aes triplex muss ihre Brust schirmen, wenn sie das sonnige Land des Bewusstseins verlassen, wenn sie durch die grauen M?rderfluten nach Avalun steuern. Und viele, viele gehen schm?hlich zugrunde, ohne je einen Blick hinter die Wolken zu werfen.
Ganz wenigen aber gelingt die Fahrt. Sie finden ein Neuland, entdecken es f��r die Kultur: +sie haben die Grenzen des Bewusstseins ein St��ck weiter hinausgeschoben+.
Die +K��nstler+ sind diese ersten Entdecker. Dann mag die Menschheit Forscherfahrten ausr��sten, um das neue Land zu vermessen und zu untersuchen: Grundbuchleute und Katasterbeamte entsenden -- -- -- M?nner der +Wissenschaft+.
-- -- Nun ist gewiss, dass -- neben andern Wegen -- die sogenannten Gifte, die wir Narkotika nennen, geeignet sind, uns ��ber die Schwelle des Bewusstseins hinauszuf��hren. Gelingt es jemand, in diesem ?Jenseits? irgendwo festen Fuss zu fassen, das Metaphysische in etwas Positives umzuwerten, so schafft er einen neuen Kunstwert, ist, im edelsten Sinne, +ein K��nstler+.
Vielleicht ist hier n?tig, die Binsenweisheit zu betonen, dass nie nat��rlich von einem Schaffen im +Rausche selbst+ die Rede sein kann?! Oder die andere, dass kein Rauschmittel der Welt aus einem Menschen etwas heraus zu holen vermag, das nicht in ihm steckt?! Die Griswolds und Ingrams m?gen noch soviel Wein trinken, noch soviel Opium rauchen, noch soviel Haschisch essen, sie werden doch nimmermehr Kunstwerte schaffen! -- -- +Aber+: der durch Narkotica bewirkte Rausch ist unter Umst?nden -- -- neben andern Ursachen -- geeignet, irgendwann sp?ter eine Ekstase hervorzurufen. Und: +in dieser Ekstase leistet jeder Mensch das H?chste, was seine Intelligenz ��berhaupt zu leisten imstande ist+.
* * *
Der Griswold hatte recht: Edgar Allan Poe trank. Und da -- wie bei uns allen -- sein Leib verh?ltnism?ssig schlecht auf die Vergiftung des Alkohols reagierte, abgestumpft war durch die Trinkgewohnheiten von Generationen +von Vorfahren+, so trank er viel. Er soff. -- Aber er tat das mit Absicht, tat es, um in den Rauschzustand zu kommen, aus dem heraus er -- sp?ter, vielleicht Jahre sp?ter -- neue Kunstwerte schaffen konnte. Solch ein Rausch ist kein Genuss, er ist eine entsetzliche Qual, die +bewusst+ nur der ersehnt, dem das Kainszeichen der Kunst von der Stirne flammt.
-- Gibt es eine schm?hlichere L��ge als die der Banausen: ?K��nstlerisches Schaffen ist keine Arbeit; es ist eine Freude!?? Der das sagte, und die grosse Masse, die es gedankenlos nachplappert, haben nie einen Hauch der Ekstase versp��rt, die allein k��nstlerisches Schaffen bedingt. Und +diese Ekstase+ ist immer eine Qual, selbst dann, wenn -- in seltenen F?llen -- der Grund, der sie hervorrief, ein Genuss war.
Man sagt, dass die Katzenm��tter ihre Jungen mit Genuss zur Welt bringen -- -- aber es sind auch nur arme blinde K?tzlein. So mag der Wochenplauderer der Buxtehuder Zeitung, mag der Textdichter von ?Berlin bei Nacht? mit Genuss seine Zeilen zu Papier bringen -- -- +ein Kunstwerk ist nie ohne Schmerzen geboren worden.+
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Ich bin hinausgegangen. Durch den m?chtigen Palast des f��nften r?mischen Kaisers deutscher Nation, der den Namen Karl f��hrte. Quer durch den gewaltigen S?ulenhof. Hinauf durch die lange Allee weissbl��hender Akazien, durch die Wiesen, die viele tausend blauer Iris tragen. Den Turm der Prinzessinnen liess ich mir aufschliessen, wo einst die Sultant?chter Zayda, Zorayda und Zorahayda am Fenster der gefangenen Christenritter Lieder belauschten.
Ich schau ��ber das Tal auf den H��gel, von dem Boabdil beim Scheiden seinen letzten Seufzer dem verlorenen Granada sandte. Ich blicke auf den Garten des Generalife, deutlich sehe ich die vielhundertj?hrigen Zypressen, unter deren Schatten des letzten Maurenk?nigs Frau -- Hamet, dem sch?nsten der Abenceragen das unheilbringende Stelldichein gab.
-- Hier erz?hlt jeder Stein eine tr��be, verklungene Sage -- --
Tief unten im Tal geht der Weg, der weit hinauf zur Totenstatt f��hrt. Ein paar schwarze Ziegen weiden an den gr��nen Abh?ngen; hinten, unter dem Turm der Gefangenen, sitzt ein zerlumpter Zollw?chter vor seiner schmutzigen H?hle. Langohrige Kaninchen grasen um ihn herum, sieben H?hne, zum nahen Kampfe schon der K?mme und Schwanzfedern beraubt, picken im Boden oder fliegen aufeinander. Und weit im Osten gl��ht purpurrot der Schnee der wilden Sierra Nevada --
Ein Trupp zerlumpter Bengels zieht durch das Tal. Zwei tragen einen kleinen Kindersarg auf den Schultern, offen nach spanischer Sitte; ein anderer schultert den Deckel. Der Sarg ist sehr einfach, drei gelbe Bretter und zwei Brettchen. Aber drinnen liegen Blumen, viele Blumen, rote, gelbe und weisse und blaue Blumen, unter denen das wachsbleiche K?pfchen in schwarzem Haar hervorschaut. Kein Priester, keine Verwandten, nicht einmal Vater und Mutter im Zuge; sechs zerlumpte Bengels -- --
Doch zwischen so vielen bunten Blumen ruht das tote Kind, in solch frischem, bl��hendem Dufte. Wie gut, dass man ihm die Augen nicht schloss! Nun schaut es heraus, neugierig aus den bunten Blumen, hinauf zu dem alten, maurischen K?nigsschloss. So zufrieden blickt es heraus aus seiner bunten Pracht, das kleine tote M?dchen, so zufrieden und gl��cklich, wie es gewiss nie im Leben war.
[Abbildung: POE'S LANDHAUS ZU FORDHAM Zeichnung von H. Crickmore]
Hier h?tte
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