Effi Briest | Page 5

Theodor Fontane
Freundinnen ihr nach, weit ��ber das Rondell und die beiden seitw?rts stehenden Platanen hinaus, bis die Verschwundene mit einem Male aus ihrem Versteck hervorbrach und m��helos, weil sie schon im R��cken ihrer Verfolger war, mit ?eins, zwei, drei? den Freiplatz neben der Bank erreichte.
?Wo warst du??
?Hinter den Rhabarberstauden; die haben so gro?e Bl?tter, noch gr??er als ein Feigenblatt ...?
?Pfui ...?
?Nein, pfui f��r euch, weil ihr verspielt habt. Hulda, mit ihren gro?en Augen, sah wieder nichts, immer ungeschickt.? Und dabei flog Effi von neuem ��ber das Rondell hin, auf den Teich zu, vielleicht weil sie vorhatte, sich erst hinter einer dort aufwachsenden dichten Haselnu?hecke zu verstecken, um dann, von dieser aus, mit einem weiten Umweg um Kirchhof und Fronthaus, wieder bis an den Seitenfl��gel und seinen Freiplatz zu kommen. Alles war gut berechnet; aber freilich, ehe sie noch halb um den Teich herum war, h?rte sie schon vom Hause her ihren Namen rufen und sah, w?hrend sie sich umwandte, die Mama, die, von der Steintreppe her, mit ihrem Taschentuch winkte. Noch einen Augenblick, und Effi stand vor ihr.
?Nun bist du doch noch in deinem Kittel, und der Besuch ist da. Nie h?ltst du Zeit.?
?Ich halte schon Zeit, aber der Besuch hat nicht Zeit gehalten. Es ist noch nicht eins; noch lange nicht?, und sich nach den Zwillingen hin umwendend (Hulda war noch weiter zur��ck), rief sie diesen zu: ?Spielt nur weiter; ich bin gleich wieder da.?
Schon im n?chsten Augenblick trat Effi mit der Mama in den gro?en Gartensaal, der fast den ganzen Raum des Seitenfl��gels f��llte.
?Mama, du darfst mich nicht schelten. Es ist wirklich erst halb. Warum kommt er so fr��h? Kavaliere kommen nicht zu sp?t, aber noch weniger zu fr��h.?
Frau von Briest war in sichtlicher Verlegenheit; Effi aber schmiegte sich liebkosend an sie und sagte: ?Verzeih, ich will mich nun eilen; du wei?t, ich kann auch rasch sein, und in f��nf Minuten ist Aschenputtel in eine Prinzessin verwandelt. So lange kann er warten oder mit dem Papa plaudern.?
Und der Mama zunickend, wollte sie leichten Fu?es eine kleine eiserne Stiege hinauf, die aus dem Saal in den Oberstock hinauff��hrte. Frau von Briest aber, die unter Umst?nden auch unkonventionell sein konnte, hielt pl?tzlich die schon forteilende Effi zur��ck, warf einen Blick auf das jugendlich reizende Gesch?pf, das, noch erhitzt von der Aufregung des Spiels, wie ein Bild frischesten Lebens vor ihr stand, und sagte beinahe vertraulich: ?Es ist am Ende das beste, du bleibst, wie du bist. Ja, bleibe so. Du siehst gerade sehr gut aus. Und wenn es auch nicht w?re, du siehst so unvorbereitet aus, so gar nicht zurechtgemacht, und darauf kommt es in diesem Augenblick an. Ich mu? dir n?mlich sagen, meine s��?e Effi ...?, und sie nahm ihres Kindes beide H?nde, ?... ich mu? dir n?mlich sagen ...?
?Aber Mama, was hast du nur? Mir wird ja ganz angst und bange.?
?... Ich mu? dir n?mlich sagen, Effi, da? Baron Innstetten eben um deine Hand angehalten hat.?
?Um meine Hand angehalten? Und im Ernst??
?Es ist keine Sache, um einen Scherz daraus zu machen. Du hast ihn vorgestern gesehen, und ich glaube, er hat dir auch gut gefallen. Er ist freilich ?lter als du, was alles in allem ein Gl��ck ist, dazu ein Mann von Charakter, von Stellung und guten Sitten, und wenn du nicht nein sagst, was ich mir von meiner klugen Effi kaum denken kann, so stehst du mit zwanzig Jahren da, wo andere mit vierzig stehen. Du wirst deine Mama weit ��berholen.?
Effi schwieg und suchte nach einer Antwort. Aber ehe sie diese finden konnte, h?rte sie schon des Vaters Stimme von dem angrenzenden, noch im Fronthause gelegenen Hinterzimmer her, und gleich danach ��berschritt Ritterschaftsrat von Briest, ein wohlkonservierter F��nfziger von ausgesprochener Bonhomie, die Gartensalonschwelle - mit ihm Baron Innstetten, schlank, br��nett und von milit?rischer Haltung.
Effi, als sie seiner ansichtig wurde, kam in ein nerv?ses Zittern; aber nicht auf lange, denn im selben Augenblick fast, wo sich Innstetten unter freundlicher Verneigung ihr n?herte, wurden an dem mittleren der weit offenstehenden und von wildem Wein halb ��berwachsenen Fenster die rotblonden K?pfe der Zwillinge sichtbar, und Hertha, die Ausgelassenste, rief in den Saal hinein: ?Effi, komm.?
Dann duckte sie sich, und beide Schwestern sprangen von der Banklehne, darauf sie gestanden, wieder in den Garten hinab, und man h?rte nur noch ihr leises Kichern und Lachen.

Drittes Kapitel
Noch an demselben Tage hatte sich Baron Innstetten mit Effi Briest verlobt. Der joviale Brautvater, der sich nicht leicht in seiner Feierlichkeitsrolle zurechtfand, hatte bei dem Verlobungsmahl, das folgte, das junge Paar leben lassen, was auf Frau von Briest, die dabei der nun um kaum achtzehn Jahre zur��ckliegenden Zeit gedenken mochte, nicht ohne herzbeweglichen Eindruck geblieben war. Aber nicht auf lange; sie hatte es nicht sein k?nnen, nun war es statt ihrer die Tochter - alles in allem ebensogut oder vielleicht noch besser. Denn mit Briest lie? sich
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