leben, trotzdem er ein wenig prosaisch war und dann und wann einen kleinen frivolen Zug hatte. Gegen Ende der Tafel, das Eis wurde schon herumgereicht, nahm der alte Ritterschaftsrat noch einmal das Wort, um in einer zweiten Ansprache das allgemeine Familien-Du zu proponieren. Er umarmte dabei Innstetten und gab ihm einen Ku? auf die linke Backe. Hiermit war aber die Sache f��r ihn noch nicht abgeschlossen, vielmehr fuhr er fort, au?er dem ?Du? zugleich intimere Namen und Titel f��r den Hausverkehr zu empfehlen, eine Art Gem��tlichkeitsrangliste aufzustellen, nat��rlich unter Wahrung berechtigter, weil wohlerworbener Eigent��mlichkeiten. F��r seine Frau, so hie? es, w��rde der Fortbestand von ?Mama? (denn es g?be auch junge Mamas) wohl das beste sein, w?hrend er f��r seine Person, unter Verzicht auf den Ehrentitel ?Papa?, das einfache Briest entschieden bevorzugen m��sse, schon weil es so h��bsch kurz sei. Und was nun die Kinder angehe - bei welchem Wort er sich, Aug in Auge mit dem nur etwa um ein Dutzend Jahre j��ngeren Innstetten, einen Ruck geben mu?te -, nun, so sei Effi eben Effi und Geert Geert. Geert, wenn er nicht irre, habe die Bedeutung von einem schlank aufgeschossenen Stamm, und Effi sei dann also der Efeu, der sich darumzuranken habe. Das Brautpaar sah sich bei diesen Worten etwas verlegen an. Effi zugleich mit einem Ausdruck kindlicher Heiterkeit, Frau von Briest aber sagte: ?Briest, sprich, was du willst, und formuliere deine Toaste nach Gefallen, nur poetische Bilder, wenn ich bitten darf, la? beiseite, das liegt jenseits deiner Sph?re.? Zurechtweisende Worte, die bei Briest mehr Zustimmung als Ablehnung gefunden hatten. ?Es ist m?glich, da? du recht hast, Luise.?
Gleich nach Aufhebung der Tafel beurlaubte sich Effi, um einen Besuch dr��ben bei Pastors zu machen. Unterwegs sagte sie sich: ?Ich glaube, Hulda wird sich ?rgern. Nun bin ich ihr doch zuvorgekommen - sie war immer zu eitel und eingebildet.? Aber Effi traf es mit ihrer Erwartung nicht ganz; Hulda, durchaus Haltung bewahrend, benahm sich sehr gut und ��berlie? die Bezeugung von Unmut und ?rger ihrer Mutter, der Frau Pastorin, die denn auch sehr sonderbare Bemerkungen machte. ?Ja, ja, so geht es. Nat��rlich. Wenn's die Mutter nicht sein konnte, mu? es die Tochter Sein. Das kennt man. Alte Familien halten immer zusammen, und wo was is, da kommt was dazu.? Der alte Niemeyer kam in arge Verlegenheit ��ber diese fortgesetzten Spitzen Redensarten ohne Bildung und Anstand und beklagte mal wieder, eine Wirtschafterin geheiratet zu haben.
Von Pastors ging Effi nat��rlich auch zu Kantor Jahnkes; die Zwillinge hatten schon nach ihr ausgeschaut und empfingen sie im Vorgarten.
?Nun, Effi?, sagte Hertha, w?hrend alle drei zwischen den rechts und links bl��henden Studentenblumen auf und ab schritten, ?nun, Effi, wie ist dir eigentlich??
?Wie mir ist? Oh, ganz gut. Wir nennen uns auch schon du und bei Vornamen. Er hei?t n?mlich Geert, was ich euch, wie mir einf?llt, auch schon gesagt habe.?
?Ja, das hast du. Mir ist aber doch so bange dabei. Ist es denn auch der Richtige??
?Gewi? ist es der Richtige. Das verstehst du nicht, Hertha. Jeder ist der Richtige. Nat��rlich mu? er von Adel sein und eine Stellung haben und gut aussehen.?
?Gott, Effi, wie du nur sprichst. Sonst sprachst du doch ganz anders.?
?Ja, sonst.?
?Und bist du auch schon ganz gl��cklich??
?Wenn man zwei Stunden verlobt ist, ist man immer ganz gl��cklich. Wenigstens denk ich es mir so.?
?Und ist es dir denn gar nicht, ja, wie sag ich nur, ein bi?chen genant??
?Ja, ein bi?chen genant ist es mir, aber doch nicht sehr. Und ich denke, ich werde dar��ber wegkommen.?
Nach diesem im Pfarr- und Kantorhause gemachten Besuche, der keine halbe Stunde gedauert hatte, war Effi wieder nach dr��ben zur��ckgekehrt, wo man auf der Gartenveranda eben den Kaffee nehmen wollte. Schwiegervater und Schwiegersohn gingen auf dem Kieswege zwischen den zwei Platanen auf und ab. Briest sprach von dem Schwierigen einer landr?tlichen Stellung; sie sei ihm verschiedentlich angetragen worden, aber er habe jedesmal gedankt. ?So nach meinem eigenen Willen schalten und walten zu k?nnen ist mir immer das liebste gewesen, jedenfalls lieber - Pardon, Innstetten -, als so die Blicke best?ndig nach oben richten zu m��ssen. Man hat dann blo? immer Sinn und Merk f��r hohe und h?chste Vorgesetzte. Das ist nichts f��r mich. Hier leb ich so freiweg und freue mich ��ber jedes gr��ne Blatt und ��ber den wilden Wein, der da dr��ben in die Fenster w?chst.?
Er sprach noch mehr dergleichen, allerhand Antibeamtliches, und entschuldigte sich von Zeit zu Zeit mit einem kurzen, verschiedentlich wiederkehrenden ?Pardon, Innstetten?. Dieser nickte mechanisch zustimmend, war aber eigentlich wenig bei der Sache, sah vielmehr wie gebannt immer aufs neue nach dem dr��ben am Fenster rankenden wilden Wein hin��ber, von dem Briest eben gesprochen, und w?hrend er dem nachhing, war es ihm, als s?h' er wieder die rotblonden M?dchenk?pfe zwischen den Weinranken und h?re dabei den ��berm��tigen Zuruf: ?Effi, komm.?
Er glaubte nicht an Zeichen und ?hnliches,
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.