzefarbener
Ledergürtel die Taille gab; der Hals war frei, und über Schulter und
Nacken fiel ein breiter Matrosenkragen. In allem, was sie tat, paarten
sich Übermut und Grazie, während ihre lachenden braunen Augen eine
große, natürliche Klugheit und viel Lebenslust und Herzensgüte
verrieten. Man nannte sie die »Kleine«, was sie sich nur gefallen lassen
mußte, weil die schöne, schlanke Mama noch um eine Handbreit höher
war.
Eben hatte sich Effi wieder erhoben, um abwechselnd nach links und
rechts ihre turnerischen Drehungen zu machen, als die von ihrer
Stickerei gerade wieder aufblickende Mama ihr zurief: »Effi, eigentlich
hättest
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